Industrie 4.0: Probieren statt normieren

Beck IPC bietet einen bewährten Weg vom Sensor zur Cloud

4. Juli 2016, 15:47 Uhr | Andreas Knoll
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Kommunikationslösung für das IIoT

Wie genau ist Ihre Kommunikationslösung technisch aufgebaut?

Thomas Schumacher: Sie besteht aus vier Kernkomponenten. Auf der Feldebene läuft, erstens, eine Software, die Daten einsammelt, bündelt und sicher auf die Server- bzw. IT-Ebene bringt. Dort befindet sich, zweitens, eine Software, die als Schnittstelle fungiert, um Bedienung und Daten-Handling durchführen zu können. Drittens bedarf es dazwischen eines geeigneten Protokolls, wobei die Lösung nicht von einem bestimmten Protokoll abhängig ist – Anwendungs- und Protokollunabhängigkeit sind ihre Grundprinzipien. Und viertens erfordert das Ganze, um laufen zu können, natürlich die entsprechende Hardware.

Auf der Feldebene ist die Software entweder in einem Embedded-Modul der »IPC@CHIP«-Serie in Form eines kleinen Boards oder in einem gehäusten Gateway der »com.tom«-Baureihe verankert. Die nötigen Anschlüsse sind alle vorhanden – das »IPC@CHIP«-Board hatte sie bisher als Ball Grids und hat sie neuerdings als kleine Pins auf der Seite. An ihnen wird das Board auf ein Haupt-Board gelötet.

Entwickelt Ihr Unternehmen die Software für die Lösung selbst?

Christoph Müller: Generell verwenden wir für unsere Lösung viel Open-Source-Software, sonst könnten wir ja die Schnelligkeit der IT gar nicht mitmachen. Und gute Open-Source-Projekte haben eine sehr hohe Qualität und Dynamik. Mit Open-Source-Software-Halbzeug können wir eigene Software, etwa Konfiguratoren, schnell erstellen. Ein Web-basierter Profinet-Konfigurator beispielsweise ist in der Hardware integriert.

All das klingt schön und gut – aber eignet sich eine solche Lösung wirklich für Steuerungsaufgaben?

Christoph Müller: Momentan ermöglicht unsere Lösung einen zuverlässigen Betrieb mit Reaktionszeiten von 20 ms und eignet sich vor allem für die Visualisierung. Aber mit TSN wird sie künftig Deterministik im µs-Bereich ermöglichen und somit auch für Steuerungs-Anwendungen in Frage kommen. Wenn die Deterministik durch TSN im System ist, kann die Steuerung as-a-Service in der Cloud stattfinden. Außer in der Cloud können die Services natürlich auch On Premise ablaufen.

Lassen sich auch Bestandsmaschinen in die Lösung einbinden?

Christoph Müller: Ja, sie eignet sich tatsächlich für das Retrofit von Bestandsmaschinen. Das ist einer ihrer großen Vorteile: Die Maschinen lassen sich mit dem Internet verbinden, um ihnen neue Funktionen zu verpassen. Im Prinzip lässt sich so jede Bestandsmaschine Internet-fähig machen.

Bietet Ihr Unternehmen auch eine eigene Cloud-Lösung an?

Thomas Schumacher: Ja, wobei sowohl gehostete Cloud-Lösungen als auch kleinere On-Premise-Lösungen möglich sind. Unsere Cloud-Lösung nennt sich »com.tom«-Portal.

Welches Software-Konzept hat Ihr Unternehmen in der Cloud umgesetzt?

Thomas Schumacher: Die zentrale Software-Komponente in unserer Cloud ist der sogenannte Broker. Er umfasst Datenbanken, Kommunikationstreiber sowie einen Load Balancer, der die Verbindungen koordiniert. Der Broker betreibt Consumer-Verwaltung, Producer-Verwaltung, Datenaustausch und Dekodierung, und zwar alles as-a-Service. Außerdem bietet er definierte API-Schnittstellen zu Daten-Consumern und Daten-Producern.

Was genau verstehen Sie unter Consumer und Producer?

Thomas Schumacher: HMIs beispielsweise sind typische Consumer: Sie holen Daten aus dem Broker und visualisieren sie. Die Producer erzeugen Daten und übertragen sie zum Broker; indirekt sind es also die Maschinen, direkt das »IPC@CHIP«-Board und das »com.tom«-Gateway.

Können Kunden in Ihrer Cloud auch ihre eigenen Algorithmen laufen lassen?

Christoph Müller: Ja, das ist möglich.

Wo ist Ihre Cloud gehostet?

Christoph Müller: In einem öffentlichen Rechenzentrum in Frankfurt. Auch das User Interface ist dort gehostet.

Welche Hauptzielgruppen sehen Sie für Ihre Cloud-Lösung?

Thomas Schumacher: Unsere Cloud-Technik kann jeder nutzen, der Daten vom Feld ins Internet bringen will. Wir denken dabei nicht nur an Industrieunternehmen, sondern auch an Betreiber von Windparks, Photovoltaik-Anlagen, Stromtankstellen oder virtuellen Kraftwerken.


  1. Beck IPC bietet einen bewährten Weg vom Sensor zur Cloud
  2. Der kommende Ethernet-Standard TSN im IIoT
  3. Kommunikationslösung für das IIoT

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Beck IPC GmbH

Weitere Artikel zu Cisco Systems GmbH

Weitere Artikel zu IoT / IIoT / Industrie 4.0

Weitere Artikel zu Automatisierung