Trotz der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise hat Moxa im Jahr 2009 ein Umsatzwachstum von 5 Prozent erzielt. Für 2010 erwartet der taiwanesische Hersteller von Industriekommunikationstechnik und Embedded-PCs ein Plus von rund 30 Prozent. CEO Ben Chen erläutert, in welchen Märkten und für welche Techniken Moxa die größten Wachstumspotenziale sieht, und beschreibt die Strategie des Unternehmens.
Markt&Technik: Wie haben sich Moxas Umsätze seit dem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise entwickelt?
Ben Chen: Obwohl an den Märkten große Nervosität herrschte, stieg der Umsatz des Unternehmens sogar im Geschäftsjahr 2009, das dem Kalenderjahr entspricht, und zwar um 5 Prozent auf 110 Mio. US-Dollar. Triebfeder des Wachstums war China, wo wir eine Umsatzsteigerung von 25 Prozent erreichten. Der Hauptgrund dafür ist, dass wir schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt in den chinesischen Markt eingestiegen sind, so dass wir dort ein hohes Ansehen haben und auf zuverlässige Mitarbeiter zurückgreifen können. Von 1993 an hatten wir in China einen Distributor, seit 1997 betreiben wir dort eine eigene Niederlassung.
In Europa und in Asien außerhalb Chinas erzielten wir 2009 nur einen geringfügigen Umsatzzuwachs. Für 2010 erwarten wir eine weltweite Umsatzsteigerung von rund 30 Prozent auf 140 bis 145 Mio. US-Dollar – die endgültigen Daten liegen uns noch nicht vor. In Europa rechnen wir für 2010 mit 43 bis 44 Mio. Dollar Umsatz – anno 2009 waren es 35 Mio. Dollar.
Wie werden sich die Geschäftsfelder, in denen Moxa tätig ist, im Jahr 2011 und darüber hinaus entwickeln?
Ein beachtliches Wachstum sehen wir nicht nur im Bereich Industrial Ethernet, sondern vor allem auch in den Sparten Industrial Wireless und Embedded Computer. Nicht von ungefähr haben wir dort in den vergangenen Jahren umfangreiche Investitionen getätigt. Ein großes Potenzial steckt aus unserer Sicht im WLAN-Standard IEEE 802.11n: Er ermöglicht die doppelte Bandbreite von IEEE 802.11a/b/g und ist – im Gegensatz zur Büro-IT – in der Industrie noch kaum verbreitet, so dass dort erheblicher Nachholbedarf besteht. Moxa führt als eines der ersten Unternehmen IEEE 802.11n in den industriellen Markt ein.
Im IPC-Sektor sehen wir bei robusten, vibrationsfesten Geräten für raue Umgebungen innerhalb und außerhalb der Industrie mehr Wachstum als bei »normalen« IPCs. Erfreulicherweise wächst Moxa auch in Märkten, deren Volumen eher schrumpft, etwa in der seriellen Schnittstellentechnik. Device Server, Seriell-zu-Ethernet-Gateways oder Konverter zwischen Schnittstellen wie RS-232 und USB sind bei Moxa nach wie vor Wachstumsbereiche.
Auf welche Märkte wird sich Moxa in Zukunft hauptsächlich fokussieren?
Generell betrachten wir als Schlüsselmärkte die Bahn- und Schiffstechnik, intelligente Verkehrs-systeme sowie die Erzeugung und Verteilung von erneuerbaren Energien, aber nach wie vor auch die Fabrikautomatisierung und den Maschinenbau. Trotz des weltweiten wirtschaftlichen Abschwungs haben in den letzten Jahren einige Länder begonnen, verstärkt in schienengebundene Verkehrsinfrastruktur zu investieren. Hieraus ergibt sich für uns ein zunehmendes Geschäftspotential, denn Bahnen erfordern Ethernet als Backbone und drahtlose Kommunikationstechniken. Wir bieten integrierte Produktlösungen für die Leittechnik, für die Kommunikation zwischen Zügen untereinander und zwischen Zügen und Leitzentrale sowie für Information und Unterhaltung der Passagiere. Darüber hinaus haben wir für die Videoüberwachung in Zügen eine eigene IP-Kamera entwickelt. Nicht von ungefähr können wir deshalb bereits Erfolge bei Unternehmen wie Alstom, Ansaldo, Bombardier und Thales vorweisen.
Moxa wird sich zukünftig aktiv an der Definition von Kommunikationsstandards für die Bahntechnik beteiligen. So werden zum Beispiel technische Experten von Moxa in der IEC-Arbeitsgruppe 43 mitwirken.
Hat Moxa also, was das Verkehrswesen anbetrifft, vor allem den Schienenverkehr im Blick?
Der Fokus auf die Bahntechnik ist eines der Schlüsselelemente unserer Strategie – wir werden dort weiterhin viel investieren. Ähnliches gilt auch für die Sparte »intelligente Verkehrssysteme«. Hierunter verstehen wir hauptsächlich Verkehrsregelung, Verkehrsleitsysteme und Telematik. Bahntechnik und intelligente Verkehrssysteme sind die beiden Märkte, in denen wir 2009 und 2010 den Durchbruch erzielt haben.
Welche Rolle spielt die Schiffstechnik in Moxas Strategie?
Auch die Schiffstechnik betrachten wir als einen unserer Zukunftsmärkte, wobei wir uns dort erst allmählich etablieren. Wir haben aber bereits einige strategische Kunden in den nordischen Ländern gewonnen.
Welche Bedeutung haben die erneuerbaren Energien?
Im Energiesektor haben wir vor allem die Kommunikation zwischen einzelnen Windkraftanlagen bzw. Solarinvertern und der Leitzentrale im Fokus. Unsere Tätigkeiten in Sachen Erneuerbare Energien bündeln wir vor allem in Nordamerika, weil wir dort das größte Wachstumspotenzial für Solarenergie sehen. Die Windenergie dagegen erreicht in Nordamerika, Europa und China gleich hohe Steigerungsraten.