Die künftige Entwicklung der Robotik

»Die Robotik in die richtigen Bahnen lenken«

17. Juni 2016, 10:20 Uhr | Andreas Knoll
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Rototer in der Medizin und Krankenpflege

Wird sich Home Assisted Living wirklich in der Breite durchsetzen, oder wird es ein netter Gimmick für Wohlhabende und Technik-Freaks bleiben?

Home Assisted Living ermöglicht älteren Menschen, so lange wie möglich agil und autonom in ihrer gewohnten Lebensumgebung zu bleiben. Insofern wird sich eine entsprechende Nachfrage zu gegebener Zeit schon einstellen. Aber mehr noch: Seit gut 40 Jahren sind Roboter in der Industrie tätig, und in den nächsten 40 Jahren werden Robotik und Automatisierungstechnik das ganze Leben durchdringen. Ich glaube fest daran, dass die Kinder meiner Kinder als Robotic Natives aufwachsen werden. Robotik wird das Leben allmählich so verändern wie IT und Internet. Die beiden haben sich aber weitgehend unstrukturiert entwickelt – und gerade deshalb ist das Thema Robotic Governance so wichtig, um das Thema zu strukturieren, die Angst herauszunehmen und die Entwicklung in sinnvolle Bahnen zu lenken. Kooperative Robotik kann die Welt besser machen, wenn wir sie richtig machen.

Wann werden Roboter beginnen, in Haushalt, Pflege und Medizin vorzudringen?

Die Robotik wird überall Einzug halten, wo sich Tätigkeiten automatisieren und vereinfachen lassen. Je chaotischer aber die Umgebung ist, desto später wird die Roboterlösung kommen und desto flexibler muss sie sein. Im Sicherheitskäfig ist alles strukturiert und programmiert. Aber zu Hause liegen Gegenstände herum, der Hund läuft durch die Wohnung … Im Haushalt könnten Roboter viele Aufgaben übernehmen – das Verhältnis von Preis und Leistung wird darüber entscheiden, ob sie es letztlich tun, wobei die Zeit hier sicherlich für die Roboter arbeitet.

In fünf Jahren werden sowohl die professionelle Service-Robotik als auch Home Assisted Living und Elderly Care in Anfängen vorhanden sein. Auch in der Medizin sind zahlreiche Anwendungen denkbar.

Welche Anwendungen sehen Sie in der Medizin über die Alten- und Krankenpflege hinaus?

Roboter könnten Schlaganfallpatienten mit halbseitigen Lähmungen helfen, bestimmte eingelernte Bewegungen zu trainieren, und dabei erkennen, ob der Patient müde oder verkrampft ist. Denkbar wäre auch ein System, das vorkonfektionierte Tabletten richtig zuteilt: Der Roboter fährt zum Patienten und gibt die Tabletten frei, wenn der Fingerabdruck stimmt. Ein solches System wäre ein Segen - allein in Deutschland sterben jährlich etwa 30.000 Menschen an Fehlmedikationen. Bei Pflegerobotern dürften die Akzeptanzprobleme zunächst groß sein, aber weil es immer mehr ältere und pflegebedürftige Menschen gibt, wird wohl kein Weg daran vorbeiführen. Und Staubsaug-Roboter könnten melden, wenn ein älterer Mensch mit einem Oberschenkelhalsbruch neben dem Bett liegt.

Inwieweit könnten solche Robotersysteme Haftungs- und Überwachungsprobleme mit sich bringen?

Solche Gefahren sind natürlich nicht von der Hand zu weisen. Eben deshalb ist es dringend notwendig, schon jetzt einen gesellschaftlichen Diskurs anzustoßen, wo das Ganze hingehen soll. Wer haftet, wenn ein Haushaltsroboter ein Kleinkind verletzt? Darf ein Roboter, der zwei Kameras als »Augen« hat, die ganze Zeit filmen? Wo entstehen Gefahren, wo werden Persönlichkeitsrechte verletzt? Nur ein bisschen Bequemlichkeit zu bekommen um den Preis von Kontroll- und Autonomieverlust, wäre sicherlich eine Fehlentwicklung.

Noch weitergehende ethisch-moralische Fragen stellen sich bei technischen Prothesen, Exoskeletten oder gar transhumanistischen Techniken. Diese zielen darauf ab, den Menschen mit künstlichen Sinnen etwa für Ultraviolettstrahlung oder Radioaktivität auszustatten, und befinden sich deshalb auf einer Ebene mit der Stammzellenforschung. Auch solche Themen sind unbedingt zu diskutieren, damit sie nicht von wirtschaftlichen oder militärischen Interessen einverleibt werden.

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