Die künftige Entwicklung der Robotik

»Die Robotik in die richtigen Bahnen lenken«

17. Juni 2016, 10:20 Uhr | Andreas Knoll
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Kooperative Roboter und Arbeitsplätze

500 Jahre nach der Erfindung des deutschen Bier-Reinheitsgebots könnten Roboter im Biergarten den Ausschank übernehmen. Auf dem Kuka-Messestand machten zwei Exemplare des »LBR iiwa« dies schon mal vor – mit Gefühl und Präzision.
500 Jahre nach der Erfindung des deutschen Bier-Reinheitsgebots könnten Roboter im Biergarten den Ausschank übernehmen. Am Kuka-Messestand auf der Hannover Messe machten zwei Exemplare des »LBR iiwa« dies schon mal vor – mit Gefühl und Präzision.
© Andreas Knoll, Markt&Technik / elektroniknet.de

Wann werden Roboter autonom Dinge wahrnehmen und daraus Schlüsse ziehen können?

Seit etwa 15 Jahren wird daran geforscht, aber bisher können sie es nicht, und auch in fünf Jahren werden sie nicht dazu in der Lage sein. Solche Fragen harren in der Informatik einer Antwort. Genau deshalb sind ja selbstfahrende Autos ein so schwieriges Thema. Die Algorithmen wären so komplex, dass sie noch nicht programmierbar sind.

Vielleicht kommen wir in fünf Jahren zu dem Punkt, dass ein Roboter ein Glas erkennt. Er wird dann bekanntes Wissen anwenden und eventuell leicht abstrahieren können, aber nicht zu selbstständigem und autonomem Lernen fähig sein.

Werden kooperative Roboter zum Verlust von Arbeitsplätzen führen?

Sie werden Arbeitsplätze nicht ersetzen, sondern umverteilen. Es werden zwar weniger qualifizierte Arbeitsplätze wegfallen, aber dafür höher qualifizierte entstehen. Um die Wettbewerbsfähigkeit produzierender Unternehmen sicherzustellen, ist Automatisierung schon seit langem nötig und wird kooperative Robotik in Zukunft nötig sein. Wenn wir uns nicht darauf einlassen, sind die Arbeitsplätze in 20 Jahren möglicherweise ganz weg. Es kommt darauf an, Automatisierung und kooperative Robotik sozialverträglich zu gestalten.

Wie lässt sich dies bewerkstelligen?

Entscheidend ist, dass es uns gelingt, strukturiert den Diskurs anzustoßen: Welche Auswirkungen werden Automatisierung und kooperative Robotik auf den Menschen, ja: auf die gesamte Menschheit haben? Soll der Roboter Kollege, Konkurrent oder intelligentes Werkzeug sein? Momentan wird das Thema nicht sinnvoll diskutiert; die Darstellung von Robotern in Filmen bestimmt die öffentliche Wahrnehmung.

Wie sehen Sie die Zukunft der Robotik – über die kooperativen Roboter in der Industrie hinaus?

In der Robotik lassen sich vier Phasen unterscheiden: Automatisierung auf Basis von Robotern in Käfigen, sichere Automatisierung mit stationären kooperativen Robotern, mobile kooperative Roboter und Roboter mit künstlicher Intelligenz. Derzeit befinden wir uns im Übergang von der ersten in die zweite Phase, wobei zugleich auch schon die dritte Phase vor der Tür steht. Die zweite und die dritte Phase gehen ineinander über: In der zweiten kommt das Werkstück zum Roboter, in der dritten der Roboter zum Werkstück. Service-Roboter verbinden Elemente der zweiten und der dritten Phase. Home Assisted Living und Elderly Care entsprechen der dritten Phase.

In der Automobilindustrie dürfte sich die kooperative Robotik schon deshalb durchsetzen, weil in den kommenden Jahren sehr viele Mitarbeiter in den Ruhestand gehen und manche Stellen wegen des Fachkräftemangels sonst nicht nachbesetzbar wären. Außerdem wird heutigen Prognosen zufolge die durchschnittliche Lebenserwartung weiter steigen, so dass wohl auf lange Sicht die Lebensarbeitszeit über den 67. Geburtstag hinaus verlängert wird, vielleicht bis 72 oder gar 75 Jahre. Für viele Mitarbeiter dieser Altersstufe dürften kooperative Roboter eine willkommene Entlastung bringen.

Abgesehen von der Entlastung für ältere Mitarbeiter: Wie wird sich die Akzeptanz der kooperativen Robotik entwickeln?

Es gibt Ansätze, eine Varianz einzubauen, um die Akzeptanz zu erhöhen. Wenn der Mensch einen Kontrollverlust fürchtet, steigt die Ablehnung – nicht nur gegenüber kooperativer Robotik. Sehr wichtig ist meines Erachtens, dass das Verhalten kooperativer Roboter einschätzbar bleibt. Ich denke, dass die Akzeptanz umso stärker steigt, je eher der Roboter dem Menschen ähnlich sieht und sich wie ein Mensch bewegt – vor allem bei Home Assisted Living und Elderly Care.

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