Bildverarbeitungs-Schnittstellen

USB 3.0 als Großtrend

23. September 2013, 12:54 Uhr | Andreas Knoll
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

PoE: Wie entwickelt sich die Nachfrage?

Dank dem PoE-Standard (Power over Ethernet) benötigen Gigabit-Ethernet-Kameras nur noch ein einziges Kabel für Daten und Strom. Trotzdem hat sich PoE »leider bisher noch nicht als durchschlagender Erfolg erwiesen«, wie Rupert Stelz betont. »Einer der wesentlichen Gründe dafür ist, dass es in vielen Anwendungen relativ leicht möglich ist, die Kamera über eine SPS in der Anlage zu versorgen. Wir betrachten PoE dennoch als gute Lösung, die von den Anwendern noch mehr eingesetzt werden sollte.«
Henning Tiarks sieht eine wachsende Nachfrage nach PoE: »Wir erleben, dass unsere Kunden PoE sehr schätzen«, sagt er. »Der Hauptgrund dafür ist, dass der Wegfall des separaten Kabels zur Spannungsversorgung die Komplexität vermindert. Außerdem gibt eine bereits vorhandene PoE-Funktionalität Sicherheit für die Investition und technische Aufrüstbarkeit, was viele Kunden sehr attraktiv finden, auch wenn sie es nicht unmittelbar nutzen.« Thomas Hopfner stimmt ihm zu: »Je kleiner die Kameras, desto öfter werden sie (zwangsläufig) mit PoE ausgeliefert. Das ist inzwischen ganz normal.« Und Horst Mattfeldt: »Die Nachfrage entwickelt sich positiv. Bestimmte Märkte in der Automatisierung fordern PoE, oft im Zusammenhang mit industriellen M12-Steckverbindern. Kunden dagegen, die lokale I/Os benötigen oder harte Trigger-Anforderungen haben, benötigen und nutzen PoE eher nicht.« Etwas zurückhaltender äußert sich Bettina Ronit Hörmann: »Die Nachfrage nach PoE-Kameras ist in den letzten Jahren eher konstant geblieben.«

Einen interessanten Gedanken bringt Ronald Müller ins Spiel: »PoE wird in nur wenigen Applikationen tatsächlich eingesetzt, obwohl viele Kameras diese Funktionalität mitbringen«, sagt er. »Die bei PoE nötige Trennung von Leistung und Datensignalen in der Kamera führt zu deutlich höherer Verlustleistung, so dass mehr Wärme entsteht, was wiederum mehr Rauschen im Kamerabild zur Folge hat. Außerdem brauchen die meisten industriellen Anwendungen ohnehin eine zusätzliche Verkabelung der I/O-Schnittstelle. Der angeführte Vorteil von PoE, sich ein Kabel zu sparen, existiert somit oft nicht.«

Wann kommt 10GigE?

10 Gigabit Ethernet (10GigE) ist in der industriellen Bildverarbeitung noch nicht angekommen - wie weit die beschleunigte Ethernet-Schnittstelle noch entfernt ist, darüber gehen die Meinungen der Experten auseinander. »10GigE befindet sich in einem sehr frühen Stadium«, erläutert Rupert Stelz. »Das Hauptproblem besteht darin, dass aktuell eine sehr hohe Chip-Leistung erforderlich ist und deshalb auch noch keine Produkte existieren. Neue Chips mit weniger Leistungsaufnahme sind derzeit jedoch in der Entwicklung.« Hemmend wirken aus seiner Sicht ferner »die sehr teuren Netzwerkkomponenten mit 10GigE-Ports«. Es werde daher »wohl noch eine Weile dauern, bis 10GigE als echte Alternative gelten kann.« Ähnlich Thomas Hopfner: »In die Version 2.0 der GigE-Vision-Spezifikation wurde 10GigE explizit mit aufgenommen«, sagt er. »Die Verbreitung ist aber noch sehr gering, was vor allem am hohen Stromverbrauch der physikalischen Schnittstelle liegen dürfte. Häufiger werden statt dessen Kameras mit Dual-GigE-Anschlüssen eingesetzt.«

Laut Henning Tiarks verbreitet sich 10GigE langsamer als allgemein erwartet: »Die Welt dreht sich auch bei GigE weiter - allerdings in Bezug auf 10GigE langsamer als erhofft, weil es noch keine ‚Killer-Applikation‘ im Consumer-Bereich gibt, die die Verringerung der Kosten, der Größe und der Leistungsaufnahme nachhaltig vorantreibt«, führt er aus. »Es kann aber weiterhin davon ausgegangen werden, dass dies mittelfristig der Fall sein wird, da in vielen Applikationen das Bedürfnis nach Bandbreite weiter steigt.«

Eine überraschende Ankündigung macht Ronald Müller: »Framos wird bald die erste 10GigE-Kamera-Serie in sein Portfolio aufnehmen«, sagt er. »Hier werden beispielsweise 12 Megapixel mit 87 Bildern pro Sekunde übertragen. Die Infrastruktur bildet dabei die in der IT-Technik längst zum Standard gewordene Glasfasertechnik. Dies sichert günstige Preise der Netzwerkkarten und -hubs.« Viele Kabelhersteller arbeiteten bereits erfolgreich an der Herstellung schleppkettentauglicher Glasfaserkabel mit engen Biegeradien: »Einer Einführung in die industrielle Bildverarbeitung steht somit nichts mehr im Weg.«

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