Für Wasserstoff wäre das vorhandene Erdgasnetz technisch geeignet und mit relativ überschaubaren Investitionen umrüstbar. Wasserstoff hat eine Energiedichte, die ausreichend ist und Wasserstoff kann auf verschiedene Arten in die gewünschte Energieform (Strom, Wärme, Mobilität) umgesetzt werden. Beim Thema Wasserstoff wird allerdings implizit sofort angenommen, dass Wasserstoff aus Strom hergestellt werden muss und es ja keinen Sinn macht, zunächst Strom zu erzeugen, um diesen dann in Wasserstoff umzuwandeln.
Wasserstofferzeugung aus Strom ist sicher eine sehr unwirtschaftliche Methode. Was aber kaum erwähnt wird, ist die Tatsache, dass sich Wasserstoff auf chemischem Weg, z.B. aus Biomasse erzeugen lässt und das zu Kosten, die deutlich unter denen der Stromerzeugung liegen. Hierbei muss nicht einmal der Wasserstoff in großem Stil gespeichert werden, sondern lediglich die Biomasse. Ich empfehle zu diesem Thema das Buch »Bio-Wasserstoff« von Herrn Tetzlaff. Die Wasserstoff-Technologie wirft sicher noch einige technische Probleme auf, die aber nicht prinzipieller und schwerwiegender Natur sind, sondern lediglich auf mangelnder Forschungs- und Entwicklungstätigkeit beruhen.
Dagegen sind die technischen Schwierigkeiten bei Kernfusion, der Endlagerung radioaktiver Abfälle oder der CO2-Abscheidung um ein vielfaches schwerer oder überhaupt nicht lösbar. Autobatterien als großer Speicher? Utopisch!
Mit Wasserstoff als Energieträger wäre auch das Mobilitätsproblem zu lösen. Neben der Problematik der noch langen Ladezeiten für batteriebasierte Elektroautos wird überhaupt nicht erwähnt, dass die Belastung des Stromnetzes bei massenhafter Nutzung dieser Elektroautos um ein Vielfaches (einige 100 Prozent) gegenüber heute steigt. Einen derartig starken Ausbau der Stromnetze halte ich bei zentraler Erzeugung für utopisch. Selbst eine dezentrale Stromerzeugung mit den ganzen Fahrzeugbatterien als Puffer dürfte sehr schwierig werden.
Zur politischen Umsetzbarkeit kann ich nur sagen, dass es wahrscheinlich nicht gelingen wird, gegen die Lobby der großen Energiekonzerne eine dezentrale Energieversorgung durchzusetzen oder eine Wasserstoffwirtschaft einzuführen.
Die großen Energiekonzerne haben die Macht (sprich das Geld), gewisse Entwicklungen zu forcieren und andere erheblich zu behindern. Ich denke sogar, dass in den großen Energiekonzernen die dezentralen Möglichkeiten oder die Wasserstoffwirtschaft richtig eingeschätzt werden, aber es würde deren Geschäftsmodell vollständig in Frage stellen und deren Infrastruktur überflüssig machen. Und seien wir mal ehrlich, wer schafft sich schon selbst ab?
Die Energiekonzerne werden deshalb bis zum letzten Blutstropfen um Ihr Geschäftsmodell kämpfen und alles andere behindern. Letztlich sind es also nicht die technischen Schwierigkeiten, die einer nachhaltigen Energiewirtschaft im Wege stehen, sondern die politische Umsetzbarkeit des Wandels.
Andere Volkswirtschaften, die eine schlechte Strominfrastruktur besitzen, werden sich sicherlich weit weniger schwer tun, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Vor allem die Schwellenländer werden auch die nötigen Investitionen tätigen können.