Daten von 50 Millionen Zählpunkten erfassen, speichern und aggregieren – das hat die Telekom auf der Metering Billing/CRM Europe in Amsterdam gezeigt. Gabriele Riedmann de Trinidad, Leiterin des Konzerngeschäftsfeldes Energie, erläutert in einem Gespräch mit Energie & Technik, warum und mit welcher Strategie sich die Telekom im Energiesektor engagiert.
Energie & Technik: Warum kümmert sich die Telekom jetzt um die Energiebranche?
Gabriele Riedmann de Trinidad: Aus Sicht der Informations- und Kommunikationstechnik ist die Energiewende eine Frage der Massendatenverarbeitung. In Zahlen: Aus einem Wert pro Haushalt und Jahr für die Abrechnung werden künftig 35.000 Werte beim Auslesen im Viertelstundentakt. Auf die Energieversorger rollt eine Datenlawine zu. Selbst bei einem intelligenten Umgang mit den Informationen wird sich das Aufkommen beim Stadtwerk verhundertfachen. Energieversorger müssen nun entscheiden, ob sie massiv in Informationstechnik investieren und neue Kernkompetenzen aufbauen – oder diese Leistungen von extern beziehen.
An dieser Stelle kann die Telekom unterstützen. Denn wir haben viel Erfahrung darin, riesige Datenmengen in Echtzeit zu verarbeiten und zu analysieren. So bewältigen unsere Computersysteme täglich 100 Millionen Datensätzen für den Betrieb des Mobilfunksystems und 20 Millionen Informationen für die LKW-Maut. Pro Monat erstellt die Telekom 40 Millionen Telekommunikationsrechnungen. Deshalb haben wir vor vier Jahren begonnen, unser Know-how auf Smart Metering und Smart Grid anzuwenden. Denn auch hier geht es darum, viele Daten zu bündeln und zu übertragen. Wir sprechen von mehr als einer Billion Daten pro Jahr im Energiesektor. Das wird nur mit Informations- und Kommunikationstechnik funktionieren.
Wie genau will sich die Telekom in diesem Bereich positionieren?
Wir sind der Dienstleister für Daten und Kommunikationsnetze: vom Zählereinbau, dem Übertragen und Aufbereiten der Daten bis zur Analyse und der Rechnungsstellung. Wir sind also für die Kommunikation das Bindeglied zwischen dem Haushalt und dem Energieversorger. So wie die Telekom bislang Menschen verbunden hat, verbindet sie jetzt auch Maschinen und Rechner.
Und darauf haben die Energieversorger gewartet?
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wir wissen sehr genau, wie man kostenoptimierte Abrechnungsprozesse durchführt. Genau darauf ist unsere Software zugeschnitten, die wir Energieversorgern vermieten. Ich kenne Stadtwerke, die arbeiten heute noch mit Excell und Serienbriefen. Jeder hat ein eigenes Abrechnungssystem. Das kommt natürlich viel zu teuer.
Wäre es da nicht vorteilhafter, die riesigen Datenmengen eher lokal zu speichern statt sie an zentraler Stelle zu sammeln und dann aufwändig zu analysieren?
Es wäre nicht sinnvoll, die Daten vor Ort zu speichern. Denn es gibt Aufgabenstellungen, die riesige Datenmengen konzentriert an einer Stelle erfordern – etwa um Prognosen des Energieverbrauchs zu erstellen. Je genauer die Prognosen, umso weniger Energie müssen die Versorger zukaufen. Prozesskosten im Allgemeinen sind gerade das große Thema für die Energieversorger. Um diese Kosten zu reduzieren, brauchen wir die großen Rechensysteme, die viele Daten in kurzer Zeit verarbeiten.