Die Vision chinesischer Netzbetreiber

Strong Smart Grid

27. September 2013, 11:35 Uhr | Hagen Lang
Zhenya Liu, Vorsitzender der State Grid Corporation of China, sieht das Strong Smart Grid als Basis einer sicheren, sauberen und effizienten Stromversorgung.
© VDE

Auf dem World Smart Grid Forum 2013 in Berlin konnte man die Umrisse der chinesischen Energieversorgungspolitik erkennen. Im Zuge ihrer Umsetzung möchte man globaler Technologieführer werden.

Diesen Artikel anhören

Zwei Themen dominieren die Diskussion um Smart Grids, résumiert man die Vorträge des World Smart Grid Forum in Berlin. Eines lautet »Integration volatiler erneuerbarer Energien in das Versorgungsnetz« und beschäftig vor allem die Europäer. Das häufig gehörte Schlagwort chinesischer Referenten hieß »Strong Smart Grid« und meint Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ).

Die Wortwahl von Zhenya Liu, dem Vorsitzenden der State Grid Corporation of China, unterschied sich in zwei Punkten von dem in Deutschland Gewohnten. Wichtige Komponente des chinesischen »macro energy concept« ist nicht bloß ein Smart Grid, Herr Liu verwandte es nur mit dem Adjektiv »strong«. Zudem sprachen er und seine chinesischen Kollegen nicht von »climate friendly«, »carbon neutral«, »renewables« oder wie auch immer das Schlagwort du jour für regenerative Energieversorgung heißen mag. Der Paradigmenwechsel in der Energieversorgung bestehe vielmehr im Ersatz von Öl und Kohle durch Elektrizität. Wie diese Elektrizität gewonnen wird, bleibt ungesagt. Ohne sie zu erwähnen, hält Zhenya Liu damit der Kernenergie und anderen Energieträgern die Tür offen.

Die Kohle und Öl ersetzende Elektrizität soll Grundlage einer neuen Versorgungsinfrastruktur sein und zwar »safe, efficient and clean«. Träger dieser sicheren, effizienten und sauberen Energie ist das Strong Smart Grid, zu dessen Aufbau die State Grid Corporation of China sich 2009 bekannte. Diverse Pilot- und Forschungsprojekte, Kapazitäts- und Technologietests, häufig unter Beteiligung ausländischer Firmen, sind abgeschlossen, eigene Standards formuliert und die Kerntechnologien entwickelt, bzw. von Ausländern »gelernt«.

UHVDC (Ultra High Voltage Direct Current), Ultra-Hochspannungs-Gleichstromübertragung (UHGÜ) über 2.000 Kilometer innerhalb Chinas war das Paradebeispiel für das »Strong Smart Grid«. HGÜ/ UHVDC überträgt hohe Leistungen bis zu über 7.000 MW mit einer Spannung von 800 kV über tausende Kilometer bei sehr geringen Verlustleistungen. Vor einigen Jahren noch von Firmen wie Siemens und ABB in China errichtet, möchten jetzt chinesische Firmen diese Technik international vermarkten. Was Siemens etwa im Yunnan-Guangdong Projekt 2010 realisierte, 5 GW Leistung über 1.400 Kilometer bei nur 5 Prozent Verlusten zu übertragen, wird China in naher Zukunft global als eigene Technik anbieten. Aber auch landesintern haben die Chinesen viel vor. Energieerzeugungszentren sind, bzw. werden die mongolischen und nord-westlichen Regionen mit guten Windbedingungen, sowie Zentralchina mit seinen Hydro-Kraftwerken. Deren enorme Energieproduktion will zu den Lastzentren an der Küste geleitet werden.

Xin Yaozhong, stellvertretender Generaldirektor des chinesischen National Power Dispatching & Communication Center ging in seinem Vortrag einen Schritt weiter. Er entwarf die Vision eines »Strong Global Smart Grid«. Als ersten Schritt hierzu dachte er eine UHVDC-Leitung von China nach Europa an, die Technik hierzu würden gerne chinesische Firmen beisteuern.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Siemens AG Sector Energy

Weitere Artikel zu Netze (Smart Grid)

Weitere Artikel zu Energietechnik