Netzausbau, Komponenten fürs Smart Grid und Gleichstromübertragung

»Lokale Erzeugung gleich autonome Erzeugung - ein Missverständnis!«

15. April 2014, 8:30 Uhr | Heinz Arnold
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Smart Meter sinnvoll einsetzen


Welche Rolle sollen die Smart Meter im Smart Grid spielen?

Smart Meter können prinzipiell – sofern jemand die von ihnen bereitgestellte Information in entsprechende Dienstleistungsangebote integriert – dazu beitragen, dass Menschen ihren Konsum an elektrischer Energie bewusster gestalten und sich möglicherweise auch systemkonformer verhalten. Das würde dazu beitragen, dass das Gesamtsystem wirtschaftlich effizienter würde, die Gesamtkosten also begrenzt würden.

Das Hauptproblem sehe ich in der europäischen Diskussion darin, dass weder die Menschen noch irgendein Akteur im Elektrizitätsmarkt die Smart Meter haben will. Nun kann die Politik über die Gesetzgebung sicherlich dafür sorgen, dass sie dennoch ausgerollt werden. Das birgt aber das erhebliche Risiko, dass wir dann eine neue Infrastruktur haben, die aber niemand entsprechend ihren Möglichkeiten nutzt, weil sie ja niemand haben wollte. Das ist übrigens kein theoretisches Szenario: Ziemlich genau das ist in den USA passiert, nachdem im Rahmen der Konjunkturpakete in der Wirtschaftskrise die Installation von Smart Metern gefördert wurde. Heute sind sie da, aber eine nachhaltige Veränderung haben sie meist nicht mit sich gebracht. Deshalb sollten wir meines Erachtens mehr Aufmerksamkeit darauf verwenden, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen die Beteiligten mitmachen wollen, weil sie einen Sinn darin sehen. Der Bedarf an Smart Phones musste ja beispielsweise auch nicht künstlich geschaffen werden.

Sehen Sie mögliche Anreize, die Smart Meter genauso begehrt machen könnten wie Smart Phones?

Verbrauchsscharfe monatliche Abrechnungen wären schon einmal ein erster Schritt, der das Interesse derer, die diese Rechnungen erstellen müssen, an einer modernen Messinfrastruktur erhöhen dürfte. Wie beim Telefon kann der Kunde sehen, ob seine monatliche Rechnung aus dem Ruder läuft und kann sein Verhalten entsprechend ändern. Später könnten auch Demand-Response-Elemente aufgenommen werden. Aber zunächst kommt es darauf an, dass jeder Verbraucher genau weiß, was er tut und was ihn das kostet.

Noch einmal zum Netzausbau: Viele sagen, wir brauchen in Deutschland viel weniger Netzausbau als derzeit in der Diskussion ist, weil wir ja immer stärker lokal produzieren werden und deshalb der Strom vor Ort generiert und verbraucht werden kann. Brauchen wir also den Netzausbau in Wirklichkeit gar nicht?  

Dazu nur ein Beispiel: PV-Anlagen liefern bei uns rund 800 Volllaststunden im Jahr. Damit erreichen sie eine durchschnittliche Auslastung von rund 10 Prozent – nur tritt diese Leistung natürlich nicht konstant, sondern mit hohen, aber recht kurzen Spitzen auf. Es muss also sehr viel Leistung installiert werden, wenn man einen ausreichenden Energieertrag haben möchte – und für diese hohen Spitzen gibt es meistens vor Ort keinen passenden Bedarf. Man kann die Spitzen natürlich verfallen lassen   wenn Geld keine Rolle spielen würde, könnte man es vielleicht so machen – wirtschaftlich wäre diese Vorgehen aber nicht. Dass lokale Erzeugung gleichbedeutend mit autonomer Erzeugung sei, ist deshalb ein Missverständnis. Erneuerbare Energien sind mit einem entsprechendem Netzausbau viel effizienter zu integrieren als ohne.


  1. »Lokale Erzeugung gleich autonome Erzeugung - ein Missverständnis!«
  2. Smart Meter sinnvoll einsetzen
  3. Komponenten für das Smart Grid
  4. Gleichstrom gewinnt an Boden

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