Integration von dezentralen Erzeugern – das ist nicht nur in Deutschland sondern europaweit die große Herausforderung. Energie & Technik sprach mit Prof. Jochen Kreusel, Global Head of Smart Grids von ABB, über die nächsten Schritte auf dem Weg zu einem bezahlbaren Smart Grid.
Energie & Technik: Die SmartGrids European Technology Platform soll das Europäische Netz für die Anforderungen der Zukunft fit machen. Wo liegen im Moment die Schwerpunkte der Arbeit innerhalb der ETP SG?
Prof. Joachim Kreusel: Inzwischen liegt ein Entwurf der des Strategieplans für Energietechnologie der Europäischen Kommission vor. Beispiele für die künftigen Herausforderungen sind die Beherrschung der zunehmenden Dezentralität in der elektrischen Energieversorgung – und das natürlich wirtschaftlich sinnvoll – und die Steuerung und Überwachung –zunehmend in Echtzeit der Netze auf europäischer Ebene. Dazu müssen im Systembetrieb die Erzeuger und Netzbetreiber über alle Ebenen zusammen spielen.
Ist das im Moment nicht der Fall?
Das Zusammenspiel im Systembetrieb ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten, weil es jetzt immer mehr Erzeuger gibt, die in die Verteilnetze einspeisen. Verantwortlich für die Systemstabilität sind aber weiterhin die Übertragungsnetz- oder auch Systembetreiber. Hier muss es künftig eine neue Arbeitsteilung zwischen den Netzbetreibern geben. Die Systembetreiber müssen wissen, wo welche Erzeuger einspeisen. Dafür gibt es heute noch keine Lösungen, die einfach bereit stünden. Insbesondere fehlt eine Kommunikations-Infrastruktur, um dies effizient durchführen zu können.
Der Datensicherheit kommt ebenfalls eine zunehmende Bedeutung bei?
Prinzipiell ist das so, wenn man immer mehr Elemente, die außerdem häufiger von Nicht-Profis betrieben werden, miteinander vernetzt. Das Thema wird in den USA in Verbindung mit der elektrischen Energieversorgung schon seit Jahren intensiv diskutiert und hat inzwischen auch in Europa stark an Aufmerksamkeit gewonnen. Und mit immer mehr dezentraler Erzeugung gewinnen auch Fragen an Bedeutung, die nicht technischer, sondern eher soziologischer Natur sind. Das Problem liegt ganz einfach darin, die Menschen dazu zu bringen, in der neuen Energiewelt so mit zu machen, dass wir am Ende immer noch eine stabile und zuverlässige Elektrizitätsversorgung haben.