Die Prognose von wind:research geht davon aus, dass Frankreich die per Grenelle-Gesetz bis zum Jahr 2020 festgelegten Ausbauziele mit 19 GW für Onshore 19 GW und 6 GW für Offshore nicht erreicht.
Im Bereich Onshore-Windenergie wurde 2010 mit einem Zubau von 1108 MW auf 5660 MW besonders viel Kapazität zugebaut. Allerdings kam es in 2011 zu einem Einbruch dieser Ausbauzahl, was maßgeblich an dem durch die Gesetzesnovelle verkomplizierten Genehmigungsverfahren lag. Aktuell sind rund 6,5 GW von Onshore-Windenergieanlagen in Frankreich ans Netz angebunden. Der weitere Ausbau wird jedoch - so die Prognose von wind:research - eher schleppend verlaufen.
Ständig ändernde Verfahren und andererseits nicht eindeutig definierte politische Perspektiven verursachen diesen Trend. Außerdem ist der Ausbau der Onshore-Windenergie in den einzelnen französischen Regionen unterschiedlich weit vorangeschritten. In einigen Teilen Frankreichs, wie z. B. im Elsass und in der Region Aquitaine, sind bisher noch keine Windenergieanlagen installiert, die Region Champagne-Ardenne kann hingegen 923 MW installierte Leistung vorweisen. Auch in den Regionen Picardie, Bretagne, Centre und Lorraine ist der Ausbau verhältnismäßig weit vorangeschritten.
Offshore-Windenergie bis 2020
Im Bereich Offshore-Windenergie beträgt das Ziel bis 2020 6000 MW und damit weniger als ein Drittel des deutschen Ausbauziels. Eine Schwierigkeit in der französischen Offshore-Windenergie liegt im Ausschreibungs- und Genehmigungsverfahren. Im Juli 2011 wurden fünf Gebiete ausgeschrieben und neue Regelungen festgelegt. Danach darf immer nur ein Konsortium pro Gebiet Offshore-Windparks errichten.
Bereits geplante Parks, die außerhalb dieser ausgeschriebenen Gebiete liegen, erhalten voraussichtlich keine Genehmigung. Sofern sie dennoch eine Genehmigung erhalten, wird eine niedrigere Vergütung als bei den über den Ausschreibungsprozess genehmigten Parks gewährt. Ebenso können Projektierer, die sich im Ausschreibungsverfahren nicht durchsetzten, ihre Pläne in dem entsprechenden Gebiet nicht umsetzen. Damit wird eine Vielzahl der aktuell 28 geplanten Parks nicht errichtet.
Offshore-Projekte im Ärmelkanal
Derzeit geplante französische Offshore-Projekte befinden sich im Ärmelkanal oder im Atlantik. Dabei umfasste die erste Ausschreibungsrunde, die erst kürzlich ablief, ausschließlich Standorte im Ärmelkanal und der Nordsee. Die Errichtung von Offshore-Windparks an der Südküste Frankreichs ist derzeit durch die geringe Erfahrung mit schwimmenden Fundamenten und wegen touristischer Interessen stark eingeschränkt.
Das Marktvolumen im Bereich Offshore-Windenergie wird ab 2016 ansteigen, da erst ab diesem Zeitraum mit der Errichtung von Parks zu rechnen ist. Dabei ist in den ersten Jahren ist wegen der hohen Anzahl der zu installierenden Anlagen, der hohen Produktionskosten und der noch fehlenden Standardisierung mit einem starken Anstieg von Offshore-Anlagen zu rechnen.
Auch im Bereich der Onshore-Windenergie ist die Entwicklung des Marktvolumens ab 2023 stark von der energiepolitischen Ausrichtung Frankreichs sowie dem Genehmigungsverfahren abhängig. Hier stellt sich insbesondere die Frage, ob es bei dem derzeit angewandte Verfahren von Ausschreibungsrunden bleibt oder ob es - wie beispielsweise in Deutschland – zur Prüfung von Einzelanträgen kommt.
Wegen dieser Unsicherheiten verlangsamt sich das Wachstum des Marktvolumens im Referenzszenario von wind:research. Neben den beiden Einflussfaktoren ist aber auch der Fortschritt hinsichtlich schwimmender Fundamente zu berücksichtigen, die zwar in der Errichtung teurer sind als am Meeresgrund fixierte Anlagen, aber enormes Potenzial für die Installation von Anlagen an der französischen Südküste im Mittelmeer und Atlantik bieten. Insgesamt geht das Referenzszenario von einer installierten Leistung von rund 11 GW im Jahr 2030 aus.