Smart SCADA

Forschungsprojekt schließt Lücke in der Verteilnetzüberwachung

13. März 2014, 15:46 Uhr | Hagen Lang
Netzbetreiber brauchen mehr Informaionen als ihnen herkömmliche SCADA-Systeme bieten, wenn sie künftig die Haftung für Stromschäden ausschließen wollen.
© Messe Frankfurt

Einspeisungen von regenerativ erzeugtem Strom benötigen genaue Informationen über den Netzzustand. Während diese den Betreibern für Hoch- und Höchstspannungsnetze vorliegen, fehlen sie für die Verteilnetze. Ein Forschungsprojekt will diese Lücke ohne zusätzliche Messtechnik schließen.

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Der Bundesgerichtshof hat in einer aktuellen Entscheidung Netzbetreiber voll für Schäden an Haushaltsgeräten haftbar gemacht, die durch eine Überspannung nach einem Stromversorgungsausfall entstanden sind. Der Netzbetreiber sei als »Hersteller« der Elektrizität anzusehen und daher gemäß Produkthaftungsgesetz haftbar, so die Richter. Um solche Haftungsfälle künftig auszuschließen, entwickeln Partner aus Industrie und Wissenschaft unter Koordination der IDS GmbH im Projekt »Smart SCADA für Mittel- und Niederspannungsnetze« ein Verfahren, das den Zustand des Mittel- und Niederspannungsnetzes an die Betreiber meldet und die Überwachungs- und Steuerungslücke schließt, die zwischen SCADA-Systemen im Hoch- und Höchstspannungsbereich sowie den Daten der Smart Meter-Infrastruktur im Niederspannungsnetz besteht.

Um Strom aus dezentralen und regenerativen Erzeugern in die Verteilnetze einzuspeisen und dabei einen weiterhin störungsarmen Netzbetrieb und eine normgerechte Spannungsqualität zu gewährleisten, ist die Beobachtbarkeit der Netze notwendig. Sie bildet die Grundlage für steuernde Eingriffe wie z.B. die Einspeiseabsenkung.

Während sich Höchst- und Hochspannungsnetze durch vorhandene Messtechnik bereits vollständig beobachten lassen, ist dies auf Verteilnetzebene aufgrund der Größe und der Topologie des Netzes vergleichsweise sehr teuer und aufwendig.

Ziel des Projektes »Smart SCADA« ist es, diese Überwachungs- und Steuerungslücke zu schließen. Mit Hilfe des neuen Verfahrens lässt sich ohne Einsatz zusätzlicher Messtechnik der Zustand des Nieder- und Mittelspannungsnetzes abschätzen: durch die intelligente Kopplung von Daten aus der vorhandenen Smart Meter-Infrastruktur für Verbrauchsdaten mit prognostizierten Leistungsdaten für Einspeisungen erneuerbarer Energien und SCADA-Systemen. Damit ist künftig eine kosteneffiziente Überwachung und Steuerung des elektrischen Energiesystems auf Verteilnetzebene möglich. Nicht nur Störungen im Netzbetrieb lassen sich dadurch verringern, auch die Gefahr möglicher Haftungsansprüche bei Überspannungsschäden wird minimiert.

Neben der IDS GmbH sind an dem Verbundprojekt die Meteocontrol GmbH, die COMback GmbH, der Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiemanagement der Technischen Universität Kaiserslautern sowie die SWK Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG beteiligt. Das Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) fördert „Smart SCADA“ mit rund 1,3 Millionen Euro.


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