Eine Umfrage unter 1.000 Essener Bürgern gibt Aufschluss über den Stand der energetischen Gebäudemodernisierung und das Interesse von Immobilienbesitzern und Mietern. Letzteres ist fast nicht vorhanden.
Die Befragung » Potenziale für energieeffizientes Modernisieren in Essen« klärte, wie viele energetische sanierte Gebäude es in der Ruhrmetropole gibt, was die häufigsten Sanierungsmaßnahmen sind und wie groß das Bevölkerungsinteresse an energetischer Sanierung ist. 62 Prozent aller befragten Hauseigentümer und 49 Prozent aller befragten Wohnungseigentümer leben in einem energetisch modernisierten Gebäude, lautet eines der Studienergebnisse. Die weitaus größere Bevölkerungsgruppe in Essen – rund 67 Prozent sind Mieter – scheint dem Stand der Gebäudeeffizienz nur wenig Interesse entgegen zu bringen: Nur jeder Zehnte fragt nach dem Energieausweis der Wohnung.
Über die Gründe für diese Haltung macht das befragende Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr), zu der sich die Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen zusammengeschlossen haben, keine Angaben. Dies könnte allerdings daran liegen, dass die energetische Gebäudesanierung sich extrem in den Mietkosten niederschlägt. Für noch größeren Unmut als die »Meldungen über Strompreiserhöhungen, Engpässe in der Gasversorgung oder die EEG-Umlage«, die laut KWI »regelmäßig für Unmut in Deutschland« sorgten, sorgen die Mietpreise in Deutschland. Und auf die darf ein energetisch sanierender Vermieter nach Paragraf 559, Absatz 1 BGB die Kosten einer energetischen Sanierung anteilig mit elf Prozent jährlich umlegen.
In Hochpreisgebieten wie München warnten die Mietervereine schon vor Jahren, dass eine ungebremste energetische Sanierung zu sozialem Kahlschlag führe. Denn bei Mieterhöhungen durch energetische Sanierung gilt nicht die örtliche Mietpreiskappungsgrenze, (in München etwa 15 Prozent alle drei Jahre), sodass sich durch energetische Sanierung auch Mieterhöhungen von 50 Prozent und mehr durchsetzen lassen.