Hightech-Export 2.0

Korea implementiert nationale Exportstrategie für Smart Grids

29. Oktober 2014, 17:28 Uhr | Hagen Lang
Der Smart Grid Testbetrieb auf Jeju-Island ist erfolgreich abgeschlossen
© MKE

Nach langwierigen Pilotprojekten auf Jeju-Island und anderen Standorten, macht Koreas staatliche Energieversorgungsgesellschaft KEPCO ernst. Der internationale Exporterfolg soll durch einen landesweiten koreanischen »Rollout« von Smart Grid Technologie vorbereitet werden.

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Schon auf dem 2.smart.grids.forum des TÜV SÜD in München 2013 verhielten sich koreanische Teilnehmer etwas seltsam. Anstatt eine mündliche Zusammenfassung zum Stand des Smart Grids in Korea abzuliefern, legte der Referent des Korea Institute of Energy Technology Evaluation and Planning (KETEP) einen USB-Stick mit zehnminütigem hecktisch-buntem Werbevideo ein. Thema: »Korea-Smart-Grid-Is-Great«. Dass dies die Anwesenden auch noch mit penetrant-ohrenbetäubender Disco-Musik malträtierte, zwang den Diskussionsleiter zum Eingreifen: So war das nicht gedacht.

Die Unfreundlichkeit gegenüber dem Publikum wurde durch die Weigerung der Koreaner, Fragen zuzulassen, noch spürbarer. Sie wollten weder Auskunft geben, noch Fragen gestatten; man kam sich ein bisschen wie in alten Soviet-Zeiten vor: Dieses Projekt durfte man nur beklatschen. Offenbar meinten es die Koreaner zu ernst, als dass sie sich in die Karten schauen lassen wollten.

Wie ernst sie es meinten, zeigt jetzt ein Beitrag der Korean Times, in der der Vize-Chef der staatlichen Energieversorgungsgesellschaft KEPCO erklärt, man wolle Smart Grid Technologien zu neuen Exportgütern weiterentwickeln. Zu diesem Zwecke werden von 2015 bis 2017 155 Millionen Dollar für umfangreiche Tests zur Validierung der Technologien investiert. KEPCO präsentierte einen Dreiphasen-Plan zur Erreichung des Export-Ziels anlässlich einer Konferenz der koreanischen Energieversorgungsindustrie (CEPSI).

»Unser Ziel ist es, Smart Grids in ein Geschäftsmodell und Exportgut zu verwandeln», sagte Hwang Woo-hyon, Vizepräsident von KEPCO während einer Sitzung. Vom Feldtest in Jeju-Island ausgehend, wird die Technologie bis 2017 sukzessive in Festlandstädten, inklusive Seoul und Incheon, eingesetzt. Langfristig wolle man ein »smarter« Staat in Sachen Energieerzeugung, -verteilung und –verbrauch werden. Bis 2030 ist der landesweite Rollout der Smart Grid Technologien abgeschlossen.

»Wir versuchen diese Technologien in Schwellenländer Asiens zu exportieren«, so eine KEPCO-Sprecherin. Und weiter: »Wir versuchen diese Technologien in Schwellenländer Asiens zu exportieren«.

Angesichts der Tatsache, dass Korea kürzlich Smart Grid-Technologie nach Canada verkaufte und auch die USA ins Visier nimmt, zeichnet sich – nach der Batterietechnologie – das Bild einer zweiten staatlich gesteuerten Technologie-Entwicklungs- und Exportoffensive Koreas ab. Auf die Frage, was diese genau umfasst, sollte man keine detaillierte Auskunft erwarten, dass sie kommt ist unbestreitbar.


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