Wäre das nicht attraktiv, weil die Anwender dann noch zusätzlich über Regelenergie verdienen?
Die virtuellen Kraftwerke aus Batterien für Photovoltaikanlagen zusammen zu schalten, das treiben vor allem die Netzbetreiber voran. Wir glauben aber nicht, dass dies für Solarwatt ein tragfähiges Modell ist, um Geld zu verdienen. Die Zusatzkosten können durch die Erlöse aus der Regelenergie nicht eingespielt werden, dazu sind die zusätzlichen Fixkosten an den relativ kleinen Batterien zu hoch.
Wie große müsste eine Batterie für den Handel mit Regelenergie mindestens sein?
Erst wenn die Batterien eine Mindestgröße von 10-20 kWh erreichen, fallen die Fixkosten pro Batterie so gering aus, dass sich der Handel mit Regelenergie lohnen könnte. Das lässt sich auch an existierenden Projekten, etwa des Energieversorgers Vattenfall mit i3-Batterien von BMW beobachten. Voraussetzung dafür ist, dass sich ausreichend Endkunden finden, die Batterien in dieser Größenordnung benötigen, aufstellen können und dafür auch den höheren Preis bezahlen wollen. Das ist nicht selbstverständlich, weil ja bereits mit kleineren Batterien Autarkiegrade von 60-65 Prozent erreicht werden können und jeder zusätzliche Prozentpunkt überproportional teuer ist. Für die meisten Kunden ist das nicht attraktiv.
Der Markt wäre aber vorhanden?
Viel Luft ist nicht vorhanden, würde ich schätzen. Der Markt für Regelenergie erreicht derzeit in Deutschland rund 700 MW. Die dafür vorgesehenen Batterien decken bereits rund 350 MW ab. Viel Platz für neue Marktteilnehmer gibt es da nicht mehr. Außerdem wird Regelenergie im Auktionsverfahren gehandelt, das Geschäft hat somit immer spekulative Anteile und die Erlöse sind nicht mittelfristig planbar. Dieses Risiko muss jedem Marktteilnehmer bewusst sein.
Wie reale Kosten verschleiert werden
Aber wäre es denn nicht sinnvoll den direkten Eigenverbrauch mit dem Regelenergiemarkt zu kombinieren?
Ich habe den Eindruck, dass damit viel Marketing betrieben wird und die wahren Kosten für den Kunden verschleiert werden. Die Modelle sind so kompliziert, dass viele Kunden sie am Ende gar nicht verstehen. Welcher Endkunde weiß schon, ob sein Speicher für die Teilnahme am Regelenergiemarkt präqualifiziert ist? Wir wollen aber, dass unsere Kunden nachvollziehen können, wie sie von einem Energieversorgungssystem mit Stromspeicher profitieren können.
Solarwatt legt deshalb auf Transparenz in der Preisgestaltung großen Wert. Ein Speicher für eine PV-Anlage ist ein Investitionsgut wie eine Heizung. Der Kunde soll klare Preise kommuniziert bekommen und sich ausrechnen können, ob sich die Investition für ihn lohnt. Gemischte Modelle scheinen mir eher aus der Not geboren. Möglicherweise steht dahinter, dass es nicht alle Anbieter schaffen, die Kosten für die Systeme so schnell zu reduzieren, dass es für den Normalverbraucher wirtschaftlich interessant wäre.
Wie sieht das Geschäftsmodell von Solarwatt aus?
Wir sind gekommen, um zu bleiben. Für die Kunden bedeutet dies, dass wir ein über 20 Jahre tragfähiges Geschäftsmodell anbieten müssen. Dabei setzen wir vorrangig auf die Optimierung des Eigenbedarfs für private Haushalte und Gewerbebetriebe. Das Bekenntnis von Solarwatt zu einem klaren, transparenten und fairen Geschäftsmodell war einer der ausschlaggebenden Gründe, warum ich in die Wirtschaft gewechselt bin.
Bisher kommen aber nur die Eigenheimbesitzer in den Genuss der Vorteile der PV-Energie?
Ich bin der Meinung, dass Klimaschutz durch Eigenstromversorgung auf breitere Schultern verteilt werden sollte. Viele große Mietshäuser könnten mit PV-Anlagen ausgestattet werden. Technisch ist es ganz einfach, diesen Grünstrom an die Mieter zu verteilen. So könnten sich breitere Bevölkerungsschichten an der Energiewende beteiligen.
Warum passiert das nicht?
Leider haben wir derzeit die Situation, dass der Vermieter durch einen komplizierten Zulassungsprozess gehen muss, um seinen Mietern den Grünstrom aus der eigenen PV-Anlage anbieten zu können. Die regulatorischen Hürden sind so hoch, dass sie für kleinere oder mittelgroße Vermieter kaum zu überwinden sind. Nur große Gesellschaften können sich Experten leisten, die sich durch die komplizierte Regulierung kämpfen. Ausnahmen gibt es lediglich in Städten, in denen es lokalpolitisch unterstützte Modelle gibt, wie in Freiburg, Konstanz oder Berlin-Hellersdorf.