Hennecke rechnet für die nächsten Jahre mit einem Anhalten dieser Wachstumsdynamik: »Mit steigender Energie- und Power-Dichte erschließen sich immer neue Anwendungsbereiche«. Er geht davon aus, dass es in Zukunft immer häufiger dazu kommen wird, dass lärmintensive benzinbetriebene Gerätelösungen im Outdoor-Bereich durch batteriebetriebene elektrische Lösungen ersetzt werden. Hennecke verweist dabei auf die laufende Verbotsphase bei NiCd. »Mit NiMH und Lithium-Batterien stehen hier die entsprechenden Ersatztechnologien bereit - ähnlich könnte sich das auch im Outdoor-Bereich entwickeln: Wenn gesetzliche Vorgaben dort umweltschädliche Lösungen verbieten, stehen die entsprechenden batterietechnischen Alternativen sofort zur Verfügung«.
Von einem Wachstum um 15 Prozent für 2014 geht Josef Pfeil von Dynamis Batterien aus. »Unser Wachstum in den ersten sechs Monaten dieses Jahres lag zwar bei 20 Prozent«, so Pfeil, »wir gehen aber nicht davon aus, dass sich das so bis zum Ende des Jahres fortsetzt«. Im letzten Jahr hatte das Unternehmen, ausgehend von 2 Millionen Euro, sogar einen Umsatzzuwachs von 54 Prozent erzielt, wofür nach Auskunft von Pfeil vor allem Anwendungen im Bereich der Medizinelektronik verantwortlich waren. In diesem Jahr nun erstmals Metering-Systeme etwa 10 Prozent zum Umsatz des Unternehmens bei, der erste Kunde wurde bereits mit einer Serienfertigung von 350.000 Zellen beliefert.
»Bereits das Vorjahr lief gut, und in diesem Jahr läuft es noch besser«, freut sich auch Daniel Panzini, Leiter Geschäftsbereich Batterien bei Jauch Quartz. Besonders erfreulich dabei: Jauch feiert in diesem Jahr sein 60jähriges Jubiläum und ist zugleich seit 40 Jahren im Batteriebereich tätig. Neben dem Vertrieb namhafter Hersteller von Primär- und Sekundärzellen unterhält das Unternehmen am Standort Schwenningen auch eine Assembly für den Musterbau und für Kleinserien. Interessante Zuwächse meldet auch Panzini im Bereich wiederaufladbarer Lithium-Polymer-Zellen, und weniger bei Lithium-Ionen-Akkus.
Mit ganz anderen Batterie- und Akku-Größen beschäftigt sich Hans-Martin Baum, Key Account Manager bei der Refu Elektronik. Hier geht es um Leistungen von minimal 2 bis maximal 400 kWh. In einer seiner jüngsten Anfragen geht es um die Anschaffung von 200 E-Bussen für ein Stadtwerk. Da jeder dieser Busse mit 400 kWh ausgestattet ist, die Nachts geladen werden müssen, »braucht man bei solchen Projekten dann schon mal eine Ladeleistung von 2 MW und Nachts einen Schichtführer, der die Busse umhängt«.
Nur noch mit Kopfschütteln reagiert Baum auf die Kapriolen beim Thema PV-Stromzwischenspeicherung: »Erst wird vor zwei Jahren eine heimliche Eigenverbrauchsbezuschussung eingeführt und dann droht man plötzlich mit einer Art „Strafsteuer“ für den Eigenverbrauch«, wundert er sich, »ich bin sicher, dass Energy Storage kommen wird, aber wohl weniger in Deutschland, als vielmehr in Ländern mit besonders schlechter Netzqualität«.
Gutes Wetter kurbelt E-Bike-Geschäft an
Über ein wettertechnisch fast schon ideales Frühjahr freut sich Thilo Hack, Director Industrial Solutions bei Ansmann: »Nach dem letzten Jahr konnte es diesbezüglich ja nur besser werden, und für den E-Bike-Kauf ist das Wetter nun mal ein entscheidendes Argument«. Befürchtungen, dass das E-Bike-Geschäft in absehbarer Zeit von Asiaten dominiert werden könnte, teilt er nicht. »Möglich wäre das nur, wenn es zu einer Standardisierung in diesem Bereich käme, und das ist derzeit noch nicht absehbar«, meint er, »zudem spielt das Design der Räder hier eine große Rolle, es beeinflusst das Fahrverhalten der Räder«.
So ist der Akku-Pack in den letzten Jahren vom Gepäckträger in den Schwerpunkt der Räder gewandert. Eine Entwicklung, die durch höhere Kapazitäten und damit realisierbare kleinere Volumen der Akku-Packs ermöglicht wurde.
Optimistisch blick auch Jan Hetzel, Application Engineer, bei VRI Batterie-Technik, in die Zukunft. Nach dem Brand steht der Neubau bereits, bis zum Jahresende wird auch die im Vergleich zu früher verdoppelte Produktionsfläche zur Verfügung stehen. »Wenn sich an der Liefersituation von Seiten der Zellenhersteller nichts ändert«, so Hetzel, »dann sollte in diesem Jahr ein Wachstum von mindestens 10 Prozent möglich sein«.
Am Thema PV-Strom-Zwischenspeicherung entzündete sich eine Diskussion darüber, welche Marktchancen eigentlich die Vielzahl kleiner Hersteller in diesem Bereich hat, die sich bislang in diesem Zukunftsmarkt tummeln. Dr. Michael Gnann, Gründer der MGC Consulting, wirft in diesem Zusammenhang die Frage auf, warum dieses Segment nicht von den Top-3 der Branche bedient werden sollte: »Dieser Produktbereich wird standardisiert werden und die Dominanz der großen Batteriehersteller wird sich auch auf dieses Produktsegment ausweiten«, versichert Dr. Gnann, »diese Unternehmen sind in der Lage langfristig zu investieren«.
Mit einer ähnlichen Entwicklung ist nach seiner Einschätzung auch im Bereich E-Mobility zu rechnen. »Das ist ein absolut kostengetriebenes Thema und nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist davon auszugehen, dass unsere Automobilhersteller diesbezüglich mit den großen asiatischen Unternehmen zusammengehen, weil das hier keiner mehr anpacken will«.
Zukunftstrends
Bleibt noch die Frage, was die Zukunft an neuen Entwicklungen bringen wird. »Auf der Anodenseite wird weiter mit Graphit-Silizium-Verbindungen experimentiert«, berichtet Prof. Dr. Karl-Heinz Pettinger, Professor für Elektrische Energiespeicher an der Hochschule Landshut, »auf der Kathodenseite klafft dagegen immer noch die bekannte Lücke der hochenergiedichten Materialien«. Während Lithium-Luft-Systeme noch weiter in den Sternen hängen, hat sich der Zeithorizont bei Lithium-Schwefel inzwischen auf 2020/22 eingependelt. Prof. Pettinger gibt jedoch zu bedenken, »dass hier immer noch massive Interface-Probleme gelöst werden müssen«. Geforscht wird auch an der »kalten Natriumbatterie«, also einer Natrium-Schwefel-Kombination. In der wissenschaftlichen Community drehen sich nach seinen Worten die Diskussionen derzeit primär um drei Systeme der Zukunft: Lithium-Schwefel, Lithium-Luft sowie Natriumtechnologien.