Conditio sine qua non

Europa braucht eine Batteriezellen-Fertigung

26. Oktober 2018, 9:13 Uhr | Hagen Lang
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Batteriezellen-Fertigung in Europa

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In Düsseldorf erklärte Dr. Yoshino, dass die Kapazität der weltweit in Elektromobilen verbauten LIB 2017 erstmals die der in mobilen IT-Geräten verbauten LIB erreichte. 2025 soll die Kapazität der LIB in Elektromobilen bereits den Löwenanteil des globalen Marktes ausmachen.
© Dr. Akira Yoshino Asahi Kasei

Braucht ein Land wie Deutschland eine eigene Batterieproduktion?

Regionen wie Europa, die nicht in großem Maßstab z.B. tragbare batteriebetriebene Produkte produzieren, haben naturgemäß keine eigene Batterieproduktion. Wenn Europa Elektromobile verkaufen will, muss sich das ändern. Es müsste dann umgehend mit dem Aufbau einer eigenen Produktion von Lithium-Ionen-Batterien begonnen werden.

Wird man eines Tages Lithium-Ionen-Batterien für die Stützung des Stromsystems einsetzen?

Das ist machbar, allerdings sollte man hierbei nicht nur an Großbatterien denken, wie sie heute diskutiert werden, sondern man muss sich die riesige Flotte von Millionen Elektro-PKW vor Augen halten, die künftig existieren wird. Diese stellen weltweit ein Energiespeicher-Potenzial von hunderten Gigawatt dar. Diese sollte man als netzstabilisierende Speicher zur Lastverschiebung und Netzstabilisierung verwenden.

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima hat Japan intensiv alternative Energieversorgungs- und Mobilitätskonzepte untersucht. Glauben Sie, dass neben Lithium-Ionen-Batterien auch die Wasserstoff-Technologie ein Standbein der Energieversorgungssysteme der Zukunft spielen wird?

Ich persönlich glaube, dass LIB hier die größte Rolle spielen werden; das Potenzial der Elektromobile zur Lastverschiebung hatte ich schon erwähnt. Zudem sind die Kosten für den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur enorm. Aber: Jede Technologie hat ihr Anwendungsspektrum. Bei besonderen industriellen Anwendungen finanziert sich elektrolytisch hergestellter Wasserstoff bereits heute. In der Mobilität haben Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff betrieben werden, im Schwerlastbereich Potenzial. Im Bereich der PKW sehe ich zu den Lithium-Ionen-Batterien keine Konkurrenz.

Wie bewerten Sie das Potenzial der Lithium-Schwefel-Technologie für künftige Anwendungen?

Eine Technologie mit großem Potenzial als Sekundärbatterie. Leider wurde hier noch kein entscheidender Durchbruch geschafft. Erst wenn ein Durchbruch stattfindet, kann man das wirkliche Potenzial seriös bewerten.

Wie bewerten Sie das Potenzial der Lithium-Luft-Batterie-Technologie?

So wie das der Lithium-Schwefel-Batterie-Technologie.

Gibt es sonstige Technologien, die sie für die Energiespeicher von morgen favorisieren?

Eine Technologie ist die Feststoffbatterie-Technologie. Hier wurde 2011 ein entscheidender Durchbruch erzielt.

 

Zur Person

Dr. Akira Yoshino

Dr. Akira Yoshino ist Honorary Fellow der Asahi Kasei Corporation in Japan, Professor der Meijo-Universität und wurde 2018 vom japanischen Kaiser persönlich für seine grundlegenden Arbeiten zu Lithium-Ionen-Batterien mit dem Japan-Preis ausgezeichnet. Als Forscher bei Asahi Kasei nutzte er ab 1981 zunächst Polyacetylen als Anodenmaterial und Lithium-Cobaltoxyd als Kathodenmaterial. Ab 1985 verwendete er kohlenstoffhaltige Materialien als Anodenmaterial und schuf damit die Basis für die Lithium-Ionen-Technologie, die Anfang der Neunzigerjahre durch Sony (in der Hi8-Videokamera CCD TR 1) und das Joint Venture A&T Battery (Asahi Chemical und Toshiba) weltweit kommerzialisiert wurde. Er erfand auch die erste funktionelle Separator-Membran und war Pionier bei der Verwendung strombegrenzender Leistungsschalter mit positivem Temperaturkoeffizienten für eine erhöhte Sicherheit.


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