LCDs und TFTs werden weiterhin die vorwiegenden Display-Typen bleiben?
Ja, denn hier hat sich in den letzten Jahren auch viel hinsichtlich der Ablesbarkeit und der Qualität getan; zu nennen wären beispielweise die IPS-Technologie und Optical Bonding. Die Liquids und Polarizer, die wir von den entsprechenden Chemie-Unternehmen beziehen, werden übrigens auch immer weiter verbessert, und wir können diese Verbesserungen dann wieder im Design unserer Bildschirme berücksichtigen, sodass die Kunden schnell davon profitieren.
Die Industrie und die Medizintechnik stellen hohe Anforderungen an die Qualität der Produkte. Wie stellt Display Visions sicher, dass diese Anforderungen erfüllt werden?
Das fängt beim Einkauf hochwertiger Produkte an. Vor allem die Tests, die wir selber durchführen, spielen eine wichtige Rolle, etwa um die Lebensdauer vorhersagen zu können, denn die Komponenten müssen in der Industrie Tag und Nacht laufen. Über unsere Tests stellen wir sicher, dass sie nicht 10.000 Stunden wie in Consumer-Produkten durchhalten, sondern 100.000 Stunden.
Display Visions hat sich also neben der Fertigung eine eigene Messtechnikkompetenz aufgebaut?
Allerdings, wir bauen sogar unsere Messgeräte selber, ganz einfach weil es die Geräte, die wir für unsere Messungen brauchen, am Markt nicht zu kaufen gibt.
Die Entwicklung geschieht ausschließlich am Standort in Gilching?
Das sehen wir als ein wesentliches Kriterium für unseren Erfolg an: 55 Hardware- und Software-Ingenieure sind mit der Entwicklung unserer verschiedenen Displays beschäftigt. Sie sind zumeist seit vielen Jahren im Unternehmen; unsere Fluktuation ist sehr gering. Sie kennen sich also exzellent in ihren Themengebieten aus. Für die Anwender besonders wichtig: Die jeweiligen Experten sind immer für sie zu sprechen. Sie können anrufen und das Problem kann meist am selben Tag gelöst werden – in ihrer Muttersprache und in derselben Zeitzone.
Was fertigt Display Visions selber, was lassen Sie fertigen?
Wir entwickeln nicht nur hier, wir führen auch die Fertigung vor Ort durch. Die LC-Gläser und OLEDs fertigen Partnerfirmen in Taiwan und China nach unseren Vorgaben. Liquids und Polarizer kaufen wir ein. Die Platinen lassen wir bestücken, das übernehmen EMS-Firmen im Münchner Raum. Die Endmontage führen wir in Gilching durch. Besonders für die Medizintechnik ist wichtig: Wir sorgen dafür, dass alle Bauelemente entsprechend zertifiziert sind, und wir führen verschiedene Zertifizierung der Displays durch. Das machen die großen Hersteller in Asien nicht.
Wie kann Display Visions garantieren, dass die Displays auch in 15 Jahren noch geliefert werden können?
Das fängt bei den IC-Herstellern an: Wir setzen uns mit ihnen zusammen und stellen sicher, dass sie uns über viele Jahre beliefern. Außerdem haben wir ein großes Lager, in dem wir viele Komponenten auch über einige Jahre lagern können, bevor wir sie verbauen. Das haben wir über die 45 Jahre unseres Bestehens bewiesen: Unsere Kunden wissen, dass sie unsere Bildschirme auch in über zehn Jahren noch bekommen.
Inwieweit hat Display Visions unter der Knappheit der Komponenten und den Turbulenzen in den Lieferketten gelitten?
Unsere Strategie besteht darin, ein großes Lager vorzuhalten. Das gilt für unsere Displays, von denen wir 1000 verschiedene Anzeigen vorhalten. Wir halten aber auch die Komponenten vor. Wir haben eins der größten Lager in Europa. Außerdem legen wir Wert darauf, Second-Source-Produkte in die Geräte einzudesignen, um auf der sicheren Seite zu sein. Das hat uns bis ins letzte Jahr geholfen, weil wir gut puffern konnten. Jetzt schlägt aber die Situation auch auf unsere Lieferzeiten durch.
Auch die Preise werden steigen?
Wegen unseres Lagerbestandes konnten wir die Preise bis zum Dezember letzten Jahres halten. Aber alles wird teurer, von den Rohstoffen über die Komponenten bis zur Logistik. Dem werden wir uns leider nicht entziehen können.
Neben den Chips sind derzeit auch Fachkräfte knapp. Wie kann Display Visions im High-Tech-Umfeld München junge Talente anziehen?
Wir arbeiten mit Schulen zusammen, bieten etwa Praktika für Realschüler an, auch mit den Universitäten kooperieren wir. Natürlich stehen wir auch im Wettbewerb mit den Großen der High-Tech-Branche, die im Münchner Raum vertreten sind. Als relativ kleines, in der zweiten Generation inhabergeführtes Unternehmen bieten wir aber auch einige Vorteile. Es gibt wenig Bürokratie, eigene Ideen einzubringen ist nicht nur erlaubt, sondern hocherwünscht und es besteht viel Freiheit, die eigene Kreativität auszuleben. Weil die Beschäftigten den Erfolg ihrer Arbeit sofort sehen, sind die Leute persönlich zufrieden. Das sehen wir daran, dass die Fluktuation sehr gering ist. Es gibt also interessante Alternativen zu den Großkonzernen. Entscheiden, was ihm lieber ist, muss es jeder für sich.