96 % der Unternehmen betroffen

Deutsche Industrie kritisiert lange Export-Bearbeitungszeiten

20. Dezember 2024, 11:36 Uhr | Nicole Wörner
Jörg Mayer, Spectaris: »Die weiterhin langwierigen BAFA-Bearbeitungszeiten schaden der Exportfähigkeit unserer Industrie massiv und machen es für einige Unternehmen unmöglich, international wettbewerbsfähig zu bleiben.«
© Spectaris

Die deutschen High-Tech-Industrieunternehmen schlagen Alarm: Verzögerungen von bis zu 18 Monaten bei Exportgenehmigungen durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefährden ihre Wettbewerbsfähigkeit massiv.

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»Fast täglich erhalten wir Anfragen und Beschwerden zu Verzögerungen bei den Bearbeitungszeiten von Ausfuhrgenehmigungen«, stellt Jörg Mayer, Geschäftsführer des Branchenverbandes Spectaris, fest. »Das Ausmaß ist zunehmend besorgniserregend.« Eine aktuelle Umfrage des Verbandes zeigt, dass sich die schwierige Situation im Vergleich zum Vorjahr bei kritischen Ländern noch verschärft hat.

96 % der Unternehmen betroffen

Rund 96 % der befragten Unternehmen berichten laut Meyer von Schwierigkeiten bei der Bearbeitung ihrer Ausfuhranträge durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Im Durchschnitt seien 50 Prozent der gesamten Ausfuhrgenehmigungen von Verzögerungen betroffen, wovon wiederum 52 Prozent länger als ein Jahr bearbeitet würden. Der Anteil der Unternehmen, die aufgrund der Verzögerungen bei den BAFA-Genehmigungen bereits Aufträge verloren hätten, sei mit 86 % alarmierend hoch.

Der Studie zufolge kritisieren die Unternehmen vor allem die geringe Erreichbarkeit und fehlende Transparenz im Genehmigungsprozess.

»Der Export ist für viele unserer Mitglieder eine zentrale Säule ihrer Geschäftstätigkeit. Die weiterhin langwierigen BAFA-Bearbeitungszeiten schaden der Exportfähigkeit unserer Industrie massiv und machen es für einige Unternehmen unmöglich, international wettbewerbsfähig zu bleiben«, betont Jörg Mayer.

Millionenschwere Verluste

Der Wert der blockierten Exportwerte summiert sich bei vielen Unternehmen auf Millionenbeträge. Einige Unternehmen berichten, dass sie aufgrund der langen Bearbeitungszeiten auf neue Anträge verzichten, um wirtschaftliche Verluste und Kundenverluste zu vermeiden.

Die Bearbeitungszeiten variieren je nach Zielmarkt und Produktkategorie und belaufen sich häufig auf sechs Monate und mehr. Für besonders problematische Zielländer wie etwa China, Russland, Kasachstan und Belarus werden Verzögerungen von bis zu 18 Monaten gemeldet.

Forderungen an Politik und Verwaltung

»Das Exportland Deutschland braucht endlich schlanke und verlässliche Prozesse. Unsere Unternehmen dürfen nicht länger durch bürokratische Hürden ausgebremst werden«, erklärt Jörg Mayer. »Effizientere Verfahren, transparente Kommunikation und zusätzliche Kapazitäten bei der BAFA und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, BMWK, sind unverzichtbar, um den Rückstand zu reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie nachhaltig zu sichern.«

 

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