Interview mit Paul Wilson, ams

»Wir alle profitieren von leistungsfähiger Umweltsensorik«

9. Juli 2018, 14:15 Uhr | Engelbert Hopf
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Umweltsensoren- mehr als nur Luftqualitätsmesser

Nun beschränkt sich Luftqualität ja nicht auf zu wenig Sauerstoff im Raum. Wir sind stetig von Dingen umgeben, die stetig flüchtige organische Stoffe abgeben. Zielen Sie auch auf diese Themen mit den Umweltsensoren aus Ihrem Haus?
Ja, flüchtigen organischen Verbindungen, kurz VOCs genannt, sind wir ja im täglichen Leben in geschlossenen Räumen in einem viel stärkerem Maße, nämlich bis zum Faktor 10, ausgesetzt, als wir das im Freien wären. VOC-Sensoren sind darum in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus unserer Branche gerückt. Denke Sie nur an das Thema Allergien. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 20 Prozent der Bevölkerung von Allergien betroffen sind. VOC-Sensoren können Sie hier vor erhöhten Belastungen warnen. Es geht also beim Thema Umweltsensorik in Gebäuden bei Leibe nicht nur um schlechte Luft im herkömmlichen Sinne. 

Schlechte Luftqualität zu detektieren ist das eine, daraus Maßnahmen abzuleiten das andere. Welchen Beitrag können Umweltsensoren von ams hier leisten?
Umweltsensorik hat ja nicht nur den Schutz des Menschen vor hohen Umweltbelastungen zum Ziel, sie trägt, richtig eingesetzt, auch zur deutlichen Senkung des Energieverbrauchs, etwa von Belüftungseinrichtungen bei. Der Use-Case, der sich eröffnet, wurde inzwischen von immer mehr Anwendern verstanden. Wenn Sie allein an Bürotürme denken, deren Klimaanlagen wirklich nur dann arbeiten, wenn das Raumklima in einem Raum schlecht ist und dieser Raum auch wirklich genutzt wird. Umweltsensorik eröffnet hier für die Hausautomatisierung, auch im privaten Bereich, noch eine ganze Vielzahl sinnvoller und nützlicher Applikationen!

In diesem Fall sprechen wir über Umweltsensorik, die in ein größeres Gesamtsystem integriert wird. Welche Applikationsmöglichkeiten gibt es im Smart­phone-Bereich? Gilt so etwas wie eine „elektronische Nase“, die Schadstoffe und Luftqualität analysiert, nicht als so etwas wie der heilige Gral der Umweltsensorik?
Es ist etwas anderes, ob ich in einem geschlossenen Raum die Luftqualität mittels Umweltsensoren ermittle oder ob ich mit dem Handy nach draußen gehe und eine ähnliche Performance nun von einem Mobile Device verlange. Die Herausforderung besteht hier zum einen in der Miniaturisierung eines solchen Sensors und in der Tatsache, dass Sie im Freien verschiedene, kaum kontrollierbare Einflussfaktoren für die Luftqualität haben. Der sinnvollste Weg, diese Herausforderung zu meistern, ist unserer Ansicht nach die Kombination verschiedener Sensoren in einem Modul. Wir werden darum in naher Zukunft eine neue Sensorlösung auf den Markt bringen, die bis zu fünf Sensoren in einem Package vereint. Dies wird es ermöglichen, schnell und kosteneffizient mehrere Umweltgase zu detektieren. Wir erwarten, dass diese Kombilösung uns ganz neue Märkte für den Einsatz dieser Umweltsensoren eröffnen wird.

Sie sprachen zu Beginn unseres Gesprächs davon, dass ams ebenso Sensoren für den Automotive-Bereich bietet. Unterscheiden sich Zielsetzungen im Automotive-Bereich deutlich von den Konsumelektronik-Bedürfnissen?
Im Prinzip geht es in beiden Anwendungsbereichen vor allem um drei wichtige Kundenaspekte: Komfort, Wohlbefinden und Sicherheit. Auch im Automobilbereich geht es in puncto Luftqualität um die Kontrolle und Regelung der Unterschiede zwischen der Außenwelt und dem Inneren der Fahrzeugkabine. Es geht also zum einen darum, unangenehme oder auch gefährliche Gase vom Fahrzeuginneren fern zu halten. Ein gute Raumluft im Fahrzeug trägt unter anderem zur Konzentrationsfähigkeit des Fahrers bei. Es geht aber auch im Fahrzeug um die Erkennung von Langzeitgefahren oder -Belastungen durch ausdampfende, flüchtige organische Verbindungen. Neben diesen auf den Einsatz im Fahrzeuginneren gerichteten Umweltsensoren gibt es dann natürlich noch diejenigen, die mit dazu beitragen sollen, die Schadstoffemissionen unserer heutigen Fahrzeuge weiter kontinuierlich zu reduzieren. 

Das Interview führte Engelbert Hopf.


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