Exklusiv-Interview mit Pewatron

»Unser Fokus ist und bleibt der Sensor«

28. August 2018, 10:40 Uhr | Nicole Wörner
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Wappnen für Marktänderungen

Inwieweit merken Sie diese Lieferschwierigkeiten selber?

Röttinger: Da wir mit unseren Kunden und Lieferanten sehr langfristig planen, trifft uns die aktuelle Situation noch nicht dramatisch, aber wir sehen die Problematik natürlich schon. Es hilft nicht, wenn unsere Lieferanten ab Lager liefern können, der Kondensator aber 60 Wochen Lieferzeit hat. Die gesamte Kette muss stimmen. Insofern werden auch wir es wahrscheinlich irgendwann spüren.

Welche Auswirkungen hätte das auf Ihr Unternehmen?

Röttinger: Die Kunden werden weniger abrufen, das heißt: der Umsatz wird zurückgehen. Inwiefern dann irgendwann noch zusätzlich eine Korrektur aufgrund zu hoher Sicherheitslagerbestände bei den Kunden erfolgt, lässt sich derzeit nur schwer abschätzen. Wir hoffen, dass dies nicht zu dramatisch wird, wären aber für den Fall der Fälle vorbereitet.

Ein großes Unternehmen kann das abfedern, aber wie ist das bei einem kleinen Unternehmen? Geht das an die Existenz?

Kleye: Im Gegenteil. Die großen Distributoren müssen damit rechnen, dass die Kunden schnell mal zu einem anderen Lieferanten wechseln. Aber ein Sensor ist ja in der Regel ein Unikat, den kann man nicht einfach austauschen. Nichtsdestotrotz ist es unsere Verantwortung, entsprechende Lagervorräte zu halten.

Röttinger: Hier kommt uns unsere Muttergesellschaft Angst+Pfister zugute. Als privat gehaltenes Familienunternehmen denkt man hier langfristig und würde eine vorübergehende Krise eher als Chance sehen.

Sprechen wir über die Marktentwicklung. Welche Trends sehen Sie derzeit?

Röttinger: Generell ist die Sensorik ein starker Wachstumsmarkt – mit Wachstumsraten zwischen fünf und zehn Prozent. Die Themen Energieeinsparung, Umweltschutz und Industrie 4.0 treiben die Volumina nach oben. Die Dynamik im Markt und die Knappheit an Ingenieuren führt – wie bereits erwähnt – dazu, dass die Kunden weniger Zeit für Lieferanten haben und sie diese Zeit so effizient wie möglich gestalten möchten. Damit steigt der Bedarf an kurzfristig lieferbaren Mustern und Unterstützung beim Rapid Prototyping.

Wie sieht es mit IT-Know-how aus?

Kleye: Digitalisierung ist natürlich ein wichtiges Thema. Nichtsdestotrotz ist die Grundlage immer erst einmal der Sensor. Wenn der falsch misst, nutzt die ganze digitale Logistik dahinter nichts. Für den Anbieter des reinen Sensorelements ist das Thema also noch nicht so relevant, aber je mehr man auf die Modulebene geht, desto wichtiger wird es.

Röttinger: Digitalisierung ist ein großes Thema für uns, aber hauptsächlich, weil es eines für unsere Kunden ist, die mit sich ändernden Anforderungen auf uns zukommen. Das wird die Sensorwelt in Zukunft deutlich verändern. Die Frage ist immer, wo die Kommunikation mit der Maschine stattfindet. Wer kommuniziert mit dem Internet? Der Sensor oder die Zentralsteuerung, die Maschine? Vor einigen Jahren, zum Anfang der Industrie 4.0, war der Gedanke, dass das der Sensor machen muss. Wir stellen aber fest, dass heute nicht der Sensor kommuniziert, sondern er konsolidiert die Daten lediglich und kommuniziert sie zur Steuerung. Die wiederum kommt von unseren Kunden.

Aber wir müssen natürlich verstehen, welche Probleme diese haben. Darüber hinaus gibt es Theorien, die besagen, dass künftig verstärkt Standardsensoren in die Industrie gehen werden, andere wiederum sagen, dass es immer mehr individuelle Sensoren sein werden. Wohin auch immer die Entwicklung geht – sicher ist, dass sich damit unsere Kundenlandschaft ändern wird. Die großen Abnehmer im Industriebereich werden in 20 Jahren vermutlich ganz andere sein als heute. Plakativ ausgedrückt: Sind heute noch Firmen wie Siemens und Rockwell Marktführer im Bereich Industriesteuerungen und Produktionsanlagen, ist es in ein paar Jahren vielleicht schon SAP. Und was heißt das dann für uns? Für diese möglichen Marktänderungen müssen wir uns bereit machen.

Wie wappnen Sie sich dafür? Bauen Sie intern IT-Know-how auf?

Röttinger: Noch wollen unsere Kunden die IT selber machen. Von uns erwarten sie die Unterstützung, die wir ihnen als Sensoranbieter und Design-in-Partner natürlich auch bieten. Unser Fokus ist und bleibt jedoch der Sensor.


  1. »Unser Fokus ist und bleibt der Sensor«
  2. Hürden, Marktpositionierung und weitere Aquisitionen?
  3. Wappnen für Marktänderungen

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