Antikörpertests werden genutzt, um Personen zu identifizieren, die sich unbemerkt mit Corona infiziert haben und nicht mehr oder in einem reduzierten Ausmaß zur Verbreitung des Virus beisteuern. Dafür werden u.a. große Querschnittsstudien angestrebt und mehrere Millionen Tests benötigt. Die Bundesregierung hat dafür einen Vertrag mit dem Schweizer Pharmakonzern Roche geschlossen, in dem für Mai 2020 eine Lieferungen von 3 Mio. Antikörpertests vorgesehen war und für die Folgemonate 5 Mio. Tests pro Monat. Geräte für den »Hausgebrauch«, wie Ams und Senova sie in einem zweiten Entwicklungsschritt liefern wollen, sind diese Tests nicht. Das heißt: Privatkunden stellen einen noch unbesetzter Zielmarkt für Antikörpertests dar. Wann Ams und Senova ihn bedienen können, steht aber noch nicht fest.
Im professionellen Bereich ist die Lage anders. Vor dem Hintergrund, dass andere Anbieter ihre Großverträge bereits geschlossenen haben, wirkt der geplante Produktionsstart im September reichlich spät. Der Bedarf für Antikörpertests wird dann zwar sicherlich noch eine ganze Weile vorhanden sein, aber um Großkunden dazu zu bringen, ihre bestehenden Lieferanten zu wechseln, müssen die neuen Tests einen überzeugenden Mehrwert liefert. Ein Argument wäre sicherlich der Preis: Die Krankenkassen erstatten nur noch 39,40 € pro Test und nicht mehr die ursprünglichen 59 €. Das setzt Ärzte und Labore bei der Suche nach günstigeren Testmethoden unter Zugzwang.
Aktuell werden in Deutschland vor allem PCR-Tests (Polymerase chain reaction) durchgeführt, mit denen sich eine akute Erkrankung nachweisen lässt. In der KW 23 waren es laut Lagebericht des Robert-Koch-Instituts rund 330.000, in der Vorwoche rund 400.000 durchgeführte Tests. Die Zahl der Antikörpertests lag in der KW 19 laut der Vereinigung Akkreditierter Labore in der Medizin (ALM) bei etwa 61.300 und liegt – gemessen an der Großbestellung der Bundesregierung – aktuell sicherlich deutlich höher.