Wer am Puls der Zeit operieren möchte, passt sich dem technischen Standard an. Und dieser beinhaltet eben auch OP-Roboter, gleichwohl die heutigen Systeme deutlich besser sind als vor 30 Jahren. Bleibt eigentlich nur noch die Frage: Wer ist hier der Boss?
Heute würde wohl niemand mehr auf die Idee kommen, einen Medizinroboter »Robodoc« zu nennen. Einst Vorzeigemodell in Sachen Künstliche Intelligenz, ist der Operationsroboter heute vor allem eins: ein Lehrstück für die Medizingeschichte. Ursprünglich sollte das System, das in den 1990er Jahren in mehr als hundert deutschen OP-Sälen steht, das Einsetzen von Hüftgelenksprothesen genauer und einfacher machen – mit eindeutigen Vorteilen für die Patienten. Doch leider kommt es in vielen Fällen ganz anders. Etliche Male fräst Robodoc zu viel vom natürlichen Knochen ab, manchmal tut er dies sogar an völlig falscher Stelle. In anderen Fällen werden die umliegenden Muskeln so stark gedehnt, dass die Patienten monatelang mit Problemen zu kämpfen haben.
Die Einführung von Robodoc zeigt, wie sich ein offenbar unausgereiftes Medizinprodukt auf dem Gesundheitsmarkt breitmachen konnte. Weil die OP-Maschine als technologisch hochwertig und fortschrittlich galt, war sie ein wichtiges Marketinginstrument der Kliniken. War? Wohl kaum, wer am Puls der Zeit operieren möchte, passt sich dem technischen Standard an. Und dieser beinhaltet eben auch OP-Roboter, gleichwohl die heutigen Systeme deutlich besser sind als vor 30 Jahren. Bleibt eigentlich nur noch die Frage: Wer ist hier der Boss? Nicht wirklich, denn der Workflow in einem digitalen Operationssaal bindet alle Beteiligten gleichermaßen ein; integriert die Hard- und Software ebenso wie erforderlichen Patientendaten. Hört sich leichter an als es am Ende ist. In der modernen Medizin sollten nicht nur die Menschen – Pfleger, Arzt und Patient – die gleiche Sprache sprechen, sondern auch die Maschinen. Ob diese systemübergreifende Genauigkeit erreicht wird, hängt auch vom verwendeten Datenverteilungssystem ab.