Termine | Was wird alles im Spitzensport getan, um Spitzenleistungen zu erbringen und welche Erkenntnisse aus dem Profisport sind für ein breiteres Bevölkerungssegment relevant? Das sind zwei der Fragen, denen sich die Medica Medicine + Sports Conference (MMSC) 2019, widmet.
Hier wird der sportmedizinische Fortschritt allen Interessierten nahegebracht und Networking zwischen Experten aus Sportmedizin, Sportwissenschaft und Gesundheitsbranche großgeschrieben. Im Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokyo 2020 und drei Jahre vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 geht es natürlich auch um die s. g. »Performance Medicine«. Ein heißes Thema dabei ist beispielsweise die Regeneration.
So ist mit Sebastian Kienle einer der besten Triathleten der Welt bei der Konferenz im November als Sprecher dabei. Er siegte beim Ironman World Championship in Hawaii 2014 und wurde unter anderem auch drei Mal Ironman-Europameister. Kienle schilderte erst kürzlich gegenüber einem Lifestyle-Magazin: »Wenn ich einen eineiigen Zwilling hätte und der würde seine Karriere ohne Technologie und Datenanalyse bestreiten – er hätte keine Chance.«
Beim Training setzt er auf neueste Technologien, unter anderem von Polar, Cortex Medical, Runscribe oder auch Quarq. Er richtet sein Training nach den in Echtzeit verfügbaren Daten aus. Welche Daten dabei eine Rolle spielen für Vorbereitung, Wettkampf, Regeneration und Präventionen von Verletzungen und Krankheiten, wird er am Mittwochmittag, 20. November bei der MMSC als erster Keynote-Sprecher berichten.
Konkret um den olympischen Sport geht es im Folgevortrag »Summer is coming! Preparation to Tokyo 2020 Olympics« von Dr. Stéphane Bermon. Der Arzt ist Geschäftsführer des Health & Science Department des Weltleichtathletikverbands IAAF. Und die zu erwartende Hitze wird die Sportler und ihre Teams vor große Herausforderungen stellen. So bewegt sich bei normalen Umgebungsbedingungen der Anstieg der Körpertemperatur unter Belastung zwischen 37 und 39 Grad Celsius.
Wenn die Umgebungstemperatur hoch ist, kann die Körperkerntemperatur beim Marathonlauf auf mehr als 39 Grad Celsius ansteigen und es kann zur Beeinträchtigung von körperlichen Grundfunktionen und medizinischen Folgeschäden kommen. Hitzekammern, Trainingsorte mit erhöhter Temperatur, neue biomedizinische Geräte wie einnehmbare Pillen zur Messung der Temperatur, Schweißanalysatoren, Wärmebildkameras, speziell entwickelte Kleidung und tragbare Elektrolyt- oder thermische Analysatoren werden verwendet, um entweder Forschungen für bessere vorbeugende Maßnahmen durchzuführen oder die Behandlung von Athleten mit Hitzschlag zu optimieren.
Die diversen eingesetzten Technologien zur Erhebung relevanter Messwerte für den Sportler, erzeugen andererseits auch eine große Menge verschiedenster Daten. Hier treten Prof. Dr. Dr. Dieter Leyk, Leiter des Instituts für Präventionsmedizin der Bundeswehr, und Prof. Dr. Jarek Krajewski, Geschäftsführer des Düsseldorfer Instituts für experimentelle Psychophysiologie an, um diese Daten zusammenzuführen und auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI) nutzbar für den Breiten- und Gesundheitssport zu machen. Das Institut für Präventionsmedizin der Bundeswehr verfügt etwa über mehr als eine Million Datensätze von Marathonläufern zwischen 20 und 80 Jahren. Erkenntnisse aus diesen Daten können nicht nur neue Einblicke in den Marathonlauf geben, sondern mit gängigen Mythen im Gesundheitssport aufräumen.
Krajewskis Thema bei der 7. MMSC lautet »AI-based affective computing systems for health, prevention and sports applications«. Er wird auch auf die rechnergestützte automatische Überwachung von psychischen und physischen Gesundheitszuständen (basierend auf Audio-Video- und Biosignalen) eingehen.
Evidenzbasierte Diagnostik könnte künftig helfen, die wahren Potenziale von Sport sichtbar zu machen. So beginnt der Donnerstagnachmittag um 13:45 Uhr mit einem Vortrag von Prof. Dr. med. Wilhelm Bloch, Leiter der Molekularen und Zellulären Sportmedizin an der Sporthochschule Köln. Unter dem Titel »Epigenetic screening for performance and health - reality or future?« wird er der Frage nachgehen, wie sich mit Genen und Genveränderungen das sportliche Leistungsvermögen eines Menschen vorhersagen lässt und wie man dies beeinflussen kann.
Die 7. Medica Medicine + Sports Conference findet am Mittwoch und Donnerstag, 20. und 21. November 2019, im Congress Center Düsseldorf (CCD Süd) auf dem Düsseldorfer Messegelände im Rahmen der Medica 2019 statt. (me)
Schlagworte: Medica, Sportmedizin, Medizintechnik
Genannte Firmen: Polar, Cortex Medical, Runscribe, Quarq