Die Straßen in Ghana sind vielerorts schlecht. Lebensrettende Medikamente oder Impfungen kommen daher oft zu langsam ans Ziel. Das soll sich jetzt ändern: Gesundheitszentren für rund zwölf Millionen Menschen werden künftig aus der Luft beliefert. Von Drohnen.
Rund 120 der unbemannten Flugobjekte werden künftig rund um die Uhr mit einer Fluggeschwindigkeit von etwa 110 Stundenkilometern Impfstoffe und Medikamente liefern. Aus vier Logistikzentren sollen so rund 2000 Gesundheitszentren beliefert werden, in deren Einzugsgebiet rund zwölf Millionen Menschen leben. Das ist fast die Hälfte der Bevölkerung.
Die vom kalifornischen Unternehmen Zipline betriebenen autonomen Drohnen sollen reguläre Lieferwege nicht ersetzen, sondern ergänzen. So soll es funktionieren: Wenn Mitarbeiter eines Gesundheitszentrums rasch Nachschub, eine Blutkonserve, einen Impfstoff oder ein seltenes Medikament benötigen, können sie es per SMS beim Logistikzentrum bestellen. Nach durchschnittlich 30 Minuten soll dann eine Drohne herbeischweben, die knapp zwei Kilogramm Ladung tragen kann. Die Drohne wirft ihre durch einen Fallschirm gesicherte Last dann in geringer Höhe an einem festgelegten Ort ab.
Unterstützung von Bill Gates
In einem Land wie Ghana, wo viele Straßen nicht asphaltiert und in der Regenzeit kaum zu passieren sind, können die Drohnen bei zeitkritischer Auslieferung vielerorts einen Vorteil bieten. Gavi, die Bill & Melinda Gates Stiftung und andere haben den Aufbau der Drohnen-Infrastruktur unterstützt, Ghanas Regierung wird die laufenden Kosten tragen. Zu den genauen Kosten gab es keine Angaben.
Die batteriebetriebenen Drohnen sollen selbstständig entlang vorprogrammierter Koordinaten fliegen. Hin und zurück können sie nach Angaben des Betreibers Zipline maximal 160 Kilometer in der Luft bleiben. An jedem Logistikzentrum gibt es demnach einen Fluglotsen, der gleichzeitig die Flüge von bis zu 30 Drohnen im Blick behalten kann. Ein Zentrum kann damit einer Fläche von rund 20 000 Quadratkilometern versorgen - das entspricht der Größe Hessens. Sollte ein Drohnenmotor mal versagen, ist noch ein zweiter eingebaut. Und wenn der versagt, sorgt ein Fallschirm immerhin für eine sanfte Landung.
Zipline betreibt in Ruanda seit Oktober 2016 bereits einen ähnlichen, wenn auch kleineren, Dienst medizinischer Drohnen. Diese sind dort seither bereits rund eine Million Kilometer geflogen, wie die Firma erklärt. Die Drohnen liefern inzwischen 65 Prozent aller Blutkonserven außerhalb der Hauptstadt Kigalis aus. (dpa/me)