Katheterablation

Wenn das Herz rast

9. Mai 2018, 15:30 Uhr | Dr. Iskandar Djajadisastra (St. Johannes Hospital)
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Komplexe Arrhythmien

In der Vergangenheit kam die Katheterablation bei Herzrhythmusstörungen mit einem umschriebenen Substrat zum Einsatz, welches in der Regel subendokardial, also sehr oberflächlich gelegen ist, zum Beispiel einer akzessorischen Leitungsbahn beim Wolff-Parkinson-White-Syndrom oder bei einer ektope atrialen Tachykardie. Hier spielt die Tiefe der erreichten Gewebe­läsion eine untergeordnete Rolle; die Erfolgsraten der Katheterablation bei solchen Rhythmusstörungen sind mit >90 bis 95 % sehr hoch.

Zunehmend aber geraten komplexere Arrhythmien in den Fokus, nämlich ven­trikuläre Tachykardien und das Vorhofflimmern. Ventrikuläre Tachykardien entstehen oft in den Randbereichen von Infarktnarben, die endokardial oder intra­mural gelegen sein können. Aufgrund der Dicke des Ventrikelmyokards ist es hier wichtig, tiefe Läsionen zu erreichen. Bei Vorhofflimmern hingegen ist es das Ziel, die Pulmonal­venen elektrisch zu isolieren und damit den Trigger des Vorhofflimmerns auszuschalten. Hier gilt es, transmurale Läsionen zu erreichen, die von endo- nach epikardial reichen.

Die Katheterablation bei diesen Rhythmusstörungen ist mit relativ hohen Rezidiv­raten verbunden. Mit der Contact-Force-Technologie lassen sich die erreichten Gewebeläsionen jedoch verbessen und damit die Erfolgsraten der Therapie erhöhen. Mit dem Verfahren können der Anpressdruck und damit auch der Gewebekontakt direkt gemessen werden. Gleichzeitig verbessert sich die Darstellung der Ausrichtung der Katheterspitze im Verhältnis zum Gewebe.

3D-Konstruktion des Herzens

Eine der derzeit in der klinischen Anwendung befindlichen Technologien ist das TactiCath-System von St. Jude Medical/ Abbott (Bild S. 28 oben). Bei diesem Katheter befindet sich nahe der Spitze ein verformbarer zylindrischer Körper aus Titan, der seine Informationen über optische Fasern weiterleitet und der in der Lage ist, sowohl die Höhe des Anpressdrucks als auch die Ausrichtung Katheterspitze zu messen (Bild 2). Die Systeme sind außerdem in ein 3D- Mappingsystem (EnSite PrecisionTM, St. Jude Medical/Abbott) integriert.

Solche Mappingsysteme ermöglichen auf Grundlage von integrierten 3D-Datensätzen aus vorausgehenden CT- oder MRT-Untersuchungen des Herzens eine dreidimensionale Rekonstruktion der Herzkammer, in der die Katheterablation stattfindet (z. B. der linke Vorhof bei der Katheterablation von Vorhofflimmern). Innerhalb dieser Geometrie wird die Position der Katheter, vor allem des Abla­tionskatheters, exakt angezeigt. Der Untersucher kann somit während des Eingriffs mit einem Blick erfassen, wo innerhalb der entsprechenden Herzkammer er sich mit dem Ablationskatheter befindet, wie gut der Wandkontakt bzw. der Anpressdruck ist und wie die Katheterspitze im Verhältnis zur Wand ausgerichtet ist. Das spart Zeit und erhöht die Erfolgsrate

In Studien konnte bereits gezeigt werden, dass diese Methode mit einer Fehlerabweichung von <5 g und einer Treffergenauigkeit von <1,2 g deutlich exakter arbeitet. Das sagt jedoch noch nichts darüber aus, ob die Contact-Force-Technologie der herkömmlichen Katheterablation bei Vorhofflimmern wirklich überlegen ist. Dazu müssen noch weitere Untersuchungen erfolgen – Vergleichsstudien der verschiedenen Systeme untereinander aber auch mit anderen Verfahren wie zum Beispiel der Verödung mittels Kryoballo.

Abbott
Bild 2. Contact-Force-Technologie: In der Spitze befindet sich ein zylindrischer Körper aus Titan, der sowohl die Höhe des Anpressdrucks als auch die Ausrichtung der Katheterspitze misst.
© Abbott

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