Ambulante Pflege

Kampf dem Keim

5. Oktober 2016, 9:53 Uhr | von Marcel Consée
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Hygiene als Problem

Doch die ambulanten Pflegedienste sehen auch bei sich selbst Probleme, hygienische Standards wie die Händedesinfektion vor und nach Pflegehandlungen einzuhalten. Laut Umfrage liegt dies in den meisten Fällen daran, dass die Mitarbeiter zu wenig Zeit haben (38 Prozent) oder generell zu wenig sorgfältig sind (24 Prozent). Als weitere Belastungen nannten die Befragten, nicht genügend Personal zur Verfügung zu haben (22 Prozent) sowie Wissensdefizite bei den Mitarbeitern (11 Prozent). Als die drei Hygienethemen mit dem dringendsten Informations- und Schulungsbedarf für Mitarbeiter gaben die Befragten an: Umgang mit Pflegebedürftigen mit Problemkeimen (27 Prozent), Händedesinfektion (20 Prozent) und Wundversorgung (16 Prozent).

Ein weiteres Hindernis könnte sein, dass es zu wenig Raum gibt, um über Hygienethemen zu sprechen. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten berichten, dass Hygieneprobleme aus dem Praxisalltag maximal einmal monatlich im Team angesprochen werden.

Aber auch bei der Abstimmung mit dem Hausarzt hapert es oftmals. Rund 19 Prozent der Befragten beklagen, bei dem ersten Kontakt mit einem neuen Klienten gäbe es keinen Austausch mit dem Hausarzt über hygienerelevante Informationen, obwohl sie dies für wichtig hielten. Dies bestätigt Suhr aus Sicht des ZQP: »Wir müssen Wissen, Kompetenz und Austausch auf Augenhöhe zwischen den drei wichtigsten Versorgungsakteuren in der häuslichen Pflege, den pflegenden Angehörigen, den ambulanten Diensten und den Hausärzten stärken, um die Sicherheit von Pflegebedürftigen zu verbessern.«

Welcher Erreger ist schuld?

MRSA (Methycilin-resistenter Staphylococcus aureus) wird vor allem durch direkten körperlichen Kontakt verbreitet, insbesondere über die Hände. MRSA kann aber auch durch Niesen, über die Kleidung, die Bettwäsche oder andere Oberflächen in die direkte Umgebung gebracht werden. Bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem, kann MRSA Infektionen verursachen, die ein Geschwür entstehen lassen können oder auch zu Sepsis und Lungenentzündungen führen.

VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken) entstammen entweder der Darmflora des Patienten oder werden von außen über Kontakte zu verunreinigten Oberflächen oder über Handkontakte übertragen. Hierdurch kann es zur Besiedlung oder Infektion von Wunden, Haut und Händen sowie zur Ansiedlung von Sonden und Kathetern kommen. Sie können bis zu einer Woche außerhalb des menschlichen Körpers überleben.

MRGN- (Multiresistente gramnegative Erreger) und ESBL-Bildner (Extended Spectrum Betalaktamasen) sind Bakterien, von denen einige Arten im menschlichen Darm, andere in unserer Umwelt zu finden sind, z. B. im Wasser. MRGN/ESBL-Bildner sind nicht zwingend krankmachend. Sie stellen aber für abwehrgeschwächte Patienten eine Gefahr dar und können z. B. Harnwegs-,
Wund- und Atemwegsinfektionen hervorrufen. In den meisten Fällen findet die Übertragung durch direkten Kontakt über die Hände statt. Eine Aufnahme der Keime kann ebenfalls über das Berühren von Nahrungsmitteln, Gegenständen oder der Bekleidung erfolgen.

Clostridium difficile ist ein anaerobes grampositives Stäbchenbakterium, das im Darm vorkommt. Es löst normalerweise keine Erkrankung aus. Es ist aber deswegen problematisch, weil diese Bakterien nach Antibiotikagabe beginnen Toxine zu produzieren und sich zu vermehren, da andere Keime im Darm zurückgedrängt werden. Dies ist in der Regel u. a. mit starken Durchfällen verbunden. Die Erreger sind in der Lage, Sporen zu bilden, die extrem umweltresistent sind, sich durch die gängigen Desinfektionsmittel nicht abtöten lassen und auch nach Jahren noch eine erneute Infektion auslösen können.

 


  1. Kampf dem Keim
  2. Hygiene als Problem

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu ZQP ZENTRUM FÜR QUALITÄT IN DER PFLEGE

Weitere Artikel zu Medizinelektronik