Start-up des Monats: Medicus

Schluss mit unverständlichen Laborberichten

15. Juni 2018, 9:00 Uhr | Medicus
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Interview mit den Gründern

Medizin+elektronik: Nach fünf Monaten ist der Digital Health Accelerator von Roche im Juni zu Ende gegangen. Wie war die Zeit für euch?
Medicus: Wir waren sehr angetan von dem Programm. Der Digital Health Accelerator hat uns als Startup durch seine praxisnahe Fokussierung auf die Realisierung gemeinsamer Pilotprojekte sehr überzeugt.

Wie geht es nun für euch weiter?
Wir arbeiten gerade gemeinsam an Verträgen, die es uns erlauben, auch nach dem Accelerator in den gemeinsam identifizierten Bereichen weitezuarbeiten, in denen beide Parteien großes Synergiepotential sehen. Ein drittes Projekt wird zudem besprochen. Insgesamt denken beide Parteien dabei übrigens international.

Mittlerweile gibt es ja einige Programme, mit den große Unternehmen Start-ups unterstützen wollen. Was unterscheidet den Roche-Accelerator von anderen?
Es wird vor allem gemacht und nicht „nur“ geredet. D.h. das Programm ist darauf ausgerichtet, Synergieeffekte zu identifizieren und diese im Rahmen des Programms soweit es geht auszuloten und praktisch zu testen. Der Accelerator zielt klar darauf ab, Kooperationsmöglichkeiten mit externen Unternehmen auf den Weg zu bringen. Das haben wir bisher in keinem anderen Programm mit derartigem Fokus erlebt.

Wenn ihr euer Unternehmen mit dem Stand vor 5 Monaten und jetzt vergleicht: Was hat euch der Accelerator gebracht? Was wäre ohne diese Möglichkeit vielleicht nicht passiert bzw. schwieriger geworden?
Der Marktzugang in Deutschland wurde für uns definitiv beschleunigt durch den gemeinsamen Piloten, und wir freuen uns, dass wir weiter gemeinsam an dem Thema arbeiten, sogar in weiteren Ländern.

Die Medizin ist zwar eine begehrte Branche für junge Unternehmen, aber auch keine einfache. Viele Produkte schaffen es nicht aus der Entwicklung raus. Woran liegt das eurer Meinung?
Produktnutzen werden zu ambitioniert formuliert und erschrecken dadurch teilweise das vorherrschende System. Innovationen müssen so positioniert werden, dass sie al Support und nicht Ersatz der bestehenden Akteure wahrgenommen werden.

Wenn man diese Hürden überwunden hat, welche Rolle werden junge Unternehmen eure  in der Medizin einnehmen?
Eine maßgebliche Rolle, da sie die Lösungen der Zukunft bereithalten. Wenn old & new economy es schaffen, zusammenzuarbeiten wird vor allem der Patient extrem profitieren können.

Welche Eigenschaften sollte ein Gründer eurer Meinung nach haben und was macht für euch die perfekte »Innovation« aus?
Sie sollten flexibel sein, sich nicht auf einen Markt oder ein Segment fokussieren, viel mehr ihr Risiko diversifizieren und ressourcenschonend, welche Marktgegebenheiten (und die variiert sehr stark im Gesundheitswesen) am besten zu ihrem Produkt und ihrer momentanen Produktreifephase passt.

Gerade in der Medizin sind Start-ups auf Unterstützung von Unternehmen wie Roche angewiesen. In welcher Rolle seht ihr die Unternehmen für die Gründer?
Sie kennen den Markt und sprechen die Sprache des aktuellen Gesundheitssystems. Sie können entsprechend helfen, das Produkt richtig zu platzieren. Zudem können Sie aufgrund Ihres Marktvolumens natürlich einen Multiplikator für die Unternehmen darstellen.

Laut aktueller Bitkom-Umfrage fühlen sich die meisten Start-ups in Deutschland von der Politik im Stich gelassen – sowohl finanziell als auch was den unternehmerischen Freiraum angeht. Könnt ihr das verstehen? Wenn ja, was sollte die Regierung ändern?
Es bedarf klarer Richtlinien für den Umgang mit digitalen und innovativen Angeboten im Gesundheitswesen. Zudem müssen alte Vergütungsstrukturen aufgebrochen werden, um die Adoption von neuen Lösungen zu erleichtern. Das Risiko neuer Ansätze muss geteilt getragen werden können.

Nicht alle großen Unternehmen wollen Start-ups unterstützen. Können ihr das verstehen und woran könnte es liegen?
Es gibt wenige sehr gute Lösungen in der Digital Health Start-Up-Szene bisher. Ich kann entsprechend verstehen, dass viele Unternehmen erst einmal den Markt beobachten, bevor sie aktiv werden. Ein generelles Ablehnen würde ich jedoch als etwas blauäugig einordnen, denn das bedeutet sich per se einer Option zu verschließen, die das Überleben und/ oder das Wachstum maßgeblich beeinflussen könnten.

Und selbst wenn, knirscht aus auch mal gewaltig zwischen beiden Parteien. Klaffen am Ende die Unternehmenskulturen womöglich doch zu weit auseinander oder seht ihr dafür andere Gründe?
Wir glauben, es ist schwierig hier einen generellen Hauptgrund zu identifizieren. Aber natürlich ist es hier wie auch generell in anderen Bereichen des Lebens: Für das Verständnis neuer und vielleicht befremdliche Ansätze und Denkmuster muss man arbeiten und aktiv Flexibilität seiner eigenen mentalen Modelle leben. Funktioniert das auf einer Seite nicht, kann das Zusammentreffen schnell wieder zu einem Auseinandertriften führen.


  1. Schluss mit unverständlichen Laborberichten
  2. Interview mit den Gründern

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Roche Ltd.