Sehr wichtig ist, dass sowohl zur Auswirkung der Führung auf die Mitarbeiterleistung als auch zur Auswirkung auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter (Betriebsklima) Stellung genommen wird. Beispiele: »Es gelang ihm vorzüglich, tüchtige Spezialisten zu finden und ein leistungsorientiertes Team zu bilden. Seine Motivationskraft und seine fachliche wie persönliche Autorität ließen in seinem Verantwortungsbereich dauerhaft ein sehr gutes Arbeits- und Betriebsklima entstehen. Dies zeigte sich unter anderem in einem deutlichen Rückgang der Fluktuation.« Oder: »Er ist ein toleranter (= schwacher) Vorgesetzter, der von seinen Mitarbeitern stets einen hohen Einsatz erwartete« (= aber nicht durchsetzte).
Zusammenfassende Zufriedenheitsaussage: Meist erfolgt eine abschließende Leistungsbeurteilung mit der Zufriedenheitsskala (siehe Kasten). Manchmal beschränkt sich die Leistungsbeurteilung auf diese Generalklausel, was allerdings bei Ingenieuren und anderen qualifizierten Mitarbeitern negativ wirkt. Ein Ingenieur, dessen Leistung nie beanstandet wurde, hat Anspruch auf eine Beurteilung mit der Note »gut«.
Ein Ingenieur, der eine sehr gute Beurteilung fordert, muss allerdings mehr als eine nur beanstandungsfreie Arbeit vorweisen können. Einschränkend wirken bei der Zufriedenheitsformel folgende Aussagen: »Die Arbeiten, die ihm übertragen wurden (= sonst keine), erledigte er …« Oder: »Wir können ihm (= niemandem sonst) ohne Bedenken (= aber nicht mir Überzeugung) bescheinigen (können bescheinigen = weil er es verlangt), dass …«
Auch das Sozialverhalten wird beurteilt
Bei der Verhaltensbeurteilung ist es wichtig, dass sowohl das Verhalten den Vorgesetzten gegenüber als auch gegenüber den Kollegen beurteilt wird. Fehlt in der Beurteilung eine dieser Bezugsgruppen, so erzeugt dies den Verdacht einer bewussten Leerstelle.
Bei der Beurteilung sollten zuerst die Vorgesetzten und dann die Kollegen genannt werden, um den Eindruck zu vermeiden, das Verhältnis zu den Kollegen sei besser als das zu den Vorgesetzten gewesen. Beispiele: »Durch sein aktives und kooperatives Wesen war er stets beim Vorstand, im Management und bei den Mitarbeitern gleichermaßen sehr anerkannt und beliebt.«
Oder: »Durch seine hohe fachliche Leistung und durch seine überzeugende Persönlichkeit erwarb er sich die Anerkennung und Wertschätzung seiner Vorgesetzten und seiner Kollegen.«
Oder: »Sein Verhalten gegenüber den Arbeitskollegen war korrekt (= und gegenüber den Vorgesetzten?).« Oder: »Sein Verhalten hat nie zu Klagen (= aber auch nicht zum Lob) Anlass gegeben.«
Um die Beurteilung des Sozialverhaltens individueller und damit informativer zu formulieren, können auch Aspekte wie Hilfsbereitschaft, Kooperationsbereitschaft oder Teamfähigkeit angesprochen werden. Beispiel: »Hervorzuheben ist sein bestimmtes und zugleich kompromissbereites Verhalten bei der Lösung aller auftretender Sachprobleme.«
Die Formel »anspruchsvoller und kritischer Mitarbeiter« soll einen gegenüber anderen anspruchsvollen Querulanten bezeichnen. Die Beurteilung des Sozialverhaltens kann auf das Verhalten gegenüber Kunden, Lieferanten und anderen externen Gesprächs- und Verhandlungspartnern ausgedehnt werden, was bei Vertriebsingenieuren auf jeden Fall erfolgen sollte.
Beispiel: »Sein Kontaktvermögen und seine Gradlinigkeit führten zu einer jederzeit sehr erfolgreichen Zusammenarbeit mit unseren Kunden.« Bei Ingenieuren in Querschnittsfunktionen mit vielfältigen internen Kontakten (Produktmanagement oder Projektmanagement in Form der Matrixorganisation) kann auch das dabei notwendige Kontakt- und Kooperationsvermögen angesprochen werden.
Beispiel: »Als Projektleiter stellte er zu allen beteiligten Abteilungen sehr gute Kontakte her. Auftretende Prioritätskonflikte zwischen der Projektarbeit und den Routinetätigkeiten sowie gegenüber parallelen Projekten meisterte er stets mit viel Geschick zur allseitigen vollkommenen Zufriedenheit.«
Wir bedauern sehr …
Der Schlussabsatz eines Endzeugnisses kann die Beendigungsformel, die Dankes-Bedauern-Formel und die Zukunftswünsche umfassen.
Die Beendigungsformel informiert über die Kündigungsinitiative. Aus Arbeitnehmersicht ist am besten die Formel »verlässt uns auf eigenen Wunsch«. Eine Begründung für die Kündigung wird meist nicht gegeben, doch spricht nichts dagegen, mit Einverständnis des Ingenieurs plausible Gründe wie beruflichen Aufstieg oder Wohnortwechsel zu erwähnen. Zweifel können allerdings die Formulierungen »um sich finanziell zu verbessern« oder »da sich ihm in unserem Unternehmen keine Aufstiegsmöglichkeiten bieten« erzeugen. Sie können so gedeutet werden, dass der Aussteller jedenfalls zu einer Lohnerhöhung oder Beförderung nicht bereit war.
Die Formeln »einvernehmlich beendet« oder »in gegenseitigem Einvernehmen getrennt« wirken, insbesondere wegen des Wortes »getrennt«, meist negativ. Sie erzeugen Mutmaßungen über eine arbeitgeberseitige Kündigung oder über einen Prozessvergleich.
Bei einer betriebsbedingten Kündigung nach langjähriger Unternehmenszugehörigkeit, z.B. wegen Schließung des Betriebs, kann es förderlich sein, diesen Grund zu nennen, wenn der Ingenieur dafür nicht mitverantwortlich ist und er nur so die Beendigung plausibel erklären kann. Bei Ingenieuren, die Leitende Angestellte sind, würde im Konkursfalle aber eine Mitverantwortung unterstellt.
Arbeitgeberseitige Kündigungen oder Unstimmigkeiten bei der Beendigung des Arbeitsverhältnisses sind meist daran zu erkennen, dass die Kündigungsinitiative unklar bleibt (»das Arbeitsverhältnis endete am«) oder die Beendigungsformel und der Schlussabsatz ganz fehlen. Die Fristlosigkeit einer Kündigung darf nicht ausdrücklich erwähnt werden. Es genügt der Satz: »Das Arbeitsverhältnis endete am (krummes Datum).« Ein Vertragsbruch des Ingenieurs, also ein Verlassen des Unternehmens ohne Einhaltung der Kündigungsfrist, kann wie folgt ausgedrückt werden: »Herr X trennte sich am (krummes Datum) von uns, um sofort eine neue Stelle antreten zu können.«
Zu einem guten Zeugnis gehören auch Dank für die geleistete Arbeit und Bedauern über das Ausscheiden des Mitarbeiters. Vereinzelt wird die Dankes-Bedauern-Formel noch durch eine ausdrückliche Empfehlung ergänzt.
Beispiele: »Wir bedauern sehr, einen so exzellenten Ingenieur zu verlieren. Für die stets beispielhafte fachliche und personelle Leitung unserer Entwicklungsabteilung sind wir ihm zu großen Dank verpflichtet.«
Oder: »Wir bedauern sein Ausscheiden sehr und danken ihm für seine überaus kreative Arbeit. Aufgrund seiner Verdienste können wir ihn bestens empfehlen.«
Oder: »Er hat sich im Rahmen seiner Fähigkeiten (= geringe Fähigkeiten) engagiert, wofür wir uns bei dieser Gelegenheit (= sonst nicht) bedanken (= mangelhaft).« Uneingeschränkter Dank und ehrliches Bedauern werden als Hinweis gedeutet, dass der Aussteller seine vorangehenden positiven Aussagen bekräftigen will. Umgekehrt wirkt es als Einschränkung oder Zurücknahme einer guten Beurteilung, wenn dem Mitarbeiter nicht gedankt und sein Ausscheiden nicht bedauert wird.
Auch Zukunftswünsche für den weiteren Berufs- und Lebensweg gehören zu den Grundbestandteilen eines guten Arbeitszeugnisses. Ihr fehlen mindert den Wert vorhergehender positiver Aussagen und wirkt, auch bei einem einfachen Zeugnis, wie ein grußloser Abschied, der auf eine tiefe Verstimmung hindeutet.
Beispiele: »Wir wünschen diesem engagierten und tüchtigen Ingenieur auf seinem weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute und weiterhin viel Erfolg (= sehr gute Wünsche).« Die Zukunftswünsche können - wie die Dankes-Bedauern-Formel - aber auch zu einer weiteren Kritik oder zur Relativierung vorhergehender positiver Beurteilungen dienen. Beispiel: »Unsere besten Wünsche begleiten ihn (=schroffe Kürze, Ironie).«
Oder: »Wir wünschen ihm alles nur erdenklich Gute (= er hat es nötig, Ironie durch Übertreibung) und dass er bei seinem neuen Arbeitgeber (= nicht bei uns) viel Erfolg haben wird (= hatte er bislang nicht).«
Datum und Unterschrift bilden den Abschluss.
Am besten ist es, wenn Austrittsdatum und Ausstellungsdatum übereinstimmen. Liegt das Ausstellungsdatum weit vor oder weit nach dem Austrittsdatum, so kann dies zu Interpretationen über die Beendigungsmodalitäten führen.
Das Zeugnis sollte möglichst vom direkten Vorgesetzten unterschrieben werden. Wird es nur vom Personalleiter unterschrieben, kann eine Distanzierung des direkten Vorgesetzten vorliegen. Die Bedeutung des Zeugnisses kann gesteigert werden, wenn es auch von einem regional oder in der Branche bekannten Mitglied der Geschäftsleitung unterschrieben wird. Leitende Angestellte haben Anspruch darauf, dass ihr Zeugnis von einem Mitglied der Geschäftsleitung unterschrieben wird.
Literatur:
Weuster, Prof. Dr. A./Scheer, B.: Arbeitszeugnisse in Textbausteinen. Richard Boorberg Verlag, 400 Seiten.