Sie beklagen, dass vielen Firmen der »Mut zu radikalen Veränderungen« fehle. Wie lassen sich Kostensenkungen von 20 bis 30 Prozent realisieren, Personalabbau einmal außen vor gelassen?
Ganz ohne Personalabbau sind Kostensenkungen in dieser Höhe natürlich nicht durchzuführen. Das Problem liegt aber auch oft in den Fertigungskosten. In vielen Fällen sind Unternehmen mehr darauf bedacht, ihre – zum Teil veralteten Anlagen – auszulasten, anstatt sich davon zu trennen, denn die damit erreichbaren Margen sind zu gering. Hier muss man kritisch prüfen, ob eine Auslagerung an Partner oder Foundries die Kosten senken kann. Wenn das nicht gelingt, ist sogar ein Ausstieg aus dem jeweiligen Produktsegment in Betracht zu ziehen.
Die meisten versuchen derzeit, ihr Personal zu halten. Massenentlassungen werden jedoch bis Sommer erwartet. Fehlt dieses Personal dann nicht beim nächsten Aufschwung?
Personalabbau als Selbstzweck ist absolut der falsche Weg. Wer jetzt nach dem Gießkannenprinzip einfach x Prozent der Entwickler und Vertriebsmitarbeiter freisetzt, gefährdet die Zukunft des Unternehmens. Der Weg muss ein anderer sein: Ausgehend von einer kritischen Analyse der Attraktivität und der Wettbewerbschancen im Markt müssen sich Unternehmen auf ausgesuchte Bereiche konzentrieren. Hier kann sogar ein Aufbau von Personal sinnvoll sein. Umgekehrt müssen nicht-profitable Bereiche dann komplett verlassen werden, inklusive Abbau oder Versetzung von Mitarbeitern in allen Bereichen.
Zu den Chancen der Rezession gehöre auch, jetzt Strukturmaßnahmen anzugehen, die in normalen Zeiten am Widerstand einzelner Interessengruppen scheitern würden, sagen Sie.
Das Bewusstsein für die Krisensituation erleichtert das Durchsetzen gravierender Veränderungen, die in guten Zeiten nur schwer möglich sind. Dazu zählen Maßnahmen wie der Ausstieg aus einzelnen Marktsegmenten, eine Produktionsverlagerung, Standortschließungen oder Sondertarifverträge.