Erber-Ludwigs Münchner Berater-Kollege Florian Roth von Adrian&Roth wurde vor allem gegen Ende 2011/Anfang 2012 vereinzelt bei Kunden mit "Hiring Freeze" konfrontiert – doch das habe sich im zweiten Quartal 2012 wieder gelockert. „Alle anderen Kunden rekrutieren nach wie vor, sagt Roth, wenngleich auch unterschiedlich stark. In Deutschland laufe das Geschäft „nach wie vor sehr, sehr gut“, gibt Roth an.
„Gerade in den letzten Wochen bekommen wir mehr und mehr neue Anfragen, vor allem für die Bereiche Analog und Mixed Signal IC, digitales ASIC Design, Systems Engineering, HW & SW Entwicklung vor allem im Embedded Software Bereich, in der PA Entwicklung, Power Management, Vertrieb und Applikations-Stellen sowie für den Bereich PCB Layout. All das eher in speziellen Bereichen wie z. B. Industrieanwendungen, Kameratechnik, Leistungselektronik auf Modul und Inverterseitig, Telekommunikation speziell im Wireless Bereich.“ In Marketing und Produktmarketing sei die Nachfrage eher zurückgegangen.
Christina Höfner von der PSD Group sieht momentan kein einheitliches Bild im Markt: „Wir haben ein paar Kunden, die derzeit selektiv einstellen und Positionen bis Herbst 2012 ‚on hold‘ stellen. Dann haben wir wiederum Kunden, die weitgefächert suchen und einstellen.“ Mit entsprechender Qualifikation „auf Expertenlevel“ aber sieht sie die Jobchancen für Ingenieure „weiterhin bestens“.
Personalberater Norbert Ritter aus dem bayerischen Moosburg hat von „Hiring-Freeze“ noch nicht gehört. „Ich kenne aber EMS-Dienstleister und Leiterplattenhersteller, die nur noch für ca. 8 Wochen ausgelastet sind, d.h. für das vierte Quartal noch jede Menge Kapazitäten frei haben. Ein FSE sagte mir salopp, der Vertrieb muss wieder verkaufen und nicht nur Angebote, die unaufgefordert ‘reinkommen, bearbeiten.“ Eine veränderte Nachfrage der Firmen bemerkt Ritter jedoch nicht. „Von ‚Bremse treten‘ merken wir nichts. Software- und Hardware-Entwickler zu finden ist immer noch an schwierigsten.“, so die Feststellung des Beraters.
Christian Pape von der Pape Consulting Group sieht gar keine Anzeichen von Hiring Freeze. „Solche Anzeichen entsprechen nicht unserer Auftragssituation. Wir haben einige Projekte zur Ingenieur- und Führungskräfterekrutierung in der Halbleiterbranche und da wurde auch nichts ‚eingefroren‘. Einigen Firmen gehe es zwar nicht gut, aber es entspreche nicht dem allgemeinen Feedback aus dem Markt.
Anders D.A. Graf von Reischach, Geschäftsführer der Personalberatung Interconsult aus Vaihingen-Enz. „Die Anordnung von "Hiring Freeze" kann ich bestätigen. Anhand der generellen Unsicherheit in der Eurozone sind die Firmen momentan vorsichtig, sie treten nicht komplett auf die Bremse, aber sie schieben Einstellungen ein wenig hinaus.“ Was nichts daran ändere, dass die Jobaussichten für Ingenieure weiterhin gut seien.
Weiterhin gesucht würden vor allem Vertriebsingenieure, Applikationsingenieure und Designer. Im Bereich Administration werde generell auf die Bremse getreten.
Personalberaterin Renate Schuh-Eder hat auch vereinzelt mit Einstellungsstopp zu tun und registriert gerade „einen sehr indifferenten Markt! Manche stellen ein wie verrückt, einige sind vorsichtig und zwei unserer Kunden haben aktuell einen ‚Freeze‘.“ Was allerdings die Karriereaussichten für Ingenieure keinesfalls schmälere: „Bestens! Nach wie vor! Wir haben einen Fachkräftemangel der nicht zu verleugnen ist. Ingenieure, die über die jeweils notwendige Fachkompetenz verfügen und es mit den Gehaltsvorstellungen nicht übertreiben, können sich den Arbeitgeber im Prinzip aussuchen.“
Aktuell habe man alle Felder abzudecken: „Tiefe Entwicklung, Applikation, Applikation und nochmals Applikation, Marketing, Sales, Quality und Management.“, beschreibt sie. Internationalität scheine immer wichtiger zu werden, perfektes Englisch sei ein Muss, multikulturelles Verstehen notwendig, neben Flexibilität und Belastbarkeit.