Infineon ist der weltweit größte Hersteller von Leistungshalbleitern, STMicroelectronics ist die Nummer 3. Mit der geplanten 300-mm-Fertigung will Infineon seine Führungsposition noch ausbauen. Besteht für ST die Gefahr, hier an Bedeutung zu verlieren?
Nein. Sie müssen sich einfach überlegen, wie viele Produkte sie mithilfe eines 300-mm-Wafers fertigen können. Eine 12-Zoll-Fabrik mit Leistungshalbleitern auszulasten, dürfte nicht ganz einfach sein. Und hier weiß ich genau, wovon ich rede.
Aber Sie nutzen derzeit in Singapur noch 6-Zoll-Wafer…
Wir wollen diese Fabrik zum richtigen Zeitpunkt mit minimalen Kosten auf 8 Zoll umstellen. Und ist die Fabrik erst einmal umgestellt, stehen uns Zusatzkapazitäten in der Größe von zwei europäischen 8-Zoll-Fabriken zur Verfügung. Sie können sich vorstellen, was das an Umsatzpotenzial bedeutet.
Im weltweiten Mikrocontroller-Markt belegt ST nur Platz 7, warum?
Wir mussten uns im MCU-Bereich umorientieren. Das ist erfolgt, was sich an den Entscheidungen für Cortex von ARM und Power Architektur mit Freescale im Automotive-Segment zeigt. Wir sind der größte Hersteller von Cortex-M3-Controllern und wie bereits erwähnt, haben wir im Automotive-Segment viele Designs mit den Power-Architektur-Controllern gewinnen können. Und damit werden wir sicherlich auch im Mikrocontroller-Bereich stärker als der Markt wachsen können.
Ihre Devise: Schneller als der Markt wachsen! Wird ST das dieses Jahr wieder schaffen?
In der Summe gehe ich davon aus, dass STMicroelectronics - also ohne ST-Ericsson - auch in diesem Jahr überdurchschnittlich wachsen wird. Und zwar aufgrund der Nachfrage aus dem Automotive-Markt, nach unseren MEMS-Produkten und unseren ICs für den digitalen Consumer-Bereich.
Die 2011-Ergebnisse von STMicroelectronics und ST-Ericsson
Im Jahr 2011 hat STMicroelectronics einen Nettoumsatz von 9,73 Mrd. Dollar erzielt, das Nettoeinkommen belief sich auf 650 Mio. Dollar. Das Unternehmen hat laut eigenen Angaben Rekordumsätze mit ICs für Automotive-Applikationen und seinen MEMS gemacht. Der Nettoumsatz von ST-Ericsson, dessen Ergebnisse von STMicroelectronics konsolidiert werden, betrug 2011 1,65 Mrd. Dollar, 2010 waren es noch knapp 2,3 Mrd. Dollar gewesen. Außerdem musste das Unternehmen einen Nettoverlust von 841 Mio. Dollar ausweisen.