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IC-Markt 2016 weiter unter Druck

12. Januar 2016, 14:19 Uhr | Iris Stroh
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China investiert aggressiv in die Halbleiterherstellung

Obwohl der größte Markt für Consumer-Elektronik in China und Indien sitzt, sind dort nicht die meisten Chip-Hersteller zu finden, die haben typischerweise ihren Hauptsitz in anderen Ländern. Dieses Ungleichgewicht zwischen Verbrauch und Herstellung hat dazu geführt, dass die chinesische Währung in signifikantem Ausmaß ins Ausland geflossen ist. Die chinesische Regierung will aber eine selbsttragende Wirtschaft entwickeln. Ergo: »China investiert aggressiv in die Halbleiterherstellung und den Kapazitätsausbau. Die Nachfrage nach Halbleitern in diesem Jahr wird nicht genügend steigen, um den Ausbau der Fabs durch chinesische Player auszugleichen, es wird zu deutlichen Überkapazitäten kommen. Somit wird es in diesem Jahr in fast jedem Technologiebereich zu dramatischen Preisverfällen für Wafer kommen«, so Ford weiter. Unglücklicherweise wenn die Nachfrage nicht wächst, während der Herstellungsoutput steigt, hat die Industrie nicht nur mit einem signifikanten Preisdruck zu kämpfen, aus der Sicht von Ford kann das über kurz oder lang auch wieder zu einer Reduzierung des Wettbewerbs führen. Für Ford kann das im ungünstigsten Fall folgende Folgen haben: diese aggressiv finanzierte staatliche Expansion kann dazu führen, dass Wafer-Unternehmen gezwungen sind, ihre Produkte auf Niveau der oder sogar unterhalb der Herstellungskosten zu verkaufen, was globale Zölle zur Folge haben könnte. Das wiederum sei ein Hemmschuh für Innovationen und führt schlussendlich wieder zu steigenden Kosten, die dann natürlich der Endkonsument begleichen muss. Ford warnt abschließend: »Der freie Markt war ein wichtiger Wachstumsstimulator für die Halbleiterindustrie. Aber die derzeitigen Aktionen in China könnten dazu führen, dass wieder schützende Barrieren aufgebaut werden. Das wäre für die weltweite Elektronikindustrie sehr schädlich.«

Dass China einen enorm bedeutenden Absatzmarkt darstellt, ist bekannt. Laut Ford haben im letzten Jahr die chinesischen Konsumenten mehr als eins von fünf weltweit gefertigten Elektronikgeräte gekauft. Diese gigantische Nachfrage hat laut Ford ebenfalls zu einer Veränderung des chinesischen Marktes geführt, denn sie bedingt mittlerweile, dass das Produkt-Design und die Produktentwicklung durch chinesische Anforderungen geprägt sind. Früher war China vorwiegend durch »me-too«-Hersteller und -Geräte gekennzeichnet. »Jetzt macht sich zunehmend auch wirkliche Innovation breit«, so Ford. Firmen wie Huawei, ZTE und andere etablierte Telekomriesen sind bekannt dafür, aber laut Ford gibt es auch relativ neue Startup-Unternehmen, die überaus innovativ sind. Als Beispiel verweist er auf Unternehmen wie OnePlus oder Xiaomi. Statt die vorgegebene Richtung amerikanischer Designern aufzugreifen, würden chinesische Firmen zusehends ihre eigenen Technologien entwickeln, Partnerschaften mit lokalen Software- und Service-Unternehmen schließen und »letztendlich ihre eigenen unverwechselbaren Versionen von Consumer-Geräten in den Rest der Welt exportieren«, so Ford.

Während der letzten 30 Jahre wurde China vorwiegend als weltweiter Fertigungs-Hub angesehen, der niedrige Arbeitskosten bot und wo Komponenten eingesetzt wurden, die von global agierenden Unternehmen geliefert wurden, die in anderen Ländern als China ihren Hauptsitz haben. Chinesische Unternehmen haben diese Komponenten importiert, um sie in Elektroniksystemen einzubauen, die sie dann weltweit exportiert haben. »Das ändert sich jetzt, und zwar schnell, weil China sich entschlossen hat, ein weltweit dominanter Hersteller von Komponenten zu werden, der mit Herstellern aus den USA, Europa und Japan durchaus konkurrieren kann«, so Ford.

Als Zeichen, die diesen Trend belegen, verweist er auf die zur Verfügung stehenden Finanzmittel, mit denen China in das weltweite Komponentenherstellungsgeschäft eindringen will: Tsinghua Unigroups investierte 9,4 Mrd. Dollar, mit denen in den letzten zwei Jahren Aktien von Western Digital und Power Technology gekauft wurden. Der CEO des Unternehmens habe erst kürzlich den Wunsch geäußert, 47 Mrd. Dollar, eine gewaltige Summe, zu investieren, um sich eine führende Position unter den weltweiten Herstellern von NAND-Chips zu erobern. Aber auch, dass Hua Capital Management OmniVision Technologies für 1,9 Mrd. Dollar kauft, gehört für Ford in diese Kategorie. Dazu kommen noch Spekulationen, dass China Resources Holding ebenfalls für Fairchild Semiconductors geboten hat, das ON Semiconductors kaufen will. Ford abschließend: »Das sind alles ganz klare Anzeichen dafür, dass wir innerhalb der nächsten fünf Jahre mit großen Veränderungen unter den Komponentenherstellern rechnen müssen.«


  1. IC-Markt 2016 weiter unter Druck
  2. Die Entwicklung der Zielmärkte
  3. China - mächtig Sand im Getriebe
  4. China investiert aggressiv in die Halbleiterherstellung

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