Elektronische Implantate

Hören und Sehen lehren

23. November 2010, 11:55 Uhr | Dr. Cordula Hansen
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Hören und Sehen lehren

Bei dem Chip handelt es sich um einen auf Po­lymerfolie assemblierten Retina-Sti­mulations-ASIC mit 232 Kanälen. In HV-CMOS-Technik mit einer Prozess­geometrie von 0,35 μm hergestellt, ist das 22 mm2 große IC über spezielle Kontaktelektroden mit der obersten Nervenzellschicht verbunden.

Das funkende Auge

Das epiretinale Implantat von IMI ist schon vollständig implantierbar, da sowohl die Datenkommunikation als auch der Energietransfer drahtlos ge­löst sind. Der Energietransfer basiert auf der beschriebenen, spulenbasier­ten Telemetrie.

Die visuelle Schnitt­stelle nimmt mit Hilfe einer integrier­ten Kamera Bilder der Umgebung auf. Die daraus gewonnenen Bildinforma­tionen wandelt der Pocket-Processor in Stimulationskommandos. Drahtlos funkt er die Signale in das Augenin­nere.

Der Retina-Stimulator erzeugt diese Impulse, um eine elektrische Reizung der Netzhaut hervorzurufen und sorgt dadurch für eine gezielte Sehwahrnehmung beim Implantat­träger. Der Pocket Processor lässt sich – je nach Geschmack des Be­nutzers – beispielsweise an einem Hüft- oder Schultergürtel tragen.

Die beiden externen Komponenten sind über ein dünnes Kabel miteinander verbunden. Der Retina-Encoder ist wesentlicher Bestandteil der Software im Pocket-Processor. Er wandelt die Bildsignale in Stimulationskommandos für den Stimulator um.

Da die Eigenschaften der Netzhaut bei jedem Patienten unterschiedlich sind, ist der Encoder, mit Hilfe eines computergestütztes Dialoges sowie fachkundigem Kli­nikpersonal, für jeden Patienten im Rahmen mehrerer Einstellsitzungen individuell zu justieren.

»Intelligente« Implantate zur Therapieunterstützung

Ein anderes kleines Beispiel für eine deutliche Steigerung der Lebensqua­lität ist die »intelligente« Zahnschie­ne, mit der Beschwerden therapier­bar werden, die durch unbewusste Handlungen entstehen. Immerhin etwa 10 % der erwachsenen Bevöl­kerung leiden unter Zähneknirschen oder -pressen (Bruxismus).

Dies ge­schieht meist unbewusst, und erst wenn sich Schädigungen an den Zähnen zeigen oder Schmerzen auftreten, wird das Knirschen als langfristiges Problem erkannt. Die Schädigungen durch diese Volks­krankheit können gravierend sein.

Bild 6: Die elektronifizierte »Knirschschiene«

Das »SensoBite« (Bild 6) genannte System schafft Abhilfe, indem es erst­malig die Aufzeichnung der Intensität von Bruxismus über einen längeren Zeitraum ermöglicht.

Damit bewirkt es eine vereinfachte Therapiekontrolle und Ursachenidentifikation und erleichtert somit die Auswahl der für den Patienten individuell besten Therapie.

Neben der Diagnose bietet der SensoBite-Controller zusätzlich ein Biofeedback durch Vibration oder Tonsignal, das den Patienten gezielt auf die Anspannung aufmerksam macht.

Dies ermöglicht dem Patien­ten selbst die Kontrolle des Knirsch­verhaltens.

Das System dient unter anderem auch als Erprobungsträger für nichtinvasive biomedizinische Implantate. Das SensoBite-System ist nach ISO 13485 zertifiziert.


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