Interview mit Marvell-CEO Sutardja

»Für uns gibt es keine lokalen Märkte mehr«

17. Juni 2011, 16:24 Uhr | Gerhard Stelzer
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Prozessentwicklung mit den Foundries ist wichtig

Elektronik: Erst vor 16 Jahren gründeten Sie Marvell und haben ein beachtliches Wachstum hingelegt. Im letzten Jahr machten Sie einen Umsatz von 3,6 Mrd. Dollar und sind damit das drittgrößte Fabless-Unternehmen nach Qualcomm und Broadcom. Im weltweiten Top-20-Ranking von iSuppli belegen Sie Rang 18, gleich hinter NXP. Erfordert dieser außerordentliche geschäftliche Erfolg organisatorische Änderungen in Ihrem Unternehmen? 

Dr. Sutardja: Ja, wir passen uns stetig den Markterfordernissen an. Wir denken ständig darüber nach, wie wir am besten unser Unternehmen strukturieren. Wir müssen mit komplexen Produkten umgehen, und diese lassen sich nicht so einfach produzieren wie Coca Cola. Sie brauchen Innovationen. Sie müssen Risiken eingehen und Chancen nutzen. Sie müssen Mitarbeiter ermutigen, auch Fehler zu machen. Dabei müssen Sie versuchen, die Risiken zu managen, und sich in den Prozess einklinken. Sie können nicht einer Abteilung ein Budget geben und sagen, dass sie nach fünf Jahren zurückkommen und schauen wollen, ob man erfolgreich war.

Ich garantiere Ihnen, dass Sie auf diese Art nicht erfolgreich sind. Der Management-Stil muss eine Kombination sein, wir brauchen die Struktur eines großen Unternehmens mit der Innovationsfreude eines Start-ups. Das lernt man nicht in der Schule, sondern eher durch Versuch und Irrtum.

Elektronik: Ist es für einen Fabless-Halbleiterhersteller wie Marvell wichtig, die Prozessentwicklung in den Foundries zu beeinflussen? Und wenn ja, in welche Richtung?

Dr. Sutardja: Es ist wichtig. Schon vom ersten Tag an haben wir Einfluss auf unsere Foundries genommen. Manchmal machen Foundries Fehler und wir müssen es ihnen mitteilen. Wenn wir Recht haben, dann hören Sie uns zu, und wenn wir schief liegen, dann nicht. In der Vergangenheit hatten wir ein Beispiel, da ging es um die Leistungsfähigkeit eines p-MOS-Transistors, und wir verlangten, dass die Wafer bei der Belichtung gedreht werden, um die Ausrichtung des Kristallgitters zu optimieren. Wir mussten Simulationsergebnisse liefern, um sie zu überzeugen.

Typischerweise entwickeln wir auch die Analoganteile unserer Chips mit normalen Digital-Transistoren. Aber manchmal nehmen wir auch Einfluss auf Parameter, wie Transistorleckströme, um eine höhere Leistung aus unseren Chips herauszukitzeln. Wir wollen unsere Foundries fordern.

Elektronik: Welches Ziel setzen Sie sich selbst und Ihrem Unternehmen für die nächsten fünf Jahre in geschäftlicher und technologischer Hinsicht?

Dr. Sutardja: Heute und in Zukunft wollen wir vor allem das Segment der Konsum-Elektronik adressieren. Wir haben im Computer-Segment angefangen und sind dann in die Vernetzung gegangen. Wir sehen für die Zukunft die größten Wachstumschancen in der Konsum-Elektronik, Smart-Phones für jeden, preisgünstige Tablets, Smart-TVs usw. Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass wir in diesen Märkten erfolgreich sind.


  1. »Für uns gibt es keine lokalen Märkte mehr«
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