Interview mit Qualcomm-CEO Jacobs

Für immer Fabless?

6. September 2012, 9:42 Uhr | Frank Riemenschneider
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Kampf um jedes Milliwatt

Mit Patentlizensierungen generiert Qualcomm fast ein Drittel seines Gesamtumsatzes.
Mit Patentlizensierungen generiert Qualcomm fast ein Drittel seines Gesamtumsatzes.
© Elektronik

Elektronik: Sie kämpfen bei Ihren Chips um jedes Milliwatt, aber bei der Batterietechnik geht es nicht richtig voran, ist das nicht depremierend?

Dr. Jacobs: Richtig ist, dass die Fortschritte zu langsam sind. Deswegen fokussieren wir uns nicht nur auf Chips, sondern mit Mirasol auch auf die besonders energiefressenden Displays. Zudem investieren wir in Wireless-Power, um ein häufigeres Nachladen zu ermöglichen. Ich stelle mir vor, Sie legen Ihr Handy auf den Tisch und es wird geladen. Das ist in der näheren Zukunft der naheliegendste Weg, die Laufzeit zu verlängern.

Elektronik: Ihr Erfolgsrezept für Snapdragon ist ja die hohe Integration von CPU, GPU, DSP, WiFi, Modem und Power-Management auf einem Chip. Gibt es noch irgendeine Komponente, die Sie zusätzlich integrieren wollen bzw. können?

Dr. Jacobs: Die Frage ist, wieviel Handy können Sie auf einen Chip bringen. Die Antwort ist, wahrscheinlich mehr als heute. Ich denke da z.B. an LTE direct, Sensoren für M2M-Kommunikation, die Einzug in Handys halten werden.

Elektronik: Diverse Hersteller ändern gerade Ihr Geschäftsmodell, Microsoft bringt ein eigenes Tablet, ebenso Google. Qualcomm hat ja in seinen Anfangszeiten auf eigene Handys hergestellt, die man jetzt in Ihrem Museum in San Diego bewundern kann. Gibt es Pläne, wieder als OEM aktiv zu werden?

Dr. Jacobs: Nein! Wir fokussieren uns auf Technologieentwicklung, die unseren Partnern hilft, tolle Geräte zu bauen.

Elektronik: Sie betonen immer, dass Qualcomm neben Chips den Entwicklern auch hervorragende APIs und Low-Level-Software, also Treiber, zur Verfügung stellt, damit die maximale Leistung aus den Chips extrahiert werden kann und die minimale Leistungsaufnahme. Können Sie mir ein Beispiel dafür geben?

Dr. Jacobs: Nehmen Sie das Web-Browsing, eine erfolgskritische Komponente, ob ein Smartphone oder Tablet als gut oder weniger gut angesehen wird. Das ist extrem anspruchsvoll in Bezug auf die System-Ebene, weil soviel parallel passiert. Wir glauben, dass wir besser sind als alle Wettbewerber, da wir u.a. für spezifische Aufgaben die GPU und DSP einsetzen, was dazu führt, dass der Nutzer schneller und ruckfreier browsen kann.

Elektronik: Was macht Qualcomm eigentlich für Geschäft in Deutschland und mit wem? Handy-Hersteller gibt es ja nach Nokias Abwanderung nicht mehr...

Dr. Jacobs: Automotive ist ein Schlüsselmarkt für uns in Deutschland. Wir haben einen fragmentierten Markt, aber viele Kunden die M2M-Module herstellen und primär unsere 3G-Chipsets nutzen.

Elektronik: Ich habe gehört, Sie planen eine große Branding-Marketing-Kampagne. Stimmt das?

Dr. Jacobs: Das stimmt. In der Vergangenheit haben wir unsere Chips an technisch hervorragende Leute verkauft wie große Handy-OEMs oder Netzwerk-Betreiber. Die haben ausführlich getestet und dann den besten Chip ausgewählt, was für uns als Technologieführer natürlich gut ist. Was wir jetzt erleben, sind zusätzliche kundennähere Verkaufskanäle, die keine Test-Labore und nicht diese Expertise haben. Wenn Sie die Leute fragen, was geht in einem Handy vor, haben die meisten keine Ahnung, vor allen Dingen nicht, dass da ein Chip wie Snapdragon drin ist, der für viele Funktionen, die der Nutzer sieht, verantwortlich ist. Intel hat ja im PC-Bereich erfolgreich ein Branding vorgemacht (Anmerkung „Intel inside“), da wollen wir jetzt auch was tun. Ich habe immer gesagt, als technikgetriebene Firma investiere ich lieber einen Dollar in Forschung und Entwicklung als einen Dollar in Marketing, aber vielleicht muss ich da meine eigene Einstellung mal ändern.


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