2. Markt&Technik Supply Chain Summit

Flexibilität = Schlanke Prozesse statt hoher Bestände

27. Oktober 2011, 12:01 Uhr | Karin Zühlke
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»Leuchttürme« zeigen, dass Flexibilität funktioniert

Und was heißt »mehr Flexibilität« nun in der Praxis? Die weit verbreitete Behauptung, dass man sich Flexibilität zu Lasten hoher Bestände »erkaufen« muss, widerlegt Dr. Uwe Schmidt-Streier, Geschäftsführer von Flextronics SBS Germany. Schmidt-Streier betreibt seine Ferti­gung in Paderborn strikt nach dem Lean-Prinzip und hat dabei dem Automobilhersteller Porsche über die Schulter geschaut: Der Premiumhestel­ler fährt eine konsequente Single-Source-Strate­gie und hat selbst nur eine niedrige Wertschöp­fung im Haus. Die meisten Teile kommen von den über 600 Zulieferern. »Eine hohe Liefer­treue und niedrige Bestände widersprechen sich nicht, im Gegenteil: Durch ein integriertes Be­darfsmanagement, kleinere Losgrößen sowie abgestimmte Bestell- und Produktionsmengen lassen sich sogar beide Größen verbessern«, schildert Oliver Neumann, Projektmanager bei Porsche Consulting. Denn auch wenn sich die Anforderungen an einen Automobilhersteller und einen EMS-Anbieter hinsichtlich der Vari­anz des Produktspektrums und die Bandbreite der Flexibilität deutlich unterscheiden, sind be­währte Prinzipien dennoch übertragbar.

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Den Königsweg hin zu mehr Transparenz und Flexibilität sieht Johann Weber, Vorstands­vorsitzender von Zollner Elektronik, in der at­menden Supply Chain: Die setzt er in den eige­nen Werken mit Hilfe von Inselproduktionen und der Lieferantenselbststeuerung um: Dabei kommen die Materiallieferungen direkt Ship-to-Line in die Fertigung des EMS-Dienstleisters. Das Ergebnis: Es gibt für die Inselproduktionen weder einen Wareneingang noch eine Warenan­nahme oder eine Wareneinlagerung. Damit sol­che Konzepte in der Praxis funktionieren, ist allerdings schon einiger theoretischer Aufwand erforderlich: Geplant wird am Computer alles mit Hilfe der »Digitalen Fabrik«.

Geht eine Flexibilität, die gleichbedeutend ist mit null bzw. sehr niedrigen Beständen, zu Lasten der Lieferanten? Das Bestellverhalten der Kunden wird jedenfalls immer digitaler und das vor allem zum Unmut der Distributo­ren: »Wir müssen uns die Frage stellen, wer eigentlich für die Flexibilität bezahlt«, gibt Er­win Luginsland, Director von Avnet Supply Chain Solutions zu bedenken. Denn irgendje­mand müsse die Bestände schließlich vorhal­ten, denn »wir können nicht von heute auf morgen Bauteile schnitzen. Als Distributor haben wir das volle Lager- und Stornorisiko und wir haben kaum eine Wahl, außer wir sagen ’nein’«. Da wäre nach Ansicht von Lug­insland an einigen Stellen schon mehr Fairness in der Lieferkette angebracht: Denn schließlich geht es bei einer Kunden-Lieferanten-Bezie­hung in beide Richtung ganz entscheidend um Partnerschaft. Und die dürfe keine Einbahn­straße sein, so Luginsland: »Wir brauchen auf beiden Seiten Kompromissbereitschaft. Wenn ein Kunde ganz offen zugibt: »Wir tun für un­sere Kunden alles, aber für unsere Lieferanten nichts« – damit zitiert Luginsland ein ganz reales Beispiel –, dann hat das nichts mehr mit Fairness zu tun.


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