Einmal Reset bitte - Der Neustart von AMD

3. Dezember 2008, 13:53 Uhr | Frank Riemenschneider, Elektronik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 6

Einmal Reset bitte - Der Neustart von AMD

Obwohl es immer weniger Firmen gibt, die eigene Fabs haben, wurde durch die Etablierung des Foundry-Modells erst das enorme Wachstum der fabless-Firmen ermöglicht, die IP für Halbleiter-Bausteine entwickeln. Neue Partnerschaften zur Entwicklung der Prozesstechnik der nächsten Generation haben die Anzahl der unterschiedlichen Prozesse pro Strukturgröße reduziert und Foundries mehr wettbewerbsfähig gemacht. Alle diese Trends verringern die Kosten des Endproduktes.

Aus diesem Grund ist es wahrscheinlich, dass der AMD-Spinoff dem positiven Trend der Industrie folgt und dass ein neuer starker Wettbewerber im Foundry-Geschäft erscheinen wird. Nichtsdestotrotz wird man auf Grund der Zusatzkapazität am Markt die wirtschaftlichen Auswirkungen genau beobachten müssen.

Die Auslagerung der Fertigung befreit AMD sicher nicht von seinen enormen Verbindlichkeiten. Auch wenn AMD nicht dazu vertraglich dazu gezwungen ist, ist es gut möglich, dass man auch zukünftig in Kapazitätserweiterungen und Prozesstechnik investieren wird müssen – ATIC hat sich ja »nur« zu 3,6 bis 6 Mrd. Dollar verpflichtet. Potentiell könnten die Kosten auf Drittkunden umgelegt werden, wenn es die Foundry Company schafft, diese an Land zu ziehen und dann noch mit möglichst hohen Volumina.

Zunächst wird AMDs Struktur durch die Foundry komplexer, primär bedingt durch Patente und andere Lizenzabkommen. Wenn die Foundry in der Finanzkrise scheitert, profitabel zu arbeiten, dürften AMDs Fertigungskosten auf einer Pro-Baustein-Basis sogar steigen, auch wenn AMD selbst sagt, dass die Gesamtkosten sinken.

Das wohl größte Risiko für AMD besteht im Abfluss von Produktions-Know-How, das bei derart hochkomplexen und Timing-sensitiven Chips, wie es die Multicore-x86-Prozessoren nun einmal sind, kritisch werden kann – wie man es schon einmal beim Barcelona-Quadcore-Prozessor sehen und erfahren durfte. Auch wenn die Ausgliederung keinen unmittelbaren Einfluss auf die aktuell entwickelten Chips haben dürfte, könnte sie über die Zeit zu Personalwechsel und anderen Veränderungen führen. Viele große fabless-Hersteller mussten in der Vergangenheit bereits darunter leiden. Wenn AMD ähnliche Probleme erfährt und seine Wissensbasis immer mehr schrumpft, wird dies die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Intel mit Sicherheit negativ beeinflussen.

Unabhängig von den beschriebenen Herausforderungen und möglichen langfristigen Auswirkungen ist anzunehmen, dass dieses Modell eine der wenigen realistischen Optionen für AMD war, die eigene finanzielle Position zu stärken, ohne das existenzielle Lizenzabkommen mit Intel zu verletzen. Und dies war bitter nötig und hatte sicher zu Recht höchste Priorität. Insofern hat AMD am Ende des Tages alles richtig gemacht.


  1. Einmal Reset bitte - Der Neustart von AMD
  2. Einmal Reset bitte - Der Neustart von AMD
  3. Zwei Gründe für die Auslagerung
  4. Einmal Reset bitte - Der Neustart von AMD
  5. Regierungen und andere Hindernisse
  6. Keine Wunderheilung für AMD
  7. Einmal Reset bitte - Der Neustart von AMD

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