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Die Halbleitertechnik hat die zelluläre Schnittstelle erreicht

11. Februar 2019, 11:15 Uhr | Engelbert Hopf

Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Akku-Lösungen im Medizinbereich

Mit solchen Anforderungen wird Thilo Hack, Bereichsleiter Industrie bei Ansmann, bislang wenig konfrontiert, aber auch er verweist darauf, dass die Entwicklungszeit für Akku-Lösungen im Medizinbereich bei ein bis zwei Jahren liegt, »und da ist die Zulassung noch nicht beinhaltet«. Ansmann macht nach seinen Angaben etwa eines Viertel seines Umsatzes mit Medizinelektroniklösungen. »Von den Märkten, in denen ich tätig bin, ist das der am besten planbare und handelbare«, versichert Hack. »Im Medizinmarkt interessiert es eben nicht, ob der Frühling nun drei Monate früher oder später stattfindet.« Wer Akkus für Medizintechnikanwendungen entwickelt und produziert, dessen Fertigung sollte nach ISO 13485 zertifiziert sein. Nach Hacks Erfahrung ist Medizinelek­tronik ein Marktsegment, das zumindest in Deutschland und Europa von Mittelständlern dominiert wird. Damit sei es fast immer ein Geschäft auf Augenhöhe, »was die Sache deutlich erleichtert«. Hack sieht aber auch die positive Strahlwirkung medizintechnischer Produkte auf zukünftige Kunden aus anderen Bereichen: »Wenn die in der Lage sind, Akkus für lebenserhaltende Systeme zu bauen, dann kann mir das für meinen Markt ganz sicher nicht schaden.«

Aus Sicht von Josef Pfeil, Vertriebsleiter bei Dynamis Batterien, ist die Medizintechnik der einfachste Kundenkreis. »Wir machen fast 40 Prozent unseres Umsatzes mit medizintechnischen Akku-Lösungen und profitieren von der Planbarkeit dieses Geschäfts«. Natürlich seien die Anforderungen in diesem Bereich hoch, und jedes Jahr überzeugten sich die großen Medizinkunden bei Audits davon, »dass die Prozesse bei uns nach wie vor stimmen«, meint Pfeil schmunzelnd, »aber wir unternehmen auch größte Anstrengungen, dass das Batterie-Pack auf keinen Fall der limitierende Faktor für einen Medizinkunden ist«. Dass sich Medizinelektronik für Dynamis so gut entwickelt hat, führt Pfeil neben schlichtem Weiterempfehlen auch auf Analysen des Wettbewerbs sowie Messeauftritte zurück.

Stichwort Compamed: Dort wird Pfeil auch regelmäßig von Kunden nach implantierbaren Batterielösungen gefragt. Gefragt wird dabei vor allem nach Lithium-Titanat-Lösungen. »Wir sagen bei Lösungen, die in den Körper gehen, immer gleich ab«, versichert Pfeil, »aus einer Batterie kann im Fehlerfall immer etwas austreten, das ist eine sehr heikle Sache«. Wie Pfeil berichtet, haben auch Gespräche mit großen Batterielieferanten wie Panasonic ergeben, dass dort keine Anwendungen bedient werden, die einen Einsatz von Batterien im Körper vorsehen.

»Solche Themen sind in den Verträgen, die wir und wohl auch die anderen Batterie-Konfektionäre haben, ausgeschlossen«, bestätigt Hack. »Das gilt beispielsweise auch für E-Zigaretten, einfach alles, was Auswirkungen auf den Körper hat.« Ansmann bekomme dafür keine Freigaben, extern sei kein Thema, aber alles, was in den Körper reingehe, sei ein No-Go. »Allein wenn man sich das Risikomanagement betrachtet«, so sein Kollege Pfeil, »lohnt sich das für die Batteriehersteller nicht, diesen großen Aufwand zu betreiben«. Broeders weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass viele Firmen, die Implantate herstellen, alles im eigenen Haus machen, von der Batterie bis zum Halbleiter.

Prof. Wolf wagt diesbezüglich einen Ausblick in die Zukunft: »Ich denke, das Thema Batterien bei Implantaten wird sich in Zukunft aufgrund des niedrigen Verbrauchs der verwendeten Elektronik von selbst erledigen, wenn es gelingt, eine Versorgung von Implantaten über Strom sicherzustellen, der aus Muskelkraft erzeugt wird. Wie schnell eine solche Innovation dann Eingang in das deutsche Gesundheitswesen finden würde, steht allerdings auf einem anderen Blatt.


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