Transcend zum Markt für Speicher

»Der Komponentenknappheit bisher getrotzt«

8. August 2022, 13:56 Uhr | Heinz Arnold
George Linardatos, Transcend: »Transcend konnte über die vergangenen zweieinhalb Jahre grundsätzlich immer liefern – und das bei einem Produktionsvolumen von inzwischen 10 Millionen Einheiten pro Monat.«
© Transcend

Warum Transcend bisher erfolgreich durch die Verknappung kam, worauf es beim Einsatz von Speichern für Embedded und Konsumentenmärkte ankommt und welche Unternehmensvision Transcend für die kommenden Jahre hat, erklärt George Linardatos, General Manager DACH, im Gespräch mit Markt&Technik.

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Markt&Technik: So schwierig wie über die vergangenen Jahre war es noch nie, an wesentliche Bauelemente für Speicher zu gelangen. Wie ist Ihr Unternehmen durch diese schwierige Zeit gekommen?

George Linardatos: In der Tat haben wir eine vergleichbar extreme Situation in den vergangenen Jahren kaum erlebt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass diverse Fertigungsmaterialien zyklischen Schwankungen unterliegen. Seit dem Frühjahr 2020 traten jedoch Engpässe bei fast allen relevanten Bauelementen auf. So gab es temporär sogar komplette Lieferstopps im Bereich der Power-Management-ICs, und auch bei Leiterplatten und passiven Komponenten sah es nicht gut aus.

Transcend hat ein Produktionsvolumen von rund 10 Millionen Einheiten pro Monat, da gilt es dann, smarte strategische Entscheidungen zu treffen, um Lieferschwierigkeiten zu trotzen – und bisher hatten wir damit Erfolg.

Wie geht das, wenn beispielsweise für Power-Management-ICs plötzlich ein kompletter Lieferstopp gilt?

Teil des Unternehmensmanagements sind natürlich Risikoanalysen. Deshalb wurden bereits frühzeitig alternative Bauelemente identifiziert und diese dann – gegebenenfalls auch über Umwege – in den Einkauf und bei Bedarf in die individuelle Produktion übernommen.

Aber können Bauelemente einfach gegen Alternativen ausgetauscht werden?

Nein, von »einfach« kann in diesem Fall nicht die Rede sein. Wenn beispielsweise Power-Management-ICs eines neuen Herstellers eingesetzt werden, erfordert das ein Redesign des gesamten Produkts. Denn als Unternehmen müssen wir sicherstellen, dass unsere Produkte stets von einwandfreier Funktionalität sind. In diesem Beispiel erhält die Platine dann ein neues Layout und es handelt sich nach erfolgreicher Umsetzung um eine komplett neue Produktvariante. Erfolgreiche Umsetzung bedeutet, dass im nächsten Schritt die potenzielle neue Produktvariante umfassend getestet wird – unternehmensseitig und kundenseitig, um sicherstellen zu können, dass alle Anforderungen erfüllt werden. Derartige Testphasen können je nach Kapazität auf beiden Seiten mehrere Monate dauern.

In den vergangenen zwei Jahren konnten wir diese Prozesse außergewöhnlich schnell umsetzen, in ca. zwei bis zweieinhalb Monaten, wovon nur circa ein Drittel der Zeit Transcend-seitig benötigt wurde. Diese enorme Schnelligkeit verdanken wir auch der gewaltigen Leistung der Mitarbeiter an unserem Hauptsitz in Taiwan. In dem Moment, in dem die Freigabe dann von beiden Seiten erfolgt ist, darf nichts mehr verändert werden, nicht einmal mehr die Farbe der Leiterplatte. Denn jede kleinste Veränderung erfordert einen erneuten Durchgang der gerade eben beschriebenen Freigabeprozedur. Am Ende dieses Prozesses wird dann in die Stückzahlproduktion übergegangen.

Wie sieht es mit den Komponenten aus, die vom Wert betrachtet eher wenig beisteuern, aber ohne die ein Speicher eben nicht gebaut werden kann, angefangen bei der Leiterplatte?

Seit der Gründung von Transcend im Jahr 1988 besteht die Strategie unseres Unternehmens darin, langfristige Beziehungen zu den Lieferanten aufrechtzuerhalten und nicht wegen ein paar Cent von einem zum anderen Anbieter zu wechseln. Gerade in der heutigen Zeit kommt es auf die engen und vertrauensvollen Beziehungen zwischen unserem Einkauf und den Lieferanten an. Das hat sich quer durch alle Bereiche bewährt, bis hin zu den Flash-Controllern. Hier arbeiten wir beispielsweise seit Jahren eng mit Silicon Motion zusammen – sie haben uns stets ohne Verzögerungen beliefert, auch wenn das kaum möglich schien. Und dank so vertrauensvoller Business-Partnerschaften erhalten wir selbstverständlich auch Informationen über zukünftige Verfügbarkeiten mit in der Regel ausreichend Vorlauf, um erneut in die Risikoanalyse zu gehen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen.

Transcend
Vergleich zwischen der Leistungsfähigkeit von PCIe-SSDs, die auf Basis der BICS4- bzw. der BICS5-Technik gefertigt werden.
© Transcend

Noch einmal zu den Fällen, in denen eine neue Produktvariante freigegeben werden muss: Es wäre doch schon zu normalen Zeiten gut gewesen, mindestens eine solche Variante einzuplanen, um auf eventuelle Ausfälle durch Naturkatastrophen oder Brände in Produktionsanlagen flexibel reagieren zu können.

In der Theorie ist das mit Sicherheit das richtige Vorgehen. Die Praxis war jedoch in der Vergangenheit häufig anders. Denn werden verschiedene Varianten etabliert, bedeutet dies, dass kundenseitig auch Testkapazitäten für die beschriebenen Freigabeprozesse zur Verfügung gestellt werden müssen. Dies bedeutet Zeit und Geld – welches zumindest in der Vergangenheit oftmals nicht in die Hand genommen werden wollte. Das hat bis vor zwei Jahren auch weitgehend gut funktioniert. Dann kam die Shortage mit all ihren Herausforderungen, und unsere Embedded-Kunden durften nun miterleben, was es bedeutet, wenn verschiedene Produktvarianten mit jeweils eigenen Teilenummern von uns angeboten werden können: Je nach Marktlage konnten wir liefern, wo andere Mitbewerber reaktionsunfähig waren, und das ist insbesondere bei Just-in-Time Produktion essenziell für den Geschäftserfolg.


  1. »Der Komponentenknappheit bisher getrotzt«
  2. Embedded -und Consumer-Märkte sind verschiedene Welten

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