Elektronik: Die Kennzahlen wie Leistungsaufnahme und Rechenleistung Ihrer neuen Silvermont-CPU haben Sie mit ihrem Vorgänger Saltwell verglichen – leider in unterschiedlichen Fertigungsprozessen. Wieviel besser wäre Silvermont denn im identischen Fertigungsprozess?
Eul: Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Die rein architektonischen Vorteile sind ein sogenanntes “Moving Target”, denn das ist üblicherweise ein Prozess über die Zeit, bei dem man das System immer weiter verfeinert. Das machen wir in der Software, nicht in der Hardware. In letzterer sind bestimmte Ankerpunkte und wie die ins Spiel gebracht werden, das ist das System-Know-How, das entwickelt sich über die Zeit.
Elektronik: Können Sie Beispiel für das “Trimmen” nennen?
Eul: Sie haben eine App, die nicht optimal progarmmiert ist, entweder saugt Sie Ihnen die Batterie leer oder läuft ruckelig, was auch immer. Das System so zu tunen, dass sie ruckelfrei läuft und die Batterie nicht leersaugt, ist dann der größte Teil der Arbeit – die erst beginnt, wenn der Chip schon verfügbar ist.
Elektronik: Es wäre doch mal interessant, die Zahlen nach zwei oder drei Releases mit denen des ersten Releases zu vergleichen.
Eul: Das wäre in der Tat eine interessante Studie, um zu sehen, was man aus so einer Plattform tatsächlich rausholen kann. Leider werden wir kaum Zeit dafür finden, weil wir ja schon wieder neue Sachen machen müssen bzw. dürfen.
Elektronik: Wie sehen Sie eigentlich Android und Windows im Vergleich der Energieeffizienz? Ihre Atom-SoCs laufen ja auf beiden Plattformen.
Eul: Wenn wir uns die Tablets ansehen, ist ja Android von unten – d.h. Handys - nach oben entwickelt worden, während Windows aus der PC-Ecke herunterkommt. Beide Welten kommen aus unterschiedlichen Richtungen und Windows profitiert davon, dass wir immer mehr Rechenleistung bereitstellen können. Wenn Android im Enterprise-Bereich Fuß fassen will, muss da noch einiges dazukommen, z.b. im Bereich Security und Verwaltung. Wir haben als Intel den Vorteil, beide Plattformen bedienen zu können.
Elektronik: Damit haben Sie aber meine Frage hinsichtlich der Energieeffizienz nicht beantwortet…
Eul: Sie können ja in Kürze die Geräte mit Android auf der einen Seite und Windows auf der anderen Seite selbst vergleichen und dann Ihre eigenen Rückschlüsse ziehen. Wichtig ist, dass der Kunde die Wahl hat und wir beide Plattformen unterstützen.
Elektronik: Zum Glück aus Ihrer Sicht haben Sie die Exklusiv-Partnerschaft mit Microsoft aufgegeben und mit Google ein x86-Android gebaut – angesichts von 79 % Marktanteil bei den Mobilgeräten war das wohl ein ganz wichtiger Schritt?
Eul: Sicherlich.
Elektronik: Wird es zuzüglich zu den bereits angekündigten BayTrail-SoCs (Anmerkung: Tablet-Chips mit Silvermont-CPU) noch weitere Derivate geben?
Eul: Ich werde hier und heute keine Produktankündigung machen. Sie können aber davon ausgehen, dass wir angesichts der hohen Kosten für eine Chip-Entwicklung versuchen, alle Produkte möglichst breitbandig zu nutzen.
Elektronik: Kommen wir zu den GPUs. Dort gibt es bei der Intel-Grafik zum Glück aus Ihrer Sicht Fortschritte, die GPUs bei den BayTrail-Produkten ist im Vergleich zu den High-End-SoCs aus dem ARM-Universum z.B. von Qualcomm (Adreno 330) oder Apple (Imagination Power VR6430) aber immer noch schwach auf der Brust. Warum lizensieren Sie keine High-End-GPU-IP und merzen diese Schwachstelle endlich aus?
Eul: Der Merrifield wird ja sogar mit einer Imagination-GPU laufen, aber wir haben unterschiedliche Segmente. Bei BayTrail haben wir eine Intel-GPU drin, und wir glauben, dass das eine State-of-the-Art-GPU ist. Mit der nächsten Generation sehen wir weiter.
Elektronik: Wollen Sie mir verraten, welche GPU genau im Merrifield sein wird? Die neue 6er-Serie wie im iPhone 5S?
Eul: (lacht) Leider nein, dann haben Sie ja gar keine Überraschung mehr für Anfang 2014, nachdem Sie die Silvermont-CPU schon auf 9 Seiten in der “Elektronik” so toll seziert haben.
Elektronik: Für dieses wundervolle und nicht abgesprochene Statement dürfen Sie sich Ihren Schlusssatz selbst aussuchen.
Eul: Ich kann Ihnen versichern, dass sich das Vorurteil, dass Intel-Prozessoren in Mobilgeräten eine zu hohe Leistungsaufnahme haben, nicht mehr lange halten wird.
Elektronik: Herr Prof. Eul, vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit.