Sie sprachen von IoT. Welche Applikationen stellen darüber hinaus noch Schwerpunkte für Freescale dar?
Uns geht es vorwiegend um folgende Bereiche:
Die Elektrifizierung von allem um uns herum. Das gilt für das Fahrzeug wie für alle anderen Bereiche auch. Ein Beispiel: Keiner macht mehr seinen Kofferraum selbst zu. Diese Funktion wird immer häufiger über einen Knopfdruck am Autoschlüssel erledigt.
Die Energieeffizienz von Fahrzeugen. Hier haben wir beispielsweise Komponenten für die elektronische Einspritzung, mit denen sich der Einspritzzeitpunkt um 30 Prozent genauer bestimmen lässt. Diese Möglichkeit spiegelt sich direkt in einem verringerten Spritverbrauch wider. Schauen Sie sich die Gesetzgebungen rund um die Welt an, dieses Thema wird immer wichtiger. Hier sehen wir eine riesige Chance für Freescale. Das gilt auch für Start-Stopp-Systeme, die ebenfalls Sprit sparen. Solche Systeme müssen zuverlässig funktionieren, und das ist alles andere als trivial. Man muss den genauen Batterieladezustand kennen, um entscheiden zu können, ob man den Motor ausschalten kann oder nicht. In diesen Systemen sitzen Batteriesensoren von Freescale, die sich im weltweiten Vergleich durch die höchste Genauigkeit auszeichnen. Darüber hinaus bieten wir auch die dazugehörigen Switches an, die den Strom für diese Start-Stopp-Motoren ein- und ausschalten. Und dann bieten wir noch die Controller für die Lichtmaschine, um die Batterie geladen zu halten. Das ist ebenfalls ein großer Absatzmarkt für Freescale.
Industrie und funktionale Sicherheit. Durch die Elektrifizierung und die damit verbundene Tatsache, dass immer mehr Entscheidungen von Maschinen getroffen werden, die direkten Einfluss auf Menschen haben, wird das Thema »Functional Safety« auch im industriellen Bereich immer wichtiger. In der Automobilindustrie hat die funktionale Sicherheit Einzug gehalten, als es beispielsweise darum ging, dass ein Airbag funktionieren muss. Jetzt wird das Thema aber selbst bei Türen in Gebäuden oder bei den Aufzügen relevant. Hier werden mittlerweile die gleichen Anforderungen an die funktionale Sicherheit gestellt, zum Teil sogar noch strengere Anforderungen. Wir mit unserer Expertise im Automotive-Markt sehen hier ebenfalls große Chancen für Freescale.
Für die Controller ist das natürlich ein wichtiges Thema, aber inwieweit ist davon auch die Analogseite betroffen?
Wir von der Analogseite müssen den Controller überwachen. Die Software der MCU trifft Entscheidungen, wenn ein Fehler auftritt. Aber was passiert, wenn der Controller Fehler macht? Um diesen Fall abzusichern, sind externe Watchdogs notwendig, die die MCU überwachen, und das ist eine Analogkomponente. Hierfür bieten wir SBCs mit Watchdog, zwei Referenzspannungen, diversen Fehlererkennungsschaltungen. Wobei diese SBCs so intelligent sein müssen, dass sie das System in einen sicheren Zustand überführen können, falls der Mikrocontroller ausfällt. Mit diesen SBCs sind wir beispielsweise auch in Aufzügen vertreten. Das Unternehmen hatte früher in seinen Aufzügen zwei komplett unabhängige Absicherungssysteme implementiert. So war sichergestellt, dass das Backup-System übernehmen kann, wenn das Primärsystem ausfällt. Mit unserem SBC erhielten sie die gleiche Funktionalität über einen einzigen Power-Management-Chip. Damit haben sich die Systemkosten halbiert.
Sind das alle Applikationen?
Nein, ADAS ist der letzte Bereich, der bei uns im Mittelpunkt steht. Für dieses Segment haben wir beispielsweise unseren Radar-Chipsatz entwickelt. Das dazugehörige Frontend ist weltweit das leistungsfähigste System, was dazu führt, dass wir dem Chipsatz viele Designs gewinnen. In diesen Zielmarkt investieren wir viel Geld. Wir arbeiten bereits an Nachfolgeprodukten, die sich einerseits durch eine höhere Integration und andererseits durch eine höhere Leistung auszeichnen. Bei ADAS geht es aber natürlich auch um Drehratensensoren, Drucksensoren, Beschleunigungssensoren. Wir sind mit unseren Produkten in fast allen Bereichen aktiv, bei denen es um Sicherheit und autonomes Fahren geht.