Zusätzliche Ressourcen ausschöpfen

Windows Embedded Compact 7: Facelifting auch unter der Oberfläche

21. März 2011, 13:18 Uhr | Joachim Kroll
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Verbesserungen an den Tools

Die Verbesserungen, mit denen Windows Embedded Compact 7 aufwartet, beschränken sich keineswegs auf das Betriebssystem selbst, denn auch der Toolsatz „Platform Builder for Compact 7“ wurde verbessert. Von der integrierten Entwicklungsumgebung bis zu den Remote-Tools sowie den neuen Werkzeugen, die bei der Inte­gration von Silverlight helfen, trägt der Toolsatz dazu bei, die Zahl der potentiellen Fehler zu reduzieren und die Zuverlässigkeit des fertigen Produkts zu steigern.

Für Compact 7 wurde der Platform Builder von Microsoft Visual Studio 2005 auf Visual Studio 2008 umgestellt. Die Integration ähnelt derjenigen in Windows Embedded CE 6, mit weiteren Vorlagen im neuen Project Wizard sowie zusätzlichen Menüs und Menüpunkten in der integrierten Entwicklungsumgebung.

Ein neues Komfortmerkmal von Compact 7 sind die neuen „Checked Builds“. Windows Embedded CE unterstützte in der Vergangenheit die zwei Build-Typen „Debug“ und „Retail“. Debug-Builds deaktivieren die Compiler-Optimierungen, fügen Asserts ein, geben Debug-Meldungen aus und aktivieren das Arena-Checking für Heaps. Bei den Retail-Builds sind die Optimierungen aktiviert, während das Heap-Checking abgeschaltet ist und die Asserts deaktiviert sind. Debug-Builds sind grundsätzlich gut, jedoch führt das Abschalten der Optimierungen dazu, dass die Größe der Image-Datei gravierend zunimmt. Bei bestimmten Systemen mit eingeschränkten Ressourcen sind Debug-Builds deshalb unter Umständen zu groß für den vorhandenen Speicher.

Bei den Checked-Builds sind die Compiler-Optimierungen freigegeben, und auch die Debug-Meldungen, die Asserts und das Heap-Checking sind aktiv. Entwickler können damit die Vorteile eines Debug-Builds optimal ausschöpfen, ohne die Nachteile einer ausufernden Image-Datei in Kauf zu nehmen.

Auch die Compiler im Platform Builder wurden verbessert, um effizienteren Code zu generieren und die neuen ARM-Architekturen nutzen zu können. Der von den neuen Compilern produzierte Code ist deshalb schneller und kompakter als der Code der CE-6-Compiler.

Zum Platform Builder gehört auch ein verbesserter Kernel Debugger. Kennzeichnend für diese neue Debugger-Version sind bessere bedingte Breakpoints, Daten-Breakpoints und eine verbesserte Benutzeroberfläche.

Testen inklusive

Das Windows CE Embedded Test Kit (CETK) wurde für Windows Embedded Compact 7 in „Compact Test Kit“ (CTK) umbenannt. Doch nicht nur der Name ist neu, auch die Schnittstelle zur integrierten Prüfausrüstung, die auf dem PC läuft. Diese Oberfläche stellt eine entscheidende Verbesserung gegenüber früheren Versionen dar. Das neue CTK bietet eine ein­fache Möglichkeit zum Anstoßen und Überwachen sämtlicher Aspekte des Testprozesses. Auf dem neuen Home-Bildschirm ist die Oberfläche unmittelbar zu sehen.

Anstelle des nackten CETK-Bildschirms zeigt das CTK ein informatives Fenster, das sämtliche Aspekte des Testprozesses in einer Ansicht zusammenfasst. Das CTK ist mit Test­informationen zu folgender Standard-Hardware kombiniert:

  • Beschleunigungssensor,
  • Audio,
  • Batterie,
  • Bootloader,
  • Kommunikations-Bus,
  • Display und -Hintergrundbeleuchtung,
  • Dateisystem,
  • Input,
  • Kernel,
  • Multimedia,
  • Netzwerk-Schnittstellen,
  • NLED (Notification Light-Emitting Diode),
  • OAL (OEM Abstraction Layer),
  • Power Manager,
  • Sicherheit,
  • Shell,
  • Smartcard,
  • Massenspeicher,
  • USB.

Selbstverständlich können die obigen Tests durch weitere kundenspezifische Tests ergänzt werden. Jeder einzelne Test lässt sich außerdem über die IDE so konfigurieren, dass die Ergebnisse während des Tests in Echtzeit angezeigt werden.

Für erfahrene Windows-Embedded-Entwickler waren die Remote-Tools schon immer sehr nützliche Hilfsmittel für die Diagnose von Ziel-Geräten. Problematisch an diesen Remote-Tools war lediglich, dass sie sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert haben. Dies ändert sich mit Windows Embedded Compact 7. Viele der Tools sind jetzt in das „Remote Tools Framework“ integriert, das eine einheitliche Benutzeroberfläche präsentiert.

Doch auch die einzelnen Remote-Tools selbst wurden verbessert. Zum Beispiel verfügt der Registry-Editor jetzt über eine Funktion, die Änderungen in der Registry verfolgt und auflistet. Damit ist dieses Feature ein echter Segen für Entwickler, die den Überblick über Registry-Änderungen behalten wollen, die sich aus bestimmten Aktionen mit dem Gerät ergeben.

passend zum Thema

Windows Embedded Compact 7 Tools
Bild 4. Der Resource Leak Detector stellt die Informationen als Tabelle oder in grafischer Form dar. Sie können nach Zeit, Größe, Typ und anderen Kriterien gefiltert werden.
© Microsoft

Ein neues Erscheinungsbild ziert auch den Performance Monitor. Ähnlich wie im Fall des Performance Monitors für Desktop-Computer können Entwickler auch hier einen Kennwert aus einer Liste von Kategorien auswählen. Außerdem können mit dem Tool mehrere Aspekte verfolgt werden. Analysen lassen sich nach Zeit oder Ereignis ausführen, und die Daten können in Tabellenform ausgegeben oder grafisch visualisiert werden.

Unter den Remote-Tools ist der „Resource Leak Detector“ das Werkzeug mit den meisten Verbesserungen. Es handelt sich hier um eine entscheidend aufgewertete Version des alten Application Verifiers. Dieser war zwar grundsätzlich interessant und nützlich, doch wurden die Entwickler hier unter Umständen von einer wahren Informationsflut erschlagen, so dass ihnen nicht selten Leaks entgingen. Der Resource Leak Detector stellt diese Informationen tabellarisch oder als Grafik dar und gibt dem Entwickler die Möglichkeit, die Informationen nach Typ, Zeit, Größe und anderen Kriterien zu filtern. Zu jeder Zeit kann eine Momentaufnahme der Allocations angefertigt werden, um anschließend eine Allocation auszuwählen und den Call Stack zum Zeitpunkt der Allocation zu sichten. Der Resource Leak Detector bildet eine sinnvolle Ergänzung zur Palette der Remote-Tools. Ein Screenshot dieses Tools zeigt Bild 4.

Die aktualisierten Remote-Tools verbessern die Fähigkeit der Entwickler, ihre Ziel-Geräte zu überwachen. Eine Reihe weiterer Remote-Tools ist nicht in das Remote Tools Framework eingebunden. Der Zugriff auf File Viewer, Heap Walker, Process Viewer und ZoomIn erfolgt nach wie vor über ein Menü im Platform Builder. Ungeachtet der fehlenden Integration in das Framework werden es die Entwickler jedoch begrüßen, diese alten Standard-Tools in Compact 7 wiederzufinden.

Mehr Leistung und Zuverlässigkeit

Mit Windows Embedded Compact 7 wird Embedded-Entwicklern die neue Dimension des „High Confidence Computings“ erschlossen. Dank des Symmetric-Multiprocessing-Supports und der höher gesteckten Grenzen für das physische RAM kann das Betriebssystem die Möglichkeiten der leistungsfähigeren Systeme nutzen, die man mittlerweile im Embedded-Bereich vorfindet. Zweck der neuen Tools ist es, den Entwicklern die zügige Beseitigung jeglicher Probleme zu ermöglichen, die während der Entwicklung auftreten. Insgesamt ebnet Compact 7 dem Embedded-Computing den Weg zu einem neuen Grad an Verlässlichkeit und Zuverlässigkeit.


  1. Windows Embedded Compact 7: Facelifting auch unter der Oberfläche
  2. Bis zu 3 Gbyte Speicher adressierbar
  3. Unterstützung für ARM v7, VFP und NEON
  4. Verbesserungen an den Tools

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Microsoft Deutschland GmbH

Weitere Artikel zu Microsoft

Weitere Artikel zu Betriebssysteme