Der Computer-on-Module-Ansatz (CoM) ist – vor allem in Europa - sehr beliebt. Es gibt dabei aber zwei widersprüchliche Ansätze: Entweder praktisch alle Signale der CPU auf die Busstecker zu routen oder eine Auswahl der wichtigsten Schnittstellen zu treffen. Welche Strategie bevorzugt Kontron?
Die Anzahl der Features beziehungsweise I/O-Signale bei modernen CPUs steigt kontinuierlich. Es wird damit zunehmend schwierig, alle Signale über das Modul-Interface zu routen. Um weiterhin kostenorientiert anbieten zu können, macht es keinen Sinn alle Signale zur Verfügung zu stellen. Deshalb waren wir auch Vorreiter bei den SMARC-Modulen, als auch Gründungsmitglied der Standardization Group for Embedded Technologies e.V. (SGET). Wir benötigen für neue innovative Module und Kundenanwendungen eine gewisse Flexibilität. Eine spezifische Kategorisierung der Signale wird in der Zukunft unabdingbar sein.
Wie wichtig ist dabei die Zusammenarbeit mit den Wettbewerbern in Standardisierungsgremien?
Eine Standardisierung ist nur möglich, wenn Wettbewerber in entsprechenden Gremien kooperieren. Wichtig ist es hierbei eigene Differenzierungsfreiräume zu erarbeiten, aber auf Interoperabilität zu achten. Kontron setzt auch weiterhin auf offene Standards.
Welche Akzente will Kontron in nächster Zukunft bei CoMs setzen?
Wir werden stärkere Akzente in differenzierende Merkmale setzen, die im Umfeld von IoT-Anwendungen wichtig werden, zum Beispiel Managability oder Konnektivität.
Wettbewerber aus dem Modul-Bereich haben in letzter Zeit den Single-Board-Computer bzw. Motherboards als ein weiteres Standbein forciert. Wie bewerten sie diesen Trend?
Der Trend macht sicher im hochvolumigen Bereich Sinn. Unsere Kunden benötigen aber Innovationsfreiräume und einen Pfad zu hochvolumigen Lösungen. Wir bieten ihnen daher ein modulares Plattform-Konzept an, basierend auf einem Modul oder Building-Block-Standard.
Asiatische Anbieter setzen seit Jahren stark auf Motherboards und haben preislich und ausstattungstechnisch schon fast jede Nische besetzt. Wie reagiert Kontron auf diese Situation?
Wir werden unsere Motherboards in einem modularen Konzept flexibler gestalten, um besser auf Anforderungen der klassischen Embedded-Märkte reagieren zu können. Der Industrie- oder Medizinmarkt als Beispiel benötigt wesentlich robustere I/O-Interfaces als der allgemeine Desktop-orientierte Markt. Hier sehen wir für uns klar eine Differenzierungsmöglichkeit.
Mit was für neuen Ideen und Produkten von Kontron können die Kunden in nächster Zeit rechnen?
Wir werden die typischen IoT-Bereiche wie Security oder Managability abbilden und unseren Kunden hier Lösungen anbieten. Zudem treiben wir unsere modularen, marktspezifischen Konzepte weiter voran, beispielsweise durch spezifische Lösungen im Transportation-Markt, aber auch im Standardgeschäft mit Boards und Modulen. Darüber hinaus stehen auch der Ausbau und die Weiterentwicklung unseres HMI-Portfolios im Fokus. Zudem bieten wir seit Kurzem ein erweitertes Angebot aus Service&Maintenance- Dienstleistungen auf dem Markt an, um unsere Kunden künftig noch effektiver beim Aufbau ihrer IoT-Konzepte und Lösungen zu unterstützen.