Neben diesen universellen Board-Level-Plattformen für unterschiedlichste industrielle Applikationen gibt es auch eine Vielzahl von Anbietern, die ihre Produkte bereits für die Anwendung in spezifischen Applikationen positionieren wie beispielsweise IBase und Arrow Electronics Intelligent Systems (Seneca) und Aopen im Bereich der Media-Player und Digital-Signage-Systeme oder auch Advantech Innocore und Quixant im Bereich der Gaming-Plattformen.
Sintrones, ein Anbieter von In-Vehicle-Computing-Systemen, bietet zudem mit der ABOX-5100-Serie ein System an, das für Künstliche-Intelligenz-Applikationen ausgelegt ist und bis zu vier GPU-Erweiterungskarten aufnehmen kann. Unterstützt werden sowohl die AMD-Embedded-Radeon-E9260-GPU und Nvidia-GTX-1050TI-GPUs als auch AMD-Radeon-Vega-GPUs. Anwendungsbereiche finden sich unter anderem in Deep Learning und Virtual Reality für Industrieautomation, selbstfahrende Fahrzeuge und intelligente Transportsysteme. Drei Full-Size-Mini-PCIe-Steckplätze für die interne Erweiterung und ein M.2-A-E-Key-2230 für WiFi/GPS/LTE sind ebenfalls verfügbar.
Auch die AMD-Epyc-Embedded-3000-Prozessoren, die ebenfalls auf der Zen-Mikroarchitektur basieren und für den Embedded-Egde-, Netzwerk- und Storage-Bereich sehr interessant sind, liefern herausragende Performance mit bis zu 2,7-fach mehr Performance pro Dollar. Mit bis zu 64 PCIe-Gen-3-Lanes und 16 SATA-Ports bieten sie zudem doppelt so viel Connectivity wie der Wettbewerb. Dies nutzt beispielsweise Seagate Technology für neue Speicherlösungen, die durch die Bestückung mit den AMD-Epyc-Embedded-3000-Prozessoren rund 40 Prozent mehr Performance zu geringeren Kosten als ihre Vorgänger bieten sollen und zusätzlich durch zuverlässige, hochverfügbaren Storage auf Enterprise-Niveau und Wartungsfreundlichkeit überzeugen.
Solche und vergleichbare Produkte, die man BGA-bestückt auch im rauen Umfeld, im erweiterten Temperaturbereich und auch zehn Jahre langzeitverfügbar einsetzen kann, eignen sich für die vielen dezentralen Fog-Datacenter, die derzeit am Egde des IoT installiert werden. Der Epyc-Embedded-Prozessor ist bereit, Netzwerkfunktionsvirtualisierung (NFV), softwaredefiniertes Netzwerk (SDN), industrielle Echtzeitsysteme und mehr zu unterstützen. Insgesamt acht 10-GbE-Kanäle stehen zum Aufbau von Mikroserver-Connectivity zur Verfügung. Dieses Angebot will iBASE beispielsweise in seiner kommenden FWA8800-Netzwerk-Appliance für Security-, Firewall- und UTM-Aufgaben nutzen, die mit einer Vielzahl von IBN-Modulen zudem auch optische und Kupfer-Ports unterstützt und mit einem langen Lebenszyklus von bis zu zehn Jahren aufwartet.
Interessant ist, dass bislang keiner der klassischen Embedded-Board-Level-Hersteller auf den AMD-Epyc-Embedded-3000-Prozessor gesetzt hat – vermutlich weil es keinen klassischen Embedded-Formfaktor für diese neue Leistungsklasse auf Edge-Fog-Server-Niveau gibt. Dennoch könnte man ihn bei einem Design analog zur VITA-59 sogar bis zur 8-Core-Variante, die eine 50-W-TDP aufweist, komplett lüfterlos kühlen. Auf Server-on-Module-
Ebene besteht beispielsweise derzeit das Hindernis, dass COM Express Type 7 nur bis zu vier 10-GbE-Lanes ausführt. Der neue Epyc-Prozessor bietet aber bereits acht dieser Interfaces an und kann damit bei Linien-Vernetzung von Industrie-4.0-Server-Knoten mit durchgeschleiftem 10GbE bis zu sechs lokale Instanzen ebenfalls mit 10GbE anbinden. Also eine Performance-Klasse für extrem leistungsfähige Edge-Server, denen bislang lediglich der Embedded-Formfaktor fehlt, um direkt parallel zum Launch der Prozessoren entsprechenden Support zu finden. Es wird spannend, welcher Hersteller AMDs Epyc-Embedded-Prozessor in den nächsten Monaten verfügbar macht – vernetzte Hochleistungsapplikationen könnten ihn sehr gut gebrauchen.