An insgesamt sieben Standorten in Europa und Asien fertigt CCS derzeit, und zwar in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, der Slowakei, China und Sri Lanka. »Wo gefertigt wird, entscheidet die Bill-of-Materials, deren Herkunft und die damit verbundene Logistik«, so Kaiser. »Die Ramp-Ups werden in der Regel vor Ort beim Kunden durchgeführt, und dann verlagern wir gegebenenfalls in Absprache die Serie dorthin, wo es sich für den Kunden am besten rechnet. Auch wenn der Auftrag international läuft: Der Kunde muss sich nicht auf einen neuen Ansprechpartner einstellen, verspricht Kaiser: »Wir agieren nach dem „Local-Field-Engineering-Approach“. Das heißt, technisch sehr versierte Mitarbeiter agieren im Feld und betreuen den Kunden den gesamten Lebenszyklus über und übernehmen auch die internationale Koordination. In dieser Phase muss sich der Kunde woanders oft auf einen neuen Partner einstellen, das ist bei uns nicht der Fall. Für den Kunden ist das also eine Art „Lebenspartnerschaft“. Nicht zuletzt dadurch, dass wir schon 30 Jahre in Asien aktiv sind, können wir der Kundschaft in jeder Phase eine Lösung bieten«. Jeder Standort sei in der Lage, selbständig zu agieren, es gebe keine unmittelbaren Abhängigkeiten, unterstreicht Kaiser.
Das größte Werk von CCS ist in Sri Lanka mit 1100 Mitarbeitern. Neben der klassischen SMT-Fertigung werden dort auch Wickelgüter produziert und sämtliche manuell geprägten Arbeitsschritte durchgeführt. Das Werk bezeichnet Kaiser als »sehr kostenoptimal auch im Vergleich zu China«. CCS ist schon seit 30 Jahren in Sri Lanka aktiv. Deshalb sei die Expertise »sehr optimal ausgerichtet«, so Kaiser. Die Vorzüge des Landes sind die verhältnismäßig moderaten Lohnkosten und die relative Preisstabilität. Inzwischen ist die Region auch politisch befriedet und bietet daher optimale Bedingungen. Als Back-Up dient das Werk in China, das CCS zu Zeiten des Bürgerkrieges in Sri Lanka als Second-Source eröffnet hat, um für alle Unwägbarkeiten gerüstet zu sein. Die Second-Source-Strategie gehört nach den Worten von Kaiser bei vielen Kunden zu den Anforderungen. Dem folgend, biete CCS auch Mischkalkulationen und somit die Möglichkeit an, in zwei Werken zu fertigen.
Denn auch China ist trotz der in den letzten Jahren gestiegenen Lohnkosten ein rentabler Fertigungsstandort, vor allem wenn es um das Prinzip „Local-for-Local“ geht. Das „Overseas-Geschäft nach Europa“ wird nach den Worten von Kaiser aus logistischen Überlegungen dagegen für die Kunden mehr und mehr unattraktiv. Als Einkaufsregion ist das „Komponenteneldorado“ China aber nach wie vor interessant, vor allem für elektromechanische Bauteile, Passives, Opto-Komponenten und PCBs. CCS hat sich hier ein strategisches Netzwerk an Lieferanten geschaffen, das durch persönliche Audits untermauert wird. Prämisse ist, dass die Lieferanten im Umkreis von zwei Stunden zum chinesischen Werk von CCS sein müssen. »Wenn Sie mit China operieren möchten, dann tun Sie das am besten mit direkten Kontakten.« Vertrauen ist gut, aber Kontrolle noch besser: CCS prüft die Qualität der Bauteile selbst, um sicherzustellen, dass die Cross-Referenzen auch das halten, was sie versprechen.
Ehrgeizige Ziele in Deutschland
Für die Koordination mit dem Kunden zuständig sind bei CCS die Business- und Business-Development-Manager. Sie sind für die Kunden in ihrer Region verantwortlich, koordinieren ihre Aktivitäten aber auch international. Jüngster Neuzugang bei CCS in Deutschland in dieser Funktion ist Andreas Limmer, der als Niederlassungsleiter seit April 2015 von Aichach im Großraum München aus Bayern und gemeinsam mit der Niederlassung in Sexau Baden-Württemberg betreut. Er ist durch seinen beruflichen Werdegang in der Branche mit der EMS-Industrie bestens vertraut und bringt Erfahrung aus der Entwicklung und dem Vertrieb mit. »Wir möchten unsere Präsenz in Bayern und Süddeutschland verstärken, und mit dieser Niederlassung sind wir dafür lokal gut positioniert«, ist sich Andreas Limmer sicher. »Wir haben hier in alle Richtungen Bayerns kurze Wege und werden den Standort Stück für Stück ausbauen.« Insgesamt hat CEO Thomas Kaiser ehrgeizige Pläne für die Region: »Über die nächsten drei Jahre möchten wir 10 Prozent des Umsatzvolumens der Gesamtgruppe hier in der Region generieren.«
Und dieses Ziel ist keineswegs aus der Luft gegriffen: CCS hat nach den Worten von Kaiser eine solide, bestehende Basis und eine starke Akquisitions-Pipeline. »Wir sind in Deutschland dank des internationalen Set-Ups immer über 10 Prozent gewachsen.«
»Smart Fab ist eine tolle Vision«
Beflügeln könnte das Wachstum von CCS hierzulande auch das aktuelle Trend-Thema „Industrie 4.0“. Thomas Kaiser sieht für CCS zwei Stoßrichtungen: nach innen, also die eigene Vernetzung der gesamten Supply-Chain (vom Kundenbedarf über die Produktionslandschaften bis zum Komponentenhersteller), und nach außen der steigende Bedarf auf Kundenseite: »Die Automatisierungsbranche wird einen riesen Hype erleben. Wir beschäftigen uns daher aktuell mit der Frage, wie wir unser Geschäftsmodell so ausrichten, dass wir die Automatisierungs-Spezialisten optimal unterstützen können. Auf der anderen Seite machen wir derzeit eine interne Bestandsaufnahme, wo wir selbst bei Industrie 4.0 stehen. Langfristig wird die Smart Fab sicher der Weg sein, aber jedes Unternehmen ist erst mal an seine Investitionsgrundlagen gebunden, und der Einsatz neuer Tools muss sich amortisieren.«
Die Voraussetzungen für eine smarte Fabrik hat CCS aber bereits geschaffen. Sowohl ein MES zur Traceability wie auch eine EDI-Anbindung sind längst Standard für das Unternehmen. Eher kritisch sieht Kaiser die Frage nach der Arbeitswelt 4.0. Seiner Ansicht nach wird das Thema die Gesellschaft noch vor enorme Herausforderungen stellen.