Im Jahr 2016 belief sich der globale Handel mit gefälschten Waren laut einer Studie von OECD und EUIPO auf 460 Mrd. EUR, d. h. rund 3,3% des weltweiten Handels. Um die Risiken der Strafverfolgung zu minimieren und ihre Gewinne zu maximieren, diversifizieren professionelle Fälscherringe ihre Tätigkeitsfelder. Sebastian Fiedler, Vorsitzender des BDK Bund Deutscher Kriminalbeamter, bestätigt in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur, dass es „viele illegale und kriminelle Märkte gebe, die unfassbar groß seien: Drogen, Produkt- und Markenpiraterie, gefälschte Arzneimittel, Umwelt- und Internetkriminalität“. Die Fälscher nutzen vorhandene Strukturen und setzen für den globalen Vertrieb auf Internet, Social Media und Messenger-Dienste. Auch in Coronazeiten gilt Hochjunktur für Fälscher: Jüngst nahm die chinesische Polizei einen Fälscherring fest, der statt Impfstoff wirkungslose Kochsalzlösung in Ampullen abgefüllt hatte. Und Interpol warnt, dass derzeit keiner der zugelassenen Impfstoffe online zum Verkauf angeboten wird. „Wer im Internet beworbenen Impfstoff kauft, setzt sich einem hohen Risiko aus und gibt sein Geld organisierten Kriminellen“.
Laut EU-Kommission haben die europäischen Zollbehörden 2019 an den EU-Außengrenzen mehr als 41 Millionen rechtsverletzende Produkte mit einem Wert von über 760 Millionen Euro beschlagnahmt. Zu den Hauptursprungsregionen gehören u.a. China, Hong Kong und die Türkei. Eine Vielzahl der beschlagnahmten Produkte ist auf kleine Paketsendungen zurückzuführen, die auf Online-Bestellungen basieren. Nach wie vor ist auch der Seeweg ein wichtiger Kanal für den Versand gefälschter Waren. Aus einer aktuellen Studie des EUIPO und der OECD über internationale Containertransporte geht hervor, dass nur weniger als 2% aller Container physisch kontrolliert werden (können), was kriminellen Netzen erhebliche Möglichkeiten bietet, diesen Lieferkettenkanal zu missbrauchen.