Ein Problem ist nach wie vor, dass viele kleine und mittelständische Fertigungsdienstleister nach Aussage vieler EMS-Firmen nicht die finanziellen Mittel und personellen Ressourcen haben, um eine für viele MES-Systeme erforderliche Client-Server-Architektur zu betreiben. Nach Ansicht von Kletti ist »die Story mit den hohen Kosten aber schlichtweg ein Märchen, das sich in den vergangenen Jahren aufgebaut hat«. Auch werde hier der Begriff MES oft missverständlich verwendet, so Kletti. »Ein MES ist ja nicht ein homogener Klotz, der über ein Unternehmen gestülpt wird, sondern besteht gemäß MESA und auch VDI-Richtlinie 5600 aus einer Reihe von Modulen und Funktionalitäten«, erklärt der Professor.
»Der Anwender muss in der Tat prüfen, welche Funktionalität er wirklich benötigt und in welchem Ausmaß.« Das MPDV-System Hydra ist nach Aussage von Kletti eines der wenigen Systeme am Markt, das vollständig modular aufgebaut ist, das die Disziplinen Personal-, Qualitäts- und Fertigungsmanagement in sich vereint und von ganz kleinen bis ganz großen Anwendungen skalierbar ist. Diese Skalierbarkeit ist laut Kletti auch preislich gemeint. Während MPDV ausschließlich über die Skalierbarkeit argumentiert, adressieren andere MES-Anbieter die KMUs ausdrücklich mit findigen Cloud-Konzepten wie itac oder »speziellen Paketen für kleinere Firmen«, wie Siemens. Als erster Anbieter hat itac das Schlagwort »cloud based MES« mit Leben erfüllt: Der MES-Hersteller bietet seit kurzem über eine Partnerschaft mit Fujitsu ein Modell an, das ein MES für kleine Elektronikfertiger erschwinglich machen soll: Dabei kann der Kunde über internetbasierte Kommunikationsstrecken auf die zentral betriebene Server-Infrastruktur von Fujitsu zugreifen: »Fujitsu als Rechenzentrumsbetreiber übernimmt den zentralen Betrieb der MES-Hardware und Betriebssysteme, itac übernimmt den Applikations- und Datenbanksupport der zentralen MES-Infrastrukturkomponenten. Der KMU benötigt nur noch einen Internetzugang in seiner Fertigungsstätte«, beschreibt Meuser.
Nicht zuletzt hat auch der Software-Riese SAP das Potenzial von MES in der Elektronikfertigung erkannt und wird sein »SAP ME« auf der productronica erstmals der Elektronikfertigungsbranche präsentieren. Ob das System der Walldorfer, deren System bekannt ist für hohe Instandhaltungskosten, allerdings auch für den Fertigungs-Mittelstand geeignet ist, bezweifeln Branchen-Experten.