Doch nicht nur die Anforderungen an die Hardware steigen – auch in punkto Software-Funktionen sind die Fertigungsausrüster gefordert, beispielsweise beim Thema »Traceability«. »Traceability ist ein Treiber für die Softwareintegration in der Elektronikfertigung. Unsere Kunden müssen Traceability-fähig sein. Das erfordert, dass wir und andere Hersteller Daten über Software-Schnittstellen zur Weiterverarbeitung ausgeben«, so Volker Pape, Vorstand für Vertrieb, Internationales Geschäft und Unternehmensentwicklung bei Viscom. Darin sieht Techau eine große Herausforderung: »Gerade in Hinblick auf die Traceability brauchen wir Branchenstandards – sonst programmieren wir eine Unzahl von Schnittstellen.« Allerdings hapert es genau an diesem Punkt. Bislang gibt es solche Standards für die Maschinenschnittstellen im Bereich »SMT« noch nicht in übergeordneter Form. Vielmehr besteht eine Vielzahl an kommerziellen Lösungen.
Die große Spezialisierung bei Maschinen und Herstellern entlang der SMT-Linie – von der Layoutstation für die Platinen, über die Drucker und Bestückautomaten bis hin zu Öfen und optischen Kontrollsystemen – und der Jahrzehnte lang vorherrschende Fokus auf die Leistungskraft der Hardware hat dazu geführt, dass die Software-Integration vernachlässigt wurde. Ein softwaretechnischer »Handschlag« zwischen den einzelnen Spezialmaschinen der SMT-Linien oder gar eine Integration in übergeordneten Produktionsplanungs- und ERP-Systeme bleibt bisher die Ausnahme. Es gibt keine Standards, die Schnittstellen sind proprietär und oft nicht dokumentiert. Selbst bei Maschinen eines Herstellers ist nicht gesichert, ob sich Programmdaten zwischen zwei verschiedenen Serien oder Produktgenerationen austauschen lassen. »Befinden sich mehrere unserer AOI-Systeme in einer Linie, so können sich diese Daten untereinander austauschen und Testergebnisse gemeinsam nutzen – aber dieser Datenaustausch ist in unserer Branche schon die Ausnahme. Wir sehen das in den Traceability-Projekten unsere Automotive-Kunden, wo die Datenintegration nach wie vor eine große Herausforderung ist«, so Pape. Denn die Daten aller am Prozess beteiligten Maschinen müssen über verschiedene Schnittstellen aufwändig integriert werden, um den gesamten Fertigungsprozess abbilden und dokumentieren zu können.
Nicht zuletzt deshalb sieht Lauber in SMT-spezifischer Software großes Potenzial: »Mit unseren Bestückautomaten stellen wir das Herzstück der Linien, kennen naturgemäß die zu fertigenden Produkte, die gerüsteten Materialien und den Verbrauch. Als eine der ersten Hersteller bieten wir mit dem OIB-Konzept (Operation Information Broker) ein dokumentiertes und offenes Schnittstellenkonzept und damit eine herstellerübergreifende Integrationsplattform für die Elektronikfertigung.« Über die OIB-Plattform können Software-Programme unterschiedlicher Anbieter Informationen untereinander austauschen, um in heterogenen IT-Infrastrukturen die SMT-Prozessketten komplett und transparent abzubilden. Zusätzlich dazu bemüht sich Siplace mit der SMT-spezifischen Material- und Lagerverwaltungssoftware Siplace Facts um die Verbindung zwischen SMD-Automat und die Logistik in der Elektronikfertigung. Hier geht es darum, Daten aus unterschiedlichen Lagerinfrastrukturen - z. B. Paternoster-Systeme, ERP-Systeme und von den Maschinen - an der Linie für ein durchgängiges Bauteile-Handling vom Wareneingang bis zur Bestückung zu integrieren. Der Vorteil solch durchgängiger, software-gesteuerter Lösungen liegt nach Ansicht von Lauber auf der Hand: Die Situation in der SMT-Fertigung wird transparent, Unterdeckungen von Material werden bereits bei der Produktionsplanung sichtbar. Statt mit Erfahrungswerten und Sicherheitspuffern zu arbeiten, kann man besser und exakter am Bedarf planen.