Die Wirtschaftsleistung wurde im 2. Quartal 2020 von rund 44,7 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Das waren 574 000 Personen oder 1,3 % weniger als ein Jahr zuvor. Einen Rückgang der Erwerbstätigenzahl hatte es zuletzt in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise im 1. Quartal 2010 gegeben. Die Corona-Krise ist somit im 2. Quartal 2020 auch auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Dabei ist zu beachten, dass die Kurzarbeit sich nicht auf die Erwerbstätigenzahlen auswirkt, weil Kurzarbeitende weiter als Erwerbstätige zählen.
Der extreme Anstieg der Kurzarbeit im 2. Quartal 2020 zeigt sich bei der Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen: Diese verringerte sich nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit massiv um 8,8 % gegenüber dem Vorjahr. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen – ging entsprechend im selben Zeitraum noch stärker um 10,0 % zurück.
Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde – ging nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,5 % zurück. Je Erwerbstätigen war sie sogar um 10,2 % niedriger als im 2. Quartal 2019. In der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/2009 hatte es ähnlich hohe Rückgänge der Arbeitsproduktivität gegeben.
Sparquote der privaten Haushalte nahezu verdoppelt
In jeweiligen Preisen gerechnet war das BIP im 2. Quartal 2020 um 8,9 % und das Bruttonationaleinkommen um 8,3 % niedriger als ein Jahr zuvor. Das Volkseinkommen ging mit -7,3 % nicht ganz so stark zurück: Während das Arbeitnehmerentgelt nur um 3,6 % gegenüber dem Vorjahr fiel, gingen die Unternehmens- und Vermögenseinkommen aufgrund der Produktionsbeschränkungen nach ersten vorläufigen Berechnungen massiv um 17,6 % zurück. Die Bruttolöhne und -gehälter der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer lagen 4,8 % unter dem Niveau des 2. Quartals 2019, die Nettolöhne und -gehälter 4,3 %. Im Durchschnitt je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer sanken die Löhne und Gehälter weniger stark (brutto -3,9 %, netto -3,4 %). Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte war im 2. Quartal 2020 dank staatlicher Hilfen wie Kurzarbeitergeld nur um 0,8 % geringer als vor einem Jahr. Dagegen gingen die privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen zweistellig um 11,7 % zurück. Das relativ stabile Einkommen einerseits und die Konsumzurückhaltung andererseits führten zu einem erheblichen Anstieg des Sparens der privaten Haushalte. Nach vorläufigen Berechnungen ergibt sich daraus fast eine Verdopplung der Sparquote auf 20,1 % im 2. Quartal 2020 im Vorjahresvergleich (2. Quartal 2019: 10,2%).
Revision der bisherigen Ergebnisse und methodische Hinweise
Beginnend mit dem 2. Quartal 2020 hat das Statistische Bundesamt erstmals das BIP bereits 30 Tage nach Quartalsende veröffentlicht, und damit rund zwei Wochen früher als bisher. Die höhere Aktualität der Ergebnisse erfordert dabei mehr Zuschätzungen. Auch die größeren Unsicherheiten aufgrund der Corona-Pandemie können zu stärkeren Revisionen als sonst üblich führen. Mit der Berechnung der ausführlichen Ergebnisse des 2. Quartals 2020 hat das Statistische Bundesamt auch das Bruttoinlandsprodukt überarbeitet. Mit den seit der Schnellmeldung am 30. Juli 2020 neu verfügbaren statistischen Informationen ergab sich für das Bruttoinlandsprodukt eine Revision um 0,4 Prozentpunkte nach oben.
Neben der Neuberechnung des 2. Quartals 2020 hat das Statistische Bundesamt wie zu diesem Zeitpunkt üblich auch weiter zurückliegende Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen überarbeitet (ab 2015). Dabei ergaben sich für das Bruttoinlandsprodukt Änderungen der bisherigen Ergebnisse von bis zu 0,4 Prozentpunkten. Bei saison- und kalenderbereinigten Werten sowie bei Kettenindizes (wegen der Änderung des Referenzjahres 2015) kommt es darüber hinaus zu geringfügigen Änderungen der Zeitreihe ab 1991.